2009-05-29 17:29:32

D/Indien: Weihbischof König über die Christen in Indien


RealAudioMP3 Sogar der Papst war voll des Lobes über die Wahl in Indien: Das Land habe der Welt gezeigt, dass dieser „Schlüsselprozess der Demokratie“, eben die Wahl, auch in einer so großen Nation nicht nur möglich sei, sondern auch in einer zivilen und friedlichen Atmosphäre ablaufen könne, sagte Benedikt XVI. vergangene Woche der neuen Botschafterin Indiens beim Heiligen Stuhl, Chitra Narayanan, als diese ihre Beglaubigungsschreiben überreichte. Der Wahlsieg der Kongresspartei, der die Beobachter auf der ganzen Welt positiv überraschte, lässt nun vor allem Indiens religiöse Minderheiten auf die Stärkung ihrer Rechte hoffen. Der Paderborner Weihbischof Matthias König war jüngst in Indien, um sich selbst ein Bild von der Lage vor Ort zu machen, vor allem die der Christen.

Weihbischof König, der für die Missionshilfe des Erzbistums Paderborn verantwortlich ist,
beschreibt die katholische Kirche in Indien als sehr „lebendig“ und „überzeugt“. Die Kirchen seien während der Messen stets ausgefüllt; die Menschen identifizieren sich bewusst mit ihrem Glauben, so König.

„Wir waren mit dem Erzbischof von Kottajam zur Visitation in einer Gemeinde. Um zehn Uhr war die Kinder- und Jugendmesse mit anschließender Katechese, in der die ganze Kirche voll war mit Kindern vom Vorschulalter bis hin zum Abitur. Ich fragte: „Wie viele kommen denn zu dieser Messe?“ Die Antwort war: „Schlicht und einfach alle.“ Und ich hatte keinen Zweifel, dass das nicht wirklich so ist. Wer dort Christ ist und nicht abgefallen, der praktiziert seinen Glauben.“

Dieser Glaube beschränkt sich nicht nur auf die Sonntagsmesse. Die Menschen zeigen in allen Bereichen des Lebens, dass sie überzeugte Christen und Katholiken sind.

„Man sieht den Leuten an, dass sie religiös sind, dass ihnen der Glaube wichtig ist. Man merkt einfach an deren Haltung, deren Andacht, deren Frömmigkeit, dass der Glaube in ihrem Leben fest verwurzelt ist.“

Besonders beeindruckt hat den Weihbischof aus Paderborn die selbstlose Nächstenliebe an den Ärmsten der Armen. Dort werde das Evangelium richtig gelebt. Weihbischof König:

„Berührt hat mich in einem Umfeld, das kaum christlich geprägt ist, welches Zeugnis die Christen dadurch geben, dass sie sich um diejenigen kümmern, um die sich in der hinduistischen Gesellschaft bislang keiner gekümmert hat. Aufgrund dieses Denkens, wenn ich eben krank, alt und schwach bin, muss ich in meinem früheren Leben irgendetwas ausgefressen haben, weshalb ich in dieser Form wiedergeboren wurde. Die Christen haben wirklich durch ihre Hinneigung zu den Kranken, Armen, Behinderten und den Alten solche Zeichen gesetzt, dass andere jetzt auch anfangen mit ihnen zu arbeiten und etwas für diese Benachteiligten zu tun. Und das zeigt, Christen können wirklich Sauerteig sein, auch wenn sie nur ganz wenige sind.“

Um diesen Sauerteig aufgehen zu lassen, braucht man natürlich geistige Berufungen. Und den allgemeinen Trend zum Rückgang der Berufungen merkt man auch in Indien, sagt Weihbischof König. Das habe nicht nur mit den Verfolgungen der letzten Jahre zu tun.

„Wir haben gehört, dass zwar mit wachsendem Wohlstand die Zahl der Berufungen zurückgeht, weil auch die Familien kleiner werden. Dementsprechend merken die Orden und Diözesen, dass sie weniger Novizinnen oder weniger Priesterkandidaten haben. Aber für deutsche Verhältnisse sind das immer noch unglaublich Zahlen. Wir haben beispielsweise Ordengemeinschaften besucht; die einen hatten 18 Aspirantinnen, 12 Postulantinnen, 14 Novizinnen in einem Kurs. Das ist soviel wie fast alle tätigen Ordensgemeinschaften unseres Bistums nicht einmal zusammen haben.“

(rv 29.05.2009)









All the contents on this site are copyrighted ©.