2009-06-05 14:22:54

D: Erstmals wieder orthodoxe Rabbiner ordiniert


Rabbiner Avraham Radbil – Fragen

Herr Radbil, Sie sind seit wenigen Tagen (seit dem 2. Juni) frisch gebackener Rabbiner, wie fühlt man sich?

Mit Ihnen und Ihrem Freund und Kollegen, Rabbiner Zsolt Balla, sind am Dienstag erstmals seit über 70 Jahren, seit der Reichspogromnacht 1938, in Deutschland wieder orthodoxe Rabbiner ordiniert worden. Ihre Ordination war also ein historischer Moment für ganz Deutschland – das jüdische wie nichtjüdische. Wie haben Sie persönlich diesen Moment erlebt?

Sie sind in der Ukraine geboren worden und mit 12 Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland, genauer nach Leipzig, gekommen. Ich habe gelesen, dass Sie aus einer nicht-religiösen Familie stammen. Wie kam es denn, dass Sie sich wieder stärker der Religion zugewandt haben? Und wieso zum orthodoxen Judentum?

Spielte da der deutsche Kontext eine Rolle? Wie ist es denn vergleichsweise um das jüdische Leben in der Ukraine bestellt?

Das jüdische Leben in Deutschland blüht endlich wieder auf – kann man das so sagen? (Oder ist das vielleicht eher eine Entwicklung, die bisher nur die Großstädte und weniger das „platte Land“ betrifft?)

Innerhalb des orthodoxen Judentums gibt es ja verschiedene Strömungen. Wenn ich richtig informiert bin, gehören Sie der „modern orthodoxen“ Strömung an. Was macht denn „modern orthodox“ aus, was ist darunter zu verstehen?

Vielleicht können Sie noch kurz etwas zu ihrem Studium am Rabbinerseminar zu Berlin erzählen. Wie sieht dort der Studienalltag aus?

Sie studieren ja selbst nebenbei noch Psychologie. Ist diese doppelte Ausbildung auch bei ihren ehemaligen Mitstudenten die Regel? Werden alle, die das Seminar besuchen, Rabbiner oder gehen sie auch zurück in andere Berufe?

Gibt es Austausch mit anderen jüdischen Organisationen, z. B. dem Abraham-Geiger-Kolleg oder auch Einrichtungen anderer Religionen?

Ihnen steht in Kürze ein Umzug nach Köln bevor, wo Sie als Assistent des Oberrabbiners der Synagogen-Gemeinde Köln antreten. Welche Aufgaben warten dort auf Sie? Mit welchen Hoffnungen und Erwartungen treten Sie diese Stelle an?

Köln hat ja eine der größten jüdischen Gemeinden in Deutschland, das Rheinland ist aber auch eine sehr katholische Region und gerade in Köln wird durch viele Zuwanderer aus der Türkei und dem arabischen Raum auch das muslimische religiöse Leben immer sichtbarer. In Berlin ist es ähnlich.
Spielt dieser multireligiöse Kontext bei Ihrer Arbeit als Rabbiner eine Rolle? Und wenn ja, wo sehen Sie gemeinsame Aufgaben und Ziele der verschiedenen Religionen innerhalb der deutschen Gesellschaft?







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