Viele Familien leiden
gegenwärtig an der Finanz- und Wirtschaftskrise. Mindestens 79 Millionen Menschen
leben in Europa unter der Armutsgrenze, so Experten. In Italien hat die katholische
Kirche deshalb einen Spezialfonds für in Not geratene Familien eingeführt. Rund 30
Millionen Euro sollen den Familien helfen, sich vor Armut zu schützen. Dazu kommt
noch eine weitere Summe aus dem Opfergeld, das an diesem Wochenende in den Kirchen
Italiens während den Sonntagsgottesdiensten eingesammelt wurde.
Bei der nationalen
Kirchenkollekte ging es nicht nur darum, möglichst viel Geld einzusammeln. Die Bischöfe
Italiens wollten damit auch ihr Projekt einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen.
Das erklärt der Wirtschaftsverantwortliche der italienischen Bischofskonferenz, Bischof
Giampietro Fasani.
„Das Opfergeld ist eine typisch christliche und vor allem
kirchliche Form, um den in Not geratenen Brüdern und Schwestern zu helfen. Ich denke,
dass diese Art der Spende auch eine Lehre für uns alle ist. Denn daraus lernen wir,
dass es Menschen gibt, die uns brauchen. Dabei spricht die Spende vor allem jene Gläubigen
an, die selber nicht direkt oder nicht stark von der Krise betroffen sind.”
Der
Solidaritätsfonds der italienischen Bischöfe versteht sich nicht als Geschenk an die
Familien. Das an die Bedürftigen gegebene Geld wird ausgeliehen.
„Denn wir
haben uns gut überlegt, wie man verantwortlich helfen kann. Das Geld, das wir nun
austeilen, möchten wir nicht einfach verschenken. Zusammen mit den italienischen Banken
haben wir daher ausgemacht, dass die Familien, die Geld von uns bekommen, diese Summe
irgendwann einmal zurückbezahlen sollen - und zwar ohne Zinsen und ohne ein bestimmtes
Rückgabedatum.“
Die Bischöfe Italiens gehen davon aus, dass die Krise bald
vorbei sein wird, so Fasani.
„Wir hoffen, dass das nicht eine zu optimistische
Einstellung ist. Wir haben die globale Krise gut analysiert und sind der Auffassung,
dass sie sich dem Ende zuneigt. Wir hoffen aber, dass die jetzigen Arbeitslosen bald
wieder eine Arbeit finden.“
Mit dem Solidaritätsfonds will die Kirche in
Italien auch ein klares Zeichen setzen, sagt Bischof Fasani, Ökonom bei der italienischen
Bischofskonferenz.
„Die Kirche möchte damit zum Ausdruck bringen, dass sie
den Menschen nahesteht, ihnen zuhört und in guten wie in schlechten Zeiten zu ihnen
hält. Die Kirche kann und soll vor allem in schweren Momenten da sein. Das ist meiner
Meinung nach die schönste Botschaft, die wir in diesen schwierigen Zeiten geben können.“