„Christen haben gegenüber
jüdischen und muslimischen Mitbürgern eine besondere Verpflichtung“. Das betonte der
evangelische Landessuperintendent Thomas Hennefeld beim Eröffnungsgottesdienst der
„Langen Nacht der Kirchen“ in Wien. Die Kirchen dürften nicht den Eindruck erwecken,
als würden sie Zugeständnisse an Intoleranz und Feindseligkeit machen, so Hennefeld
weiter.
„Auch in Wien ist der Islam ein Teil der Gesellschaft, er gehört
zu uns. Und es ist beeindruckend und nicht nur mit Angst besetzt, sondern auch eine
Chance und bewundernswert, wenn Menschen in Moscheen niederfallen vor Gott, die absolut
nicht gewaltbereit und fanatisch sind.“ Die Kirche ist nur dann glaubwürdig,
wenn sie sich für Fremde, Flüchtlinge, Obdachlose und für jene einsetzt, „denen Gewalt
angetan wird mit Worten oder Taten“, so Hennefeld weiter. Die „lange Nacht“ solle
den Christen außerdem Anstoß geben ihren Glauben entschieden zu vertreten. Sie ist
ein gemeinsames Projekt aller 14 christlichen Glaubensgemeinschaften in über 700 Kirchen
in ganz Österreich.
„Eine Nacht der Kirchen, dass ist nicht nur ein Happening,
ist keine große bunte Seifenblase. Sie soll den Menschen etwas zeigen jenseits von
attraktiven Veranstaltungen. Nämlich das wir als Christinnen, Christen und Kirchen
einen Auftrag in dieser Welt haben und das das sichtbar wird. Das wir hinausgehen
sollen und heilen, blinde sehend und taube hörend machen.“ Kardinal Schönborn
rief anlässlich der „Langen Nacht“ Christen dazu auf, ein „Motor der Gesellschaft
zu sein“ und selbstbewusst „in die Öffentlichkeit hineinzuwirken“. Insgesamt zieht
der Wiener Kardinal eine positive Bilanz der „Langen Nacht der Kirchen“. Daran hatten
sich in der Nacht zum Samstag hunderttausende Gläubige in ganz Österreich beteiligt.
„Ich freue mich natürlich, dass die Zahlen weit über die Erwartungen hinausgehen
und was in den vergangenen Jahren war. Es zeigt sich einfach, dass die Idee eine gute
ist, sie spricht viele Menschen an, sie spricht vielen Menschen zu Herzen. Deshalb
kann ich mich als Bischof dieser Stadt nur darüber freuen.“ (kap 06.05.2009
ske)