Vatikan: Venezolanische Bischöfe sehen Religionsfreiheit in Gefahr
Die venezolanischen
Bischöfe sind seit Anfang Juni zum Ad-Limina-Besuch im Vatikan. Dabei informieren
sie Papst Benedikt XVI. und die Kurie über die aktuelle Situation und Projekte der
Kirche in Venezuela. Diese habe unter der Regierung von Staatspräsident Hugo Chàvez
einen schwierigen Stand, sagte gegenüber Radio Vatikan der Erzbischof von Caracas,
Kardinal Jorge Urosa Savino. Der Staat versuche sie in ihrem Wirken einzuschränken
und nähre antikirchliche Vorurteile:
„So wie die Regierung uns Bischöfen
ablehnend gegenübersteht und uns angreift, entstehen auch Bewegungen unter der Bevölkerung,
die das Leben der Kirche und die Religionsfreiheit stören. Ich glaube, für eine Regierung,
die alles kontrollieren will, ist jede Form von Widerspruch unbequem und auch Bereiche
und Auffassungen, die nicht unter der Aufsicht des Staates stehen, wie die Kirche.
Und daher kommt es dann zu negativen Einstellungen und Aggressionen, wie jüngst der
Angriff auf die Apostolische Nuntiatur in Caracas. All das schafft eine wirklich schwierige
Situation und ich glaube daher, dass es sehr wichtig ist, unter den vielen Rechten
der venezolanischen Bevölkerung, auch das Recht der Religionsfreiheit zu verteidigen.“ Der
soziale und wirtschaftliche Kurs der Regierung entzweie die Gesellschaft und sorge
für Spannungen, so der Kardinal weiter. Die Kirche wolle sich daher durch die Verkündigung
der christlichen Botschaft für Einheit und sozialen Frieden einsetzen – trotz aller
Anfeindungen.
„Natürlich haben wir dabei nie gegen die Verfassung oder
die Gesetze verstoßen. Wir haben einfach nur unsere Sorge im Bezug auf einige Punkte
deutlich gemacht, die unserer Meinung nach den sozialen und politischen Frieden sowie
das demokratische Leben in Venezuela gefährden. Das haben wir mit großer Bescheidenheit
und ohne jede Parteilichkeit erklärt, mit der Absicht, zum Frieden und Fortschritt
in Venezuela und zur Lösung seiner Probleme beizutragen.“ Die Kirche in Venezuela
wolle sich künftig vor allem in der Jugend- und Familienarbeit engagieren. Das hätten
die Bischöfe auch im Abschlussdokument ihrer fünften Generalversammlung Ende April
in Aparecida festgehalten. Die venezolanischen Bischöfe sind noch bis 18. Juni zu
Gesprächen im Vatikan.