Gegen den erklärten Willen des Fuldaer katholischen Bischofs Heinz Josef Algermissen
hat die traditionalistische Priesterbruderschaft Pius X. am Sonntag in Fulda eine
Kapelle geweiht. Die Weihe nahm der deutsche Distriktobere der Bruderschaft, Franz
Schmidberger, vor. Dazu hatten sich rund 130 Menschen eingefunden. Der Bischof
selbst feierte zeitgleich nur wenige hundert Meter entfernt vor über 7.000 Gläubigen
den zentralen Festgottesdienst zum Bonifatiusfest, dem Fuldaer Bistumsfest. Nach Erkenntnissen
von „Spiegel online“ wollen die Traditionalisten Ende Juni in Fulda unerlaubt drei
Männer zu Priestern weihen. Falls dies stimme, handele es sich um eine „Provokation“,
erklärte der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen. Es sei ein Akt, der die
Einheit der Kirche gefährdende, so der Bischof gemäß „Spiegel online“. Nach Ansicht
der Deutschen Bischofskonferenz befindet sich die Bruderschaft noch immer im Zustand
der Suspension, also in einem vom Vatikan nicht geklärten Rechtsstatus. Der Vorsitzende
der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, schließe sogar eine erneute Exkommunikation
der Pius-Bischöfe nicht aus, wenn sie gegen den Willen Roms weitere Weihen vornehmen.
Die Piusbruderschaft geht auch auf Konfrontationskurs zum Regensburger Bischof Gerhard
Ludwig Müller. So halte die Bruderschaft an ihrem Vorhaben fest, in ihrem Priesterseminar
in Zaitzkofen in der Oberpfalz am 27. Juni drei Priester weihen zu lassen. Die Zeremonie
soll von Pius-Bischof Alfonso de Galarreta abgehalten werden, dessen Exkommunikation
erst im Januar von Papst Benedikt XVI. aufgehoben worden war. Der Regens des Seminars,
Pater Stefan Frey, bestätigte dem Bayerischen Rundfunk (BR), dass die Weihen
in Zaitzkofen stattfinden werden. Bischof Müller appellierte hingegen im BR an die
Piusbrüder, die Weihen abzusagen. Wörtlich sagte er: „Sie haben nur Zukunft in der
Kirche, gegen die Kirche wird es auch für diese Gemeinschaft keine Zukunft geben.“
Der Bischof argumentiert, es könne im Bistum nur ein Priesterseminar geben - und das
sei das Seminar St. Wolfgang in Regensburg.