Der Wiener Bildhauer
Alfred Hrdlicka hat für den Wiener Stephansdom ein Bronzerelief geschaffen – das ist
eine ungewöhnliche Nachricht. Erst recht nach dem Eklat, den eine Hrdlicka-Ausstellung
kürzlich im Dommuseum ausgelöst hat. Die Arbeit des Künstlers ist ein Porträt der
Ordensfrau und NS-Märtyrerin Schwester Restituta Kafka; sie wurde 1998 seliggesprochen.
Das in Kreuzform gestaltete Porträt ist seit Mittwoch in der Barbara-Kapelle von St.
Stephan zu sehen. Bei der feierlichen Segnung des Kunstwerkes betonte Dompfarrer Toni
Faber, das Abbild der Ordensfrau stehe für die Verpflichtung, allen Bedrohungen der
Menschenwürde - über weltanschauliche Unterschiede hinweg - zu widerstehen. Die Hartmannschwester
war 1943 zusammen mit sechs kommunistischen Straßenbahnern hingerichtet worden. Der
81-jährige Künstler Hrdlicka ist erklärter Kommunist; in seinen Werken beschäftigt
er sich häufig mit biblischen Motiven.
Faber ging auf die „gar nicht selbstverständliche“
Zusammenarbeit zwischen der Dompfarre und Hrdlicka ein; sie sei Frucht einer Ausstellung
des Wiener Dommuseums über religiöse Aspekte im Schaffen des Bildhauers. Zur Beauftragung
Hrdlickas sei es nach einem Gespräch mit dem Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph
Schönborn, gekommen.
Der Anteil an Katholiken und Kommunisten im NS-Widerstand
sei deutlich höher gewesen als jener der Sozialisten, bekannte der frühere SP-Politiker
Heinrich Keller. Hrdlicka vereine beide Haltungen in seiner Person, er sei als überzeugter
Marxist ein „zutiefst katholischer Künstler - ohne Katholizismus gäbe es ihn gar nicht“.
Hrdlicka selbst bestätigte diese Prägung in einem kurzen Statement: Er sei schon vor
40 Jahren „katholischer Künstler“ gewesen, und obwohl er aus einem atheistischen Elternhaus
stamme, liege sein Vater unter einem Kreuz begraben. Die an der Nordseite des Doms
gelegene Barbarakapelle dient als Meditationsraum und ist jeden Tag für Betende zugänglich.