Für eine Kultur des
Dialogs, gegen Gewalt und für den Aufbau demokratischer Staaten sollten Christen und
Moslems gemeinsam eintreten. Das geht aus dem Schlussdokument eines interreligiösen
Treffens in der jordanischen Hauptstadt Amman hervor. „Religion und Zivilgesellschaft“
war das Thema der gemeinsamen Tagung des Königlichen Instituts für Interreligiöse
Studien und des Päpstlichen Rats für interreligiösen Dialog.
Kardinal Jean-Louis
Tauran, der Präsident des Päpstlichen Dialogrates, leitete die Delegation aus dem
Vatikan. Er sagte nach dem Treffen gegenüber Radio Vatikan:
„Es ist wichtig,
dass die muslimischen Gläubigen mit uns in einem Punkt übereinstimmen: Dass nämlich
unsere beiden Religionen Werte vermitteln sollen, die zum Aufbau von Kultur und Gesellschaft
beitragen, damit die Menschen in Freiheit und gegenseitigem Respekt leben können.
Von den Religionen geht keine Gefahr oder Bedrohung aus, sie leisten vielmehr einen
Beitrag zum Gemeinwohl.“
Religionen spielten eine besondere Rolle beim
Aufbau eine Gesellschaft, die nicht nur auf Machtstreben gründet, so die Teilnehmer
des Treffens. In ihrem abschließend veröffentlichten Fünf-Punkte-Programm plädierten
sie außerdem für demokratische Staaten, die das gleichberechtigte Miteinander unterschiedlicher
Volksgruppen, Kulturen und Religionen respektieren und für eine Erziehung der Jugendlichen
zu gegenseitigem Respekt und zu einer Kultur des Dialogs.
Die Nahost-Reise
des Papstes habe in den Beziehungen zwischen Christentum und Islam zwar keine neue
Seite aufgeschlagen, erklärte Tauran nach dem Treffen, doch die positive Resonanz
auf den Besuch Benedikts XVI. in der Moschee in Amman und im Jerusalemer Felsendom
habe auch die Begegnung zwischen Königlichem Dialoginstitut und Päpstlichem Dialograt
positiv beeinflusst. Ein nächstes Treffen ist innerhalb der nächsten zwei Jahre in
Rom geplant.
Der Papst habe während des Aufenthalts im Nahen Osten seine Sicht
des interreligiösen Dialogs dargelegt, so Kardinal Tauran.
„Die Ansprachen
war sehr wichtig und haben gerade die Verbindung zwischen Vernunft und Glaube, die
Verbindung zwischen Glaube und Kultur angesprochen. Ich denke, der Papst hat sehr
gut gezeigt, wie die Gläubigen der drei großen Religionen Werkzeuge für den Frieden
sein können. Nicht die Religionen führen Krieg, sondern einzelne ihrer Anhänger.“
Das
gemeinsame Friedenslied in Nazareth, bei dem der Papst spontan anderen Religionsführern
die Hände gereicht hatte, wollte der päpstliche Dialogbeauftragte nicht überbewerten.
Tauran: „Das Bild war sehr stark und hat sicher dazu beigetragen,
sein Ansehen zu stärken. Die Menschen im ganzen Mittelmeerraum sind sehr empfänglich
für solche Gesten. Aber ich denke, dass es auch wichtig ist, auf die Worte des Papstes
zu hören, auf das, was er jenseits der Gefühlsebene vermitteln wollte: Er hatte eine
Botschaft - ich würde sagen - der Menschlichkeit.“