2009-05-18 10:37:43

Letzter Tag der Heilig-Land-Reise


An Freitag, dem letzten Tag seiner Heilig-Land-Reise, hat Papst Benedikt XVI. den griechisch-orthodoxen Patriarchen, Theophilos III., und weitere Führer der christlichen Gemeinschaften im Heiligen Land getroffen. Damit steht der Abschluss der Reise noch einmal ganz im Zeichen der Ökumene und des interreligiösen Dialoges.
Die Grabeskirche in Jerusalem war die letzte Gebetsstation der päpstlichen Pilgerreise. Im Anschluss stand ein Besuch in der armenisch-apostolischen Patriarchalkirche St. Jakob und bei Patriarch Torkom Manoukian auf dem Programm.
Die letzte von insgesamt 28 offiziellen Ansprachen hielt Papst Benedikt gegen 13 Uhr 30 während der Abschiedszeremonie am Flughafen von Tel Aviv. Rückblickend auf seine insgesamt achttägige Nahost-Reise verurteilte das Kirchenoberhaupt erneut den Holocaust. Unter einem „gottlosen Regime, das eine Ideologie des Antisemitismus und des Hasses verbreitete“ seien Juden „brutal ausgetilgt worden“.
Am Nachmittag ist das Kirchenoberhaupt nach Rom zurückgekehrt. An Bord einer Boeing 777 der israelischen Airline „El Al“ landete Papst Benedikt nach einem etwa dreistündigen Flug um 16.43 Uhr auf dem Flughafen Ciampino. (rv)


Papst beim Abschied: „Juden wurden brutal ausgetilgt“ - „Zwei-Staaten-Lösung darf kein Traum bleiben“
Benedikt XVI. hat zum Ende seiner insgesamt achttägigen Reise ins Heilige Land den Holocaust erneut scharf verurteilt. Unter einem „gottlosen Regime, das eine Ideologie des Antisemitismus und des Hasses verbreitete“ seien Juden „brutal ausgetilgt worden“, sagte der Papst an diesem Freitag während der Abschiedszeremonie am Flughafen von Tel Aviv. „Dieses entsetzliche Kapitel der Geschichte darf nie vergessen oder geleugnet werden!“
In der letzten von 28 offiziellen Ansprachen blickte Benedikt zurück auf seinen Aufenthalt in Israel und bezeichnete den Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als einen der „feierlichsten Augenblicke“.
„Dort traf ich auch mit einigen Überlebenden zusammen. Diese tief bewegenden Begegnungen brachten mir meinen Besuch vor drei Jahren im Vernichtungslager Auschwitz in Erinnerung, wo so viele Juden – Mütter, Väter, Eheleute, Söhne, Töchter, Brüder, Schwestern, Freunde – durch ein gottloses Regime, das eine Ideologie des Antisemitismus und des Hasses verbreitete, brutal ausgetilgt worden sind. Dieses entsetzliche Kapitel der Geschichte darf nie vergessen oder geleugnet werden!“
Er sei als Freund zu Besuch gekommen, betonte Benedikt XVI., „als Freund der Israelis“ ebenso wie „als Freund des palästinensischen Volkes“.
„Ein Freund der Israelis und der Palästinenser kann nur traurig sein über die weiter bestehende Spannung zwischen Ihren beiden Völkern. Ein Freund kann nur weinen angesichts des Leids und des Verlusts von Menschenleben, die beide Völker in den vergangenen sechs Jahrzehnten erlitten haben.“
Den Besuch an der israelischen Sperrmauer bezeichnete Benedikt als einen „der traurigsten Anblicke während meines Besuchs“. Er habe dort für eine Zukunft „in Frieden und Eintracht“ und „gegenseitiger Achtung und Vertrauen zueinander“ gebetet. Vor militärischen Abordnungen am Flughafen von Tel Aviv, vor dem Friedensnobelpreisträger und Staatspräsidenten Shimon Peres sowie dem rechtsgerichteten Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu verzichtete das Kirchenoberhaupt bei aller Brisanz einmal mehr nicht auf politische Aussagen. Er wisse, wie schwierig es sei, Frieden und Gewaltverzicht im Nahen Osten zu erreichen:
„Kein Blutvergießen mehr! Keine Kämpfe mehr! Kein Terrorismus mehr! Kein Krieg mehr! Lasst uns stattdessen den Teufelskreis der Gewalt durchbrechen! Lasst bleibenden Frieden herrschen, der auf Gerechtigkeit gründet, lasst echte Versöhnung und Heilung walten. Es möge allgemein anerkannt werden, dass der Staat Israel das Recht hat, zu existieren und Frieden und Sicherheit innerhalb international vereinbarter Grenzen zu genießen. Ebenso möge anerkannt werden, dass das palästinensische Volk ein Recht auf eine souveräne, unabhängige Heimat, auf ein Leben in Würde und auf Reisefreiheit hat. Die Zwei-Staaten-Lösung möge Wirklichkeit werden und nicht ein Traum bleiben. Von diesen Ländern her soll sich der Frieden ausbreiten, sie sollen als ein „Licht für die Völker“ (Jes 42,6) dienen und den vielen anderen Regionen, die unter Konflikten leiden, Hoffnung bringen.“ (rv)
Mehr hören und lesen Sie in diesem Beitrag von Birgit Pottler: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287876
Lesen Sie hier die Papstansprache in voller Länge: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287845
 
