2009-05-25 12:58:59

Brasilien: Ein Bischof kämpft um Wasser


RealAudioMP3 Der Landbevölkerung und den Bauern darf ihre Lebensgrundlage nicht entzogen werden. Mit dieser Forderung kämpft der Bischof von Barra, Dom Luiz Flavio Cappio, im Osten Brasiliens gegen die Pläne der Regierung, den Rio São Francisco, den zweitgrößten Fluss Brasiliens, umzuleiten. Das Wasser soll auf diese Weise der Großindustrie zufließen, fehlen aber wird es den Menschen auf dem Land. Bischof Cappio hat jüngst auch in Deutschland auf das Problem aufmerksam gemacht. Veronica Pohl berichtet.

Der Rio São Francisco ist Lebensader für Millionen Brasilianer und absolut unverzichtbar für die Landwirtschaft. Nun soll er an den Kleinbauern vorbei umgeleitet werden, um die zahlreichen Fabriken für die Zuckerrohrverarbeitung mit Wasser zu versorgen. Das beraubt die Menschen vor Ort ihrer Lebensgrundlage, macht Bischof Cappio deutlich:

„Im Nordosten Brasiliens gibt es ohnehin wenig Wasser. Deshalb sollten alle Investitionen in das Wasser für die Menschen gedacht sein, damit sie und ihre Tiere hinreichend damit versorgt sind - und nicht für die industrielle Nutzung des Wassers. Wenn das Wasser nur industriell genutzt wird, ohne seine eigentliche essentielle Bedeutung zu sehen, ist das eine ethische Sünde.“

Immer größere Zuckerrohrplantagen entstehen, um mehr Biotreibstoff an das Ausland liefern zu können. Dagegen protestieren nun tausende Brasilianer aus allen Schichten der Bevölkerung, berichtet Bischof Cappio:
 
„Nichtregierungsorganisationen, Indigene Völker, Kleinbauern, Akademiker, Studenten, religiöse Gruppen und die normale Bevölkerung haben sich in vielen Protestbewegungen organisiert. Aber die Regierung ignoriert diese Proteste komplett, es gibt keinen Dialog mit der Zivilbevölkerung. Es kommt bei der Genehmigung des Projektes auch zu Unregelmäßigkeiten in der Justiz, Wirtschaft und Politik. Unsere Forderung ist, dass die internationale Gemeinschaft sich dieses Problems annimmt. Denn unsere Regierung geht nicht ein auf die zahlreichen Proteste aus der ganzen Bevölkerung. Deshalb sind wir jetzt auch in Deutschland, um unser Problem bekannt zu machen Es sollte international Druck auf unsere Regierung ausgeübt werden.“

Menschen in Lateinamerika zahlen mit Entbehrungen für den hohen Lebensstandard Europas und des Westens im Allgemeinen - für Dom Luiz Cappio wiederholt sich damit ein heikler Punkt in der Geschichte des lateinamerikanischen Kontinents:

„Unser zentrales Anliegen in den Gesprächen hier ist, dass sich nicht das alte Modell der Kolonialmächte wiederholt. Denn wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass die Länder im Norden auch heute noch damit fortfahren, die südlichen Länder auszubeuten, wie das in der Geschichte bereits geschehen ist. Die nördlichen Länder sollten die Quellen für ihre Energiegewinnung verändern, um Brasilien nicht weiter auszubeuten. Unsere Probleme stammen deshalb ursprünglich aus den Ländern im Norden. Denn wir liefern ihnen den Rohstoff für die Energiegewinnung. Das ist ein Rückschritt in das alte Kolonialmodell, der wieder rückgängig gemacht werden muss.“

Bischof Cappio ist 2007 sogar in einen Hungerstreik getreten, um international auf sein Anliegen aufmerksam zu machen. Nun setzt er seinen Weg auf politischer Ebene fort. In diesem Mai hat der Kirchenmann für sein außerordentliches Engagement den Weltbürgerpreis der Freiburger Kantstiftung erhalten.

(rv 25.05.2009 vp)











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