Papst: Gegen innere und äußere Umweltverschmutzung
Mit einer feierlichen
Messe im Petersdom hat Papst Benedikt an diesem Sonntag das Pfingstfest begangen.
Dabei warnte er vor geistiger Umweltverschmutzung und menschlicher Überheblichkeit.
Einen festlichen Akzent in St. Peter setzte der Kölner Domchor, der zusammen mit dem
Kölner Kammerorchester die so genannte „Harmoniemesse“ von Joseph Haydn aufführte.
„Gloria
in excelsis Deo“ – 200 Jahre nach seinem Tod gestalteten Haydn-Klänge die Pfingstmesse
mit dem deutschen Papst. Die „Harmoniemesse“ war eines der letzten großen Werke Joseph
Haydns; Benedikt bedankte sich für die Aufführung. Ansonsten gab es in seiner Predigt
aber eher ernste Töne: Der Papst ging auf die zwei Bilder ein, die die biblische Erzählung
von Pfingsten von der Herabkunft des Heiligen Geistes gibt: das Feuer und die Luft.
„Christus
ist kein zweiter Prometheus, der den Göttern das Feuer geraubt hätte; er ist stattdessen
zum Mittler der Gottesgabe geworden, indem er für uns die größte Liebestat der Geschichte
wirkte, nämlich seinen Kreuzestod. Und Gott will dieses Feuer jeder neuen menschlichen
Generation geben.“
„Kirche muß weniger aktivistisch werden“
„Wenn
wir wollen, daß Pfingsten nicht zu einem einfachen Ritus oder einer schönen Erinnerung
erstarrt, sondern ein jetziges Heilsgeschehen wird, dann müssen wir uns in die Lage
versetzen, Gottes Gabe zu empfangen – durch das Hören seines Wortes. Damit Pfingsten
in unserer Zeit neu Wirklichkeit wird, muß die Kirche vielleicht weniger aktivistisch
und betender werden...“
„So wie es eine Luftverschmutzung gibt, gibt es auch
eine des Herzens und des Geistes, die die spirituelle Existenz vergift. Und wie man
sich nicht mit Giften in der Luft zufrieden geben darf, darf man sich auch nicht mit
einer Verschmutzung des Geistes zufriedengeben! Wie schnell gewöhnt man sich doch
an so vieles, was den Geist und das Herz in unseren Gesellschaften vergiftet: zum
Beispiel Bilder, die die Lust, die Gewalt oder die Verachtung von Mann und Frau spektakulär
vorführen. Das ist eben Freiheit, heißt es dann – ohne daran zu denken, dass das alles
den Geist vor allem der jungen Generationen vergiftet und schließlich auch die Freiheit
selbst einschränkt. Das Bild vom Herabkommen des Heiligen Geistes im Sturm an Pfingsten
läßt uns hingegen daran denken, wie wertvoll es ist, reine Luft zu atmen – mit den
Lungen, aber auch mit dem Herzen!“
„Hiroshima – bleibende Mahnung“
„Wenn
der Mensch nicht mehr Bild und Gleichnis Gottes, sondern nur noch seiner selbst sein
will, erklärt er sich für autonom, frei, erwachsen. Diese Haltung zeigt eine falsche
Gottesbeziehung und ein falsches Gottesbild. In den Händen eines solchen Menschen
wird das Feuer gefährlich: Es kann sich gegen das Leben und die Menschheit selbst
wenden, wie die Geschichte leider zeigt. Als fortwährende Mahnung dafür bleiben die
Dramen von Hiroshima und Nagasaki bestehen: Dort hat die Atomenergie, die für kriegerische
Zwecke eingesetzt wurde, in bisher nie dagewesenem Ausmaß Tod gebracht.“
Der
Heilige Geist, der an Pfingsten kommt, „vertreibt aber auch die Angst“, so der Papst
weiter in seiner Pfingstpredigt. Das Thema variierte er dann beim Mittagsgebet des
„Regina Coeli“ auch in deutscher Sprache:
„Die liturgischen Texte des Pfingstfestes
weisen uns auf das vielfältige Wirken des Heiligen Geistes hin. Der göttliche Beistand
läßt die Apostel die Angst überwinden, so daß sie vor allen Völkern der Erde zu mutigen
Zeugen Christi werden. Der Geist reinigt und spendet Leben, er führt zur Wahrheit,
entzündet die Liebe und stiftet Gemeinschaft. Nach all dem sehnen wir uns auch heute
und bitten Gott um die Gabe seines Geistes für die Kirche und die ganze Welt. Der
Herr erfülle euch alle mit dem Feuer und der Kraft des Heiligen Geistes. Frohe Pfingsten!”
In
seiner Ansprache auf polnisch erinnerte Benedikt an seinen Vorgänger aus Polen, Papst
Johannes Paul. Dreißig Jahre sei es nun her, dass dieser bei seinem historischen ersten
Besuch in der Heimat nach der Papstwahl in Warschau ausgerufen habe: “Sende aus deinen
Geist, und er wird das Angesicht der Erde – dieser Erde! – erneuern!“ Heute, so Benedikt
wörtlich, „sind wir Zeugen des Wandels, den es in der Welt gegeben hat“.