Papst: Ökumenisches Klima hat überzeugt!
Überall habe er Bereitschaft zum Dialog und zur Zusammenarbeit getroffen, sagte der Papst auf seinem Rückflug nach Rom zu den mitgereisten Journalisten. Das gelte für seine Begegnungen mit Juden, Christen und Muslimen im Heiligen Land gleichermaßen. Die Schwierigkeiten in der Region seien enorm, so der Papst in einer ersten kurzen Rückschau auf die Reise. „Das wissen wir, das haben wir gehört und gesehen. Aber ich habe auch gesehen, dass alle ein tiefes Sehnen nach Frieden verspüren.“ Er selbst sei als Pilger des Friedens in den Nahen Osten gekommen und hoffe, dass viele ihm folgen werden. Auch hob er das gute Klima im ökumenischen Miteinander zwischen der katholischen Kirche und den orthodoxen Glaubensgemeinschaften vor Ort hervor. Weiter dankte der Papst den anwesenden Journalisten für ihre Arbeit, die die Welt an seiner Pilgerreise habe teilhaben lassen. Abschließend bekundete er erneut seine großen Hoffnungen für den Frieden im Heiligen Land. (rv)
Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00162310.RM
Die Papstworte in einer Übersetzung von Zenit: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=288055

 
Israel nimmt Abschied: Peres dankt Papst
Israels Staatspräsident Shimon Peres hat Papst Benedikt XVI. zum Abschied für dessen Friedensmission im Heiligen Land gedankt. Besonders wichtig sei gewesen, dass der Papst sich deutlich gegen jedes Vergessen und Leugnen des Holocaust sowie zum Kampf gegen Antisemitismus und jede Form der Ausgrenzung ausgesprochen habe. „Das hat unsere Herzen und unseren Verstand berührt“, sagte Peres an diesem Freitag bei der Abschiedszeremonie am Flughafen von Tel Aviv.
Benedikt habe einen „bedeutenden Beitrag für die Entstehung neuer Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan“ geleistet. Seine Pilgerreise sei „überzeugender Beweis des dauerhaften Dialogs zwischen dem jüdischen Volk und Millionen Christgläubigen in aller Welt“. Peres unterstrich den Einsatz des Papstes für eine Lösung des Nahost-Konflikts, „für Frieden und Sicherheit zwischen uns und unseren Nachbarn“ und „ein Leben ohne Angst und Tränen“. Israel antworte darauf mit dem „aufrichtigen Wunsch nach Frieden: Frieden mit unseren Nachbarn, mit unseren entfernt wohnenden Feinden, Frieden mit allen“, so Peres, ohne einzelne Konfliktpunkte konkret zu benennen.
Der Friedensnobelpreisträger mahnte zugleich vor Gewalt im Namen der Religion. Politische und religiöse Führer stünden „heute vor der großen Herausforderung, Religion von Terrorismus zu trennen“. Der Glaube an „einen Gott des Lebens und des Respekts vor dem Leben“ sei allen großen monotheistischen Religionen gemeinsam und dränge dazu, jene „feige Fanatiker“ zu verurteilen, die mit dem Bild „eines Gottes, der Mord und Terror erlaube und sogar dazu ermuntere“ die Religion verfälschen wollen. (rv/agi)
Zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00162325.RM

