2009-05-31 12:53:13

D: „Es gibt mehr als Aktienkurse“


RealAudioMP3 In ihren Predigten zum Pfingstfest haben deutsche Bischöfe die Christen dazu gedrängt, sich kräftig in der Gesellschaft und der Kirche zu engagieren. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, meinte in Heidelberg: Gerade in der gegenwärtigen Krise brauche es eine neue Offenheit und den Mut, „uns wieder neu auf die Werte zu besinnen, die dem Gemeinwohl dienen“. Vertrauen, Solidarität und Rücksicht seien keine Floskeln, sondern geistererfüllte Grundlage für ein gelingendes Leben. Die Christen hätten den Auftrag, den Menschen genau diese Perspektive aufzuzeigen, auch und gerade dann, wenn vieles ins Wanken gerate. Zollitsch wörtlich: „Wir haben der Welt zu sagen, dass es mehr gibt als Aktienkurse und Kapitalanlagen“.

Gegen eine Ökonomisierung der Gesellschaft wandte sich der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst. In einer Zeit, in der nur die Gesetze des Marktes und kalte Finanzregeln herrschten, gehe viel Mitmenschlichkeit verloren, sagte er im Rottenburger Dom. Christen sollten durch Toleranz und Solidarität Gegenakzente setzen. Sie sollten auch am politischen Willensbildungsprozess teilnehmen, etwa durch eine Stimmabgabe bei der Europawahl von Anfang Juni.

„Wo die Kurzatmigkeit von Trends die Langlebigkeit von tragenden Überzeugungen aufweicht“, wird die Luft zum Leben nach den Worten dünner. Das meinte der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Der Bischof wörtlich: „Wo sich der Smog der Diesseitigkeit auf die Einstellung der Menschen zum Kind, zur Zukunft und zum ethisch Verantwortbaren legt, erstickt irgendwann das Leben.“

Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff prangerte eine „Geistlosigkeit“ in der Finanzwelt an. Banker und Wirtschaftsbosse hätten über ihre Verhältnisse auf Kredit gelebt, Grenzen nicht geachtet und Sicherheiten übergangen. Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker warf den Entscheidungsträgern in der Finanzwelt Verantwortungslosigkeit vor. Ihre Gier nach Profit habe „ein
unvorstellbares Maß angenommen“.

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx ermutigte zur Stimmabgabe und erinnerte an die Diskussion um eine Verankerung des Gottesbezuges in der Präambel einer europäischen Verfassung. Gott brauche dies nicht, aber „wir brauchen die Erkenntnis: Wir sind nicht Gott.“ Die Botschaft von der Würde des Menschen sei gerade in der derzeitigen Phase der Krise unverzichtbar, so Marx.

Unterdessen gedachte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am Pfingstsonntag der Verabschiedung der „Barmer Theologischen Erklärung“ vor 75 Jahren. Der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber bezeichnete sie in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche als auch heute noch „verbindlich und wegweisend“. Sie habe bleibende Bedeutung „in der Klarheit des Glaubens, in der Gewissheit des kirchlichen Auftrags und in der Verantwortung für die Zukunft unserer Welt“.

(rv/kna/pm/domradio köln 31.05.2009 sk)







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