2009-05-19 15:43:37

Israel: „Starke Geste“ oder „schön“?


Die interreligiösen Begegnungen mit Papst Benedikt XVI. in Israel werden im Nachhinein sehr unterschiedlich bewertet: Nach Ansicht des Direktors des jüdischen Elijah-Interfaith-Instituts, Alon Goschen-Gottstein, hat das gemeinsame Friedenslied der Religionsvertreter in Nazareth nach dem „missglückten Treffen“ von Jerusalem vielen Menschen wieder Mut gemacht. Das Bild des Papstes, Hand in Hand mit Juden, Muslimen und Drusen singend, sei eine „starke Geste“ gewesen, sagte der Rabbiner am Montag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Vatikansprecher Pater Federico Lombardi hatte das Friedenslied des Rabbiners beim Treffen des Papstes mit Religionsführern als „genialen Einfall“ bezeichnet.
Der Vikar der hebräischsprachigen Gemeinde, David Neuhaus, bezeichnete die Idee eines gemeinsamen Friedensliedes hingegen als „schön“, aber nicht der Realität des interreligiösen Dialogs im Heiligen Land entsprechend. Das Treffen in Nazareth sei vom israelischen Außenministerium geplant worden, das auch die Redner ausgewählt habe. Die Jerusalemer Begegnung mit Vertretern, die die Religionsgemeinschaften selbst bestimmten, habe dagegen ein „authentisches Bild“ abgegeben: „Wir streiten, schreien uns an und reden hinterher hoffentlich wieder miteinander“, sagte der Jesuit, der für das Jerusalemer Treffen verantwortlich war: „Wir stehen hingegen selten Hand in Hand und singen Friedenslieder“. Die Realität im Heiligen Land sei „viel komplexer, als der erste Eindruck glauben machen“ wolle, betonte Neuhaus. In jedem Fall werde der Dialog zwischen den offiziellen Religionsvertretern weitergehen.
Im Jerusalemer Notre-Dame-Zentrum hatte der muslimische Vertreter, Scheich Taisir Al-Tamimi, entgegen den Planungen das Mikrofon ergriffen und auf Arabisch Israel harsch kritisiert. Drei Tage später in Nazareth stimmte Goschen-Gottstein nach der Ansprache des Papstes ein Friedenslied an und forderte die Versammelten zum Mitsingen auf. Danach habe er einen „Sturm der Zustimmung“ erfahren, so der Rabbiner. Bilder könnten manchmal Fakten schaffen; darum sei die Geste wichtig gewesen.
(kna/rv 19.05.2009 bp)









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