D: 60 Jahre Grundgesetz - Rückbesinnung auf Grundwerte gefordert
Zum 60. Jahrestag des Grundgesetzes am kommenden Samstag (23. Mai) haben Kirchenvertreter
und katholische Organisationen zur Achtung der grundgesetzlich garantierten Menschenwürde
aufgerufen. Mit dieser Fundamentalnorm stehe und falle das Selbstverständnis der Bundesrepublik,
erklärte der Berliner Kardinal, Georg Sterzinsky, am Mittwoch im Hörfunk Berlin-Brandenburg.
Deshalb müsse der Respekt vor der Menschenwürde Maßstab von Politik und Gesetzgebung
sein, betonte Sterzinsky. Dies gelte „sowohl im uneingeschränkten Schutz des Lebens
als auch beim Austragen gesellschaftlicher Konflikte - gerade in Zeiten der Krise“,
so der Kardinal.
Die Friedensbewegung Pax Christi hat zum 60. Jubiläum
des Grundgesetzes einen Kurswechsel bei der Sicherheits- und Sozialpolitik gefordert.
In einer Erklärung von diesem Mittwoch äußerte Pax Christi ein „entschiedenes Nein
zu einer Politik militärischer Auslandseinsätze“. Diese stünde im Widerspruch zum
Friedensangebot des Grundgesetzes. Scharf kritisierte die Organisation Bestrebungen,
das Grundgesetz der unantastbaren Menschenwürde im Hinblick auf mögliche Extremsituationen
aufzuweichen. Dazu zähle Telefonüberwachung ebenso wie Überlegungen, Passagierflugzeuge
bei vermuteten terroristischen Verbrechen abzuschießen. Weiter sprach sich Pax Christi
für einen „Vorrang der Humanität gegenüber Flüchtlingen statt Abschiebung und Abschottung
an den EU-Außengrenzen“ aus. Zudem müsse es in Deutschland mehr Solidarität mit den
Armen geben. Die Wirksamkeit einer Rechtsordnung habe sich auch in Zeiten wirtschaftlicher
Krisen und sozialer Konflikte zu erweisen. Das gelte auch für das Postulat: „Eigentum
verpflichtet“, so Pax Christi.
Das Grundgesetz sei ein Instrument, mit dem
der Wohlstand aller auch in unruhigen Zeiten vermehrt werden könne, erinnerte auch
das deutsche Kolpingwerk. In einer Mitteilung vom Mittwoch betonte der Bundesvorsitzende
des Kolpingwerks und Abgeordnete, Thomas Dörflinger, das Grundgesetz sei die Basis,
auf der sich in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg eine lebendige Demokratie entfalten
konnte. Es zeige der Tagespolitik Grenzen auf und helfe, Grundsätze erkennbar zu machen.
Weiter forderte er eine bessere Realisierung des Verfassungsgerichtsauftrags im Sinne
einer dauerhaft tragfähigen Sozialpolitik. Politiker aller Couleur seien aufgerufen,
die Prinzipien des Grundgesetzes, die auch im Einklang mit denen der katholischen
Soziallehre stünden, einzuhalten.