2009-06-05 14:05:00

EU: Kirchen rufen zur Wahl


RealAudioMP3 „Am Haus Europa weiterbauen“ - so lautet der Aufruf der europäischen Bischöfe zur Europawahl, die noch bis Sonntag in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union im Gange ist. Die Wahlen für das Europaparlament seien „eine Gelegenheit, ein besseres Europa zu bauen“, schreiben die Oberhirten in einer Erklärung der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft, kurz COMECE. „Nach 64 Jahren friedlicher Entwicklung und 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, der die Teilung des Kontinents beendet hat, verdient der Fortgang der europäischen Integration unsere Anerkennung, trotz mancher Schwierigkeiten“, so die Bischöfe. Sie unterstützten Europa deshalb als - so weiter wörtlich - „ein Projekt der Hoffnung“ für seine Bürger.
Worum es den Bischöfen bei der Europawahl konkret geht, erläuterte die Pressesprecherin der COMECE, Johanna Touzel, im Gespräch mit Radio Vatikan:
„An erster Stelle steht ganz ohne Zweifel der Respekt vor der Würde der Person, und zwar sowohl zu Beginn wie auch am Ende des Lebens, genauso aber in der Arbeitswelt, in der Familie und in allen Bereichen, in denen die europäische Politik Einfluss auf das Leben der Menschen hat. Wir wissen, dass die EU keine Kompetenzen etwa in Fragen der Ehe oder der Abtreibung hat, sehr wohl aber im sozialen und wirtschaftlichen Bereich. Auch hier spielt die Menschenwürde eine Rolle. Den COMECE-Bischöfen ist es sehr wichtig, dass die künftigen Abgeordneten diese Würde respektieren. Das hat für sie oberste Priorität.“
Europa stehe für bestimmte Werte rund um Gerechtigkeit und Solidarität; diese ließen sich nicht im Alleingang verteidigen. Das betonte gegenüber Radio Vatikan der Vorsitzende der Internationalen Arbeitnehmerbewegung, Luca Jahier, und ruft trotz Europaverdrossenheit zur Stimmabgabe.
„Wir müssen verstehen, dass wir Teil einer komplexen Welt sind, über die wir uns informieren und an der wir uns aktiv beteiligen müssen. Die europäische Dimension bestimmt heute schon zum Großteil das Leben unserer Familien, unserer Betriebe und Gemeinschaften: Zwischen 70 und 80 Prozent der nationalen Gesetzgebung sind inzwischen direkt mit der europäischen Gesetzgebung verbunden.“
Die christlichen Wurzeln des Kontinents dürften nicht in einem Museum konserviert werden, sondern müssten ganz konkret am Leben gehalten werden, fordert der engagierte Katholik. Die „internationale Wirklichkeit“ könne so solidarischer und offener für die Armen werden, meint Jahier.
„Ich strebe nach einer Welt, die zumindest tripolar ist und nicht nur bipolar zwischen den USA und China ausgespannt. In dieser Welt kann Europa mit seinem Sozialmodell, mit seiner Sozialen Marktwirtschaft, mit seiner Idee von Freiheit, Solidarität und Einbeziehung der Schwachen, mit der Verteidigung der Menschenrechte und der Menschenwürde ein Bezugspunkt sein: nicht um die anderen zu kolonialisieren, sondern als Orientierung, wenn es darum geht, die Regeln der Globalisierung verändern zu wollen.“
(rv 05.06.2009 bp)







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