 
Papst am leeren Grab Christi: „Mitten ins Herz getroffen“
Es war die letzte Gebetsstation seiner achttägigen Pilgerreise ins Heilige Land: Benedikt XVI. besuchte an diesem Freitagvormittag die Grabeskirche in Jerusalem. Er kam als Pilger, und sein Aufenthalt an jener Stelle, wo Jesus Christus – der Überlieferung nach - von den Toten auferstanden ist, sollte im Zeichen des Gebetes stehen. Stille Einkehr zu halten, war Papst Benedikt dabei schier nicht möglich. Gedrängt voll war die Grabeskirche, zu viele Menschen, überall Sicherheitspersonal und Medienleute. Dennoch schien der Papst sehr bewegt vom biblischen Ort der Auferstehung. Seine Worte in der Grabeskirche, die er als „eigenes Herz der Kirche“ betrachtete:
„Wenn wir an diesem heiligen Ort stehen und dieses wundersame Ereignis bedenken, wie können wir da nicht „mitten ins Herz“ getroffen sein wie jene, die als erste die Predigt des Petrus am Pfingsttag hörten? Hier ist Christus gestorben und auferstanden, und er stirbt nicht mehr. Das leere Grab spricht zu uns von Hoffnung, von der Hoffnung, die uns nicht zugrunde gehen lässt, da sie die Gabe des lebendigen Geistes ist. Das ist die Botschaft, die ich euch heute, am Ende meiner Pilgerreise ins Heilige Land, hinterlassen möchte. Möge durch Gottes Gnade die Hoffnung in den Herzen aller Menschen, die in diesen Ländern wohnen, stets neu aufsteigen! Möge sie in euren Herzen wurzeln, in euren Familien und Gemeinschaften bleiben und in einem jeden von euch ein immer treueres Zeugnis für den Friedensfürsten anregen!“
Friede und Versöhnung – für diese stehe die Grabeskirche in eindeutiger Weise. Das sei mehr als alles andere der Wunsch des Papstes für die Menschen in Jerusalem und dem Heiligen Land. So könne die Grabeskirche als Hoffnungszeichen einer besseren Zukunft der Menschen stehen. Der Papst:
„Mit diesen Worten der Ermutigung, liebe Freunde, beende ich meine Pilgerreise zu den heiligen Stätten unserer Erlösung und Wiedergeburt in Christus. Ich bete, dass die Kirche im Heiligen Land stets neue Kraft aus der Betrachtung des leeren Grabes des Heilands schöpfen möge. Sie ist gerufen, in diesem Grab all ihre Angst und Furcht zu begraben, um jeden Tag wieder aufzustehen und ihren Weg durch die Straßen von Jerusalem, Galiläa und darüber hinaus fortzusetzen und dabei den Triumph der Vergebung Christi und die Verheißung neuen Lebens zu verkünden. Als Christen wissen wir, dass der Friede, nach dem dieses von Streit zerrissene Land sich sehnt, einen Namen hat: Jesus Christus. „Er ist unser Friede“, der uns mit Gott in einem einzigen Leib durch das Kreuz versöhnte und die Feindschaft beendete. In seine Hände lasst uns dann vertrauensvoll all unsere Hoffnung für die Zukunft legen, genau wie er in der Stunde der Finsternis seinen Geist in die Hände des Vaters legte.“ (rv)
Zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00162285.RM
Papstansprache im Wortlaut: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287746
 
Papst am Ort des Leidens und Sterbens Jesu – Eindrücke
Das Gebet in der Jerusalemer Grabeskirche war ein bewegender Moment für das Kirchenoberhaupt.
Lesen und hören Sie die Eindrücke unseres Korrespondenten Stefan von Kempis: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287818
 
