Auf eigene Ansprüche
verzichten und dem Gemeinwohl dienen – das sollten Christen aus Solidarität mit den
Armen. Dazu lud Papst Benedikt bei der Generalaudienz an diesem Mittwochvormittag
ein. Vor tausenden Besuchern auf dem Petersplatz setzte der Papst die Reihe seiner
Katechesen über große Gestalten der mittelalterlichen Kirche fort. Im Zentrum stand
diesmal der byzantinische Mönch und Heilige Theodoros Studites, der zwischen dem späten
8. und frühen 9. Jahrhundert als Abt in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, wirkte.
Theodoros sei leuchtendes Beispiel für ein selbstloses und gottgeweihtes Leben, so
der Papst: „Energisch und ohne Scheu vor Verfolgung, Bestrafung und Exil hat er
die Verehrung der heiligen Ikonen verteidigt. Dabei stand für ihn nicht nur eine Frömmigkeitsform
auf dem Spiel, sondern das gläubige Festhalten an der Menschwerdung Christi, dass
Gott in Christus wirklich in die sichtbare Welt eingetreten ist und in der ganzen
sichtbaren Welt uns begegnet.“ Mit Tatendrang habe Theodoros sich auch für
eine Erneuerung des monastischen Lebens eingesetzt, erläuterte Benedikt. Seine Ordensregeln
seien bis heute von großer Bedeutung für die Klostergemeinschaften des Ostens.
„Die
nach ihm benannte „studitische Reform“ betonte das disziplinierte, geordnete und arbeitsame
Gemeinschaftsleben nach den evangelischen Räten. Wobei er besonders auch die Arbeit
als einen Weg betont, zu Gott zu kommen und darauf drängt, dass die Frucht der Arbeit
nicht dem Einzelnen, sondern Armen gehört. Theodoros unterrichtete seine Mönche konkret
und praktisch in dieser Form des gottgeweihten Lebens und forderte von ihnen einen
wahren Gehorsam ein, die Befreiung von dem Eogoismus, der nur sich selbst als Maßstab
nimmt... Er spricht vom „Martyrium des Gehorsams“ als Gegengewicht zum Hochmut des
Nur-sich-selbst-Gehörens.“ Traditionell richtete der Papst nach seiner Katechese
Grüße in verschiedenen Sprachen an die tausenden Pilger und Besucher, die sich bei
schwülem Wetter auf dem Petersplatz versammelt hatten, und spendete ihnen seinen Segen.
Den deutschsprachigen Pilgern gab er mit auf den Weg:
„Das Beispiel des
heiligen Theodoros und seiner Mönchsgemeinschaft zeigen uns, wie wir gemeinsam als
Glieder des einen Leibes Christi unsere Berufung zur Heiligkeit leben können. Dies
ist gerade auch in unserer vom Individualismus geprägten Zeit ein Ansporn, auf eigene
Ansprüche zu verzichten und dem Wohl des Ganzen zu dienen. Dazu erbitten wir den Beistand
des Heiligen Geistes, den Christus seiner Kirche verheißen hat, gerade am Vorabend
des Pfingstfestes. Wir bitten erneut darum, dass der Herr seinen Geist über die Kirche
und über die ganze Welt ausgießen möge. Gesegnete Pfingsten!“ (rv 27.05.2009 ad)