2009-05-22 15:27:39

Vatikan/Italien: Impressionen aus Montecassino


RealAudioMP3 Ein großes Ereignis für eine kleine Stadt, die dennoch auf der Landkarte der christlichen Geschichte des Abendlandes eine herausgehobene Stellung hat: Stefan Kendzorra mit Eindrücken aus Montecassino.

In der ganzen Innenstadt von Cassino wehen gelb-weiße Vatikan-Fanen von den Balkonen. „Herzlich Willkommen, Heiliger Vater“ oder „Eine große Freude“ steht auf den zahlreichen Plakaten überall in der Stadt. Ganz Cassino bereitet sich mit Hochtouren auf den Papstbesuch vor, und das bis auf den letzten Drücker. Der Altar für die Messe auf dem großen Platz wird wahrscheinlich erst am Sonntagmorgen fertig. Für den Architekten des Altars, Guseppe Dicano, ist der Papstbesuch das bisher größte und schwierigste Ereignis seiner Laufbahn:

„Ein Besuch des Heiligen Vaters ist das Höchste, wodurch man berührt werden kann. Es ist nicht irgendein Ereignis, sondern DAS Ereignis. Im Gegensatz zu anderen Events hat man hiervor sehr großen Respekt. Es macht mich deshalb sehr stolz, an diesem Projekt mitarbeiten zu dürfen. Es ist das höchste der Gefühle. Dafür werden wir wahrscheinlich noch bis kurz vor der Messe am Sonntagmorgen am Altar arbeiten, weil immer wieder Probleme auftreten.“

Am Sonntag ist die kleine Industriestadt praktisch lahmgelegt. Aus Sicherheitsgründen dürfen die Einwohner mit ihren Autos nicht in die Stadt und müssen sich an zigtausenden Touristen vorbeidrängen. Giuliana Gianitta meint, dass deshalb einige Einwohner dem Papstbesuch etwas skeptisch sehen.

„Die Menschen in Cassino sind ein wenig besorgt, weil es viele Vorsichtsmaßnahmen gibt. Wir fühlen uns alle ein bisschen verloren. Es gibt z.B. am Sonntag keine Parkplätze, weil die Autos nicht in der Innenstadt stehen dürfen. Das ist unangenehm, weil wir dann zu Fuß in die Stadt kommen müssen...“

Doch den logistischen Herausforderungen zum Trotz: Die meisten Menschen in Cassino freuen sich auf den Besuch des Papstes und sehen darin auch eine Chance. Eisverkäufer Mariani Gangagomo erwartet außerdem ein gutes Geschäft am Sonntag, aber auch die ganze Stadt profitiere von dem Besuch.

„Der Besuch des Papstes ist eine große Chance für die Stadt Cassino, für die Menschen und den Monte Cassino. Und es ist auch eine Chance, weil Cassino genau zwischen Rom und Neapel liegt und dazwischen etwas verloren und vergessen erscheint. Der Besuch des Papstes wird die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Stadt lenken.“

Den Nachmittag verbringt Benedikt oben im Kloster, auf dem Montecassino. Auch hier laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Carlo Minotti sägt und schraubt gerade an den Absperrungen in der Kirche. Es wird langsam hektisch so kurz vor dem Besuch.

„Es gibt ein Problem mit der Sicherheit und ein Zeitproblem. Vor allem wenn wir es besonders würdig und es dem Papst angemessen machen wollen. Man kann ja nicht einfach improvisieren, wie wir es vielleicht machen würden, wenn der italienische Staatpräsident zu uns kommt...! Wenn der käme, dann würden wir improvisieren. Aber es kommt der Papst – da muss man die Dinge richtig machen!“

Pater Antonio von den Benediktinern in Monte Cassino sieht eine besondere Verbundenheit zwischen dem Papst und dem Kloster. Joseph Ratzinger sei schon als Kardinal oft in das Kloster gekommen und heiße ja auch als Papst nicht umsonst – Benedikt.

„Es ist sicherlich ein sehr wichtiger und historischer Moment für das Kloster und die gesamte Kommunität. Auch deswegen, weil der er schon als Kardinal öfters hier war und den Kontakt zu uns auch jetzt, als Papst, nicht abbricht. Wir beten alle zur Zeit sehr für den Heiligen Vater und seinen Besuch bei uns.“
(rv 22.05.2009 ske)








All the contents on this site are copyrighted ©.