 
Ökumenetreffen: Papst fordert Ortskirchen zu Einheit und Zusammenarbeit auf
Am letzten Tag seiner Nahostreise hat Benedikt XVI. eindringlich zur Ökumene aufgerufen. Die christlichen Gemeinschaften im Heiligen Land sollten auf ein Leben in Religionsfreiheit und friedlicher Koexistenz hinwirken und dadurch auch die Einheit der Kirche stärken. Das betonte Benedikt bei zwei ökumenischen Treffen an diesem Freitagmorgen. Das Kirchenoberhaupt war zunächst mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen, Theophilos III., zusammengetroffen und wenig später auch mit dem Patriarch der armenisch-apostolischen Kirche, Torkom Manoukian. Dabei würdigte der Papst, die bisherigen Schritte der Annäherung:
„Unsere heutige von einer Atmosphäre der Herzlichkeit und der Freundschaft geprägte Zusammenkunft ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Einheit, die der Herr für alle seine Jünger erbittet. Dieser vom Gebet getragene Dialog hat durch die Überwindung der Belastungen von Missverständnissen der Vergangenheit Fortschritte gemacht und geht einer viel versprechenden Zukunft entgegen.“
Guter Wille, rechte Gelehrsamkeit und geistliches Verlangen – die gelte es laut Benedikt mit vollem Einsatz in die Ökumene einzubringen, sagte er vor den Vertretern der griechischen Orthodoxie. Zugleich wünschte er sich „neuen Schwung“ für die zukünftige Zusammenarbeit.
Aus ihrem gemeinsamen pastoralen Anliegen heraus, seien die Konfessionen besonders in Jerusalem zur brüderlichen Zusammenarbeit und gegenseitigen Unterstützung aufgefordert, so Benedikt.
„Mir scheint, dass der größte Dienst, den die Christen Jerusalems ihren Mitbürgern erweisen können, die Erziehung und Ausbildung einer kommenden Generation gebildeter und engagierter Christen ist, die den innigen Wunsch haben, in großherziger Weise zum religiösen und zivilen Leben dieser einzigartigen und heiligen Stadt beizutragen.
Er bete darum, dass „die von den Christen Jerusalems angestrebten Ziele als übereinstimmend mit denen aller Einwohner, gleich welcher Religionszugehörigkeit, verstanden werden“. Sein inniger Wunsch für die Menschen in Nahost sei:
„Ein Leben in Religionsfreiheit und friedlicher Koexistenz und – besonders für die jungen Menschen – unbehinderter Zugang zu Ausbildung und Beruf, die Aussicht auf ein angemessenes Wohnen und ein Zuhause für die Familien sowie die Chance, von wirtschaftlicher Stabilität zu profitieren und auch selber dazu beizutragen.“ (rv)
Der Beitrag von Veronica Pohl zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00162284.RM
Papstansprache im Griechisch-orthodoxen Patriarchat: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287745
Papstansprache in der Armenisch-apostolischen Patriarchalkirche: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287750
ZWISCHENBILANZEN, EINSCHÄTZUNGEN, REAKTIONEN:Deutschland: Zollitsch lobt Papstreise und Rede in Yad Vashem
Eine positive Bilanz der Papstreise ins Heilige Land hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, gezogen. „Ich bin beeindruckt von der klaren Sprache des Heiligen Vaters“, sagte der Freiburger Erzbischof an diesem Freitag im Gespräch mit Radio Vatikan.
Der jüngste Streit um den Holocaust-Leugner Williamson spiele in Israel keine Rolle mehr, sagte Zollitsch mit Blick auf die Kritik des Zentralrats der Juden in Deutschland an der Ansprache Benedikts XVI. in Yad Vashem. Bei seinen Gesprächen vor Ort habe er erlebt, „dass die Frage Williamson passee ist“. Die Stellung des Papstes zum Holocaust sei klar, „da gibt es gar keine Missverständnisse“ und das müsse nicht immer wieder neu in Erinnerung gerufen werden.
Der Papst habe während seiner insgesamt achttägigen Nahost-Reise „klare Zeichen gesetzt, dass die Religionen gemeinsam dem Frieden und der Verständigung dienen sollen“, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz weiter. Wörtlich: „Diese Botschaft haben viele verstanden, weil es eine Botschaft ist, nach der sich auch viele sehnen.“ Benedikt XVI. versuche Brücken zu bauen und Perspektiven in die Zukunft zu zeigen. Zwar sei das Kirchenoberhaupt keine politische Macht, sondern „eine moralische Autorität“, sagte Zollitsch, doch die Menschen im Heiligen Land hofften, dass seine Botschaft „auch in den USA gehört wird“.
Zollitsch besuchte zeitgleich mit Benedikt XVI. das Heilige Land. Er und der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Kurt Koch, begrüßten den Papst im Caritas Baby Hospital in Bethlehem; die 1978 von dem Schweizer Pater Ernst Schnydrig ins Leben gerufene Spezialklinik versorgt jährlich rund 30.000 Kinder unabhängig von Staats- oder Religionszugehörigkeit. Vor allem die deutschen und Schweizer Bistümer finanzieren diese einzige Kinderklinik in den Palästinensergebieten. (rv)
Hören und lesen Sie hier das gesamte Interview; es führte Birgit Pottler: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287911

 
Bertone: Papst gab Beispiel des Dialogs
Auf schnelle Ergebnisse in den Verhandlungen zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl hofft Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone nach der Heilig-Land-Reise des Papstes. In der politisch äußerst angespannten Situation im Nahen Osten habe Benedikt XVI. ein positives Beispiel gegeben, sagte Bertone gegenüber Radio Vatikan