2009-05-20 13:42:45

D: Lehmann verteidigt Vorgehen bei Kulturpreis


Im Streit über die Vergabe des Hessischen Kulturpreises hat der Mainzer Kardinal Karl Lehmann sein Vorgehen verteidigt. In einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ am Mittwoch wies Lehmann Behauptungen zurück, er habe den Ausschluss des Preisträgers Navid Kermani gefordert. Wörtlich schreibt der Mainzer Kardinal: „Mit keinem Wort habe ich den Ausschluss von Navid Kermani vom Preis auch nur insinuiert, geschweige denn erwartet oder gar angemahnt.“ Allerdings habe er gegenüber Ministerpräsident Roland Koch (CDU) deutlich gemacht, dass er angesichts der Positionen Kermanis den Preis ohne weitere Klärungen nicht annehmen könne. Kermani habe bei seinen Äußerungen über das Kreuz Sensibilität und Respekt vor dem christlichen Glauben vermissen lassen.
Weiter erklärte Lehmann: „Ich musste mir vorstellen, welche Bildunterschriften zu lesen wären, wenn ich in dieser Situation und möglicherweise noch im Bischofsgewand neben Navid Kermani den Preis entgegengenommen hätte.“ Er habe sich die Kommentare derer ausgemalt, die ihn deswegen verhöhnt hätten, heute aber über ihn herfielen, weil er sich dieses Szenario ersparen wollte.“ Auch habe er sich seinen Mitchristen gegenüber korrekt verhalten wollen, so Lehmann.
Weiter stellte Lehmann klar, dass er um eine konstruktive Lösung des Dilemmas bemüht war. Spielraum dafür hätte es auch nach seinem Brief an Koch noch gegeben, so der Kardinal. Er habe gedacht, Kermani hätte seine Äußerungen erläutern können. „Aber ihn darum zu bitten, konnte nicht meine Aufgabe sein.“ Er habe nie in Frage gestellt, dass Kermani das Recht habe, seine Meinung zu anderen Glaubensüberzeugungen zu äußern, schreibt Lehmann. Voraussetzung für ein wirkliches Gespräch der Religionen untereinander sei jedoch der Respekt vor der „Andersheit des Anderen“. „Die bescheideneren, aber klärenden Grenzen eines jeden religiösen Dialogs müssen wir wohl noch gemeinsam besser entdecken.“ Dies könne auch mit dem Konflikt um den hessischen Kulturpreis erreicht werden.
Gemeinsam mit Lehmann hatte auch der ehemalige Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Peter Steinacker, abgelehnt, mit Kermani mit dem Hessischen Kulturpreis 2009 für Verdienste um den interreligiösen Dialog ausgezeichnet zu werden. Beide werfen dem Schriftsteller vor, in einem Zeitungsbeitrag das Kreuz als zentrales christliches Glaubenssymbol fundamental und unversöhnlich angegriffen zu haben. Die für den 5. Juli vorgesehene Verleihung des Hessischen Kulturpreises war am Montag wegen des Streits um die Vergabe verschoben worden. Das Kuratorium hatte ursprünglich Lehmann, Steinacker, den Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden, Salomon Korn, und Kermani als Preisträger ausgewählt. Nach der Ablehnung Kermanis durch Lehmann und Steinacker entschied das Kuratorium, den Preis nun doch nicht an den muslimischen Autor zu vergeben.

(faz/kna 20.05.2009 ad)







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