USA: Bischöfe kritisieren Obama-Auftritt an katholischer Universität
Gemischt sind die
Reaktionen auf katholischer Seite nach den jüngsten Äußerungen von US-Präsident Barack
Obama zur Abtreibungsdebatte. Bei seiner Rede an der renommierten katholischen Universität
Notre-Dame im US-Bundesstaat Indiana hatte Obama zu mehr gegenseitigem Respekt aufgerufen,
zwischen Lebensschützern auf der einen Seite und Befürwortern einer „freien Wahl“
im Fall einer ungewollten Schwangerschaft auf der anderen. Statt einander zu „dämonisieren“,
sollten sie „zusammenarbeiten, damit sich weniger Frauen zu einer Abtreibung entschließen“.
„Obama
auf der Suche nach einer gemeinsamen Basis“, titelt die Vatikanzeitung „Osservatore
Romano“ in ihrer Dienstagsausgabe. In seiner Rede habe Obama erneut signalisiert,
dass die Verabschiedung des so genannten „Wahlfreiheitsgesetzes“, das Abtreibung als
Grundrecht verankern will, für seine Regierung keine Priorität habe. Zugleich hebt
die Vatikanzeitung den versöhnlichen Tenor der Obama-Rede hervor: „Obama hat Amerikaner
jeder Religion und ideologischen Überzeugung dazu aufgerufen, sich für ein gemeinsames
Anliegen die Hände zu reichen, nämlich um die Zahl der Abtreibungen zu verringern.“
Weiter betonte der Osservatore die respektvollen Worte des Präsidenten gegenüber christlichen
Lebensschützern, die er aufgefordert habe, ihre Überzeugungen auch weiter leidenschaftlich
zu verteidigen. Auch habe der Demokrat die Bedeutung ethischer Kriterien für die Gesundheitspolitik
eingeräumt. Scharfe Kritik an Obamas Auftritt kam von Seiten einiger katholischer
US-Bischöfe. Die Verleihung der Ehrendoktorwürde an den Präsidenten durch die Notre-Dame-Universität
stelle eine „Prostitution“ der katholischen Identität und Moralprinzipien dar. Das
sagte der Erzbischof von Denver, Charles Chaput, am Montagnachmittag gegenüber der
Nachrichtenagentur CNA. Da Obama die „Wahlfreiheit“ zur Abtreibung unterstütze, habe
er die Auszeichnung einer katholischen Universität nicht verdient. „Die Direktion
von Notre Dame hat der Kirche einen wahrhaft schlechten Dienst erwiesen. Der Schaden
wird bleiben“, so der Erzbischof wörtlich. Negativ beurteilte auch der Erzbischof
von San Antonio im Bundesstaat Texas die Ehrung des Präsidenten. Obamas Wertepluralismus
klinge zunächst „nach einer vernünftigen Art und Weise, in einer freien Gesellschaft
zu leben, in der es verschiedene Religionen, Ansichten und Lebensstile gibt“, so der
Erzbischof. Die Krux sei allerdings, dass das in der Praxis bedeute: „Wenn alles wahr
ist, ist alles erlaubt.“ Dies aber stünde im Widerspruch zur moralischen Absolutheit
der Kirche.