Ein großes Ereignis
für eine kleine Stadt, die dennoch auf der Landkarte der christlichen Geschichte
des Abendlandes eine herausgehobene Stellung hat: Stefan Kendzorra mit Eindrücken
aus Montecassino.
In der ganzen Innenstadt von Cassino wehen gelb-weiße Vatikan-Fanen
von den Balkonen. „Herzlich Willkommen, Heiliger Vater“ oder „Eine große Freude“ steht
auf den zahlreichen Plakaten überall in der Stadt. Ganz Cassino bereitet sich mit
Hochtouren auf den Papstbesuch vor, und das bis auf den letzten Drücker. Der Altar
für die Messe auf dem großen Platz wird wahrscheinlich erst am Sonntagmorgen fertig.
Für den Architekten des Altars, Guseppe Dicano, ist der Papstbesuch das bisher größte
und schwierigste Ereignis seiner Laufbahn:
„Ein Besuch des Heiligen Vaters
ist das Höchste, wodurch man berührt werden kann. Es ist nicht irgendein Ereignis,
sondern DAS Ereignis. Im Gegensatz zu anderen Events hat man hiervor sehr großen Respekt.
Es macht mich deshalb sehr stolz, an diesem Projekt mitarbeiten zu dürfen. Es ist
das höchste der Gefühle. Dafür werden wir wahrscheinlich noch bis kurz vor der Messe
am Sonntagmorgen am Altar arbeiten, weil immer wieder Probleme auftreten.“
Am
Sonntag ist die kleine Industriestadt praktisch lahmgelegt. Aus Sicherheitsgründen
dürfen die Einwohner mit ihren Autos nicht in die Stadt und müssen sich an zigtausenden
Touristen vorbeidrängen. Giuliana Gianitta meint, dass deshalb einige Einwohner dem
Papstbesuch etwas skeptisch sehen.
„Die Menschen in Cassino sind ein wenig
besorgt, weil es viele Vorsichtsmaßnahmen gibt. Wir fühlen uns alle ein bisschen verloren.
Es gibt z.B. am Sonntag keine Parkplätze, weil die Autos nicht in der Innenstadt stehen
dürfen. Das ist unangenehm, weil wir dann zu Fuß in die Stadt kommen müssen...“
Doch
den logistischen Herausforderungen zum Trotz: Die meisten Menschen in Cassino freuen
sich auf den Besuch des Papstes und sehen darin auch eine Chance. Eisverkäufer Mariani
Gangagomo erwartet außerdem ein gutes Geschäft am Sonntag, aber auch die ganze Stadt
profitiere von dem Besuch.
„Der Besuch des Papstes ist eine große Chance
für die Stadt Cassino, für die Menschen und den Monte Cassino. Und es ist auch eine
Chance, weil Cassino genau zwischen Rom und Neapel liegt und dazwischen etwas verloren
und vergessen erscheint. Der Besuch des Papstes wird die Aufmerksamkeit der Menschen
auf die Stadt lenken.“
Den Nachmittag verbringt Benedikt oben im Kloster,
auf dem Montecassino. Auch hier laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Carlo Minotti
sägt und schraubt gerade an den Absperrungen in der Kirche. Es wird langsam hektisch
so kurz vor dem Besuch.
„Es gibt ein Problem mit der Sicherheit und ein
Zeitproblem. Vor allem wenn wir es besonders würdig und es dem Papst angemessen machen
wollen. Man kann ja nicht einfach improvisieren, wie wir es vielleicht machen würden,
wenn der italienische Staatpräsident zu uns kommt...! Wenn der käme, dann würden wir
improvisieren. Aber es kommt der Papst – da muss man die Dinge richtig machen!“
Pater
Antonio von den Benediktinern in Monte Cassino sieht eine besondere Verbundenheit
zwischen dem Papst und dem Kloster. Joseph Ratzinger sei schon als Kardinal oft in
das Kloster gekommen und heiße ja auch als Papst nicht umsonst – Benedikt.
„Es
ist sicherlich ein sehr wichtiger und historischer Moment für das Kloster und die
gesamte Kommunität. Auch deswegen, weil der er schon als Kardinal öfters hier war
und den Kontakt zu uns auch jetzt, als Papst, nicht abbricht. Wir beten alle zur Zeit
sehr für den Heiligen Vater und seinen Besuch bei uns.“ (rv 22.05.2009 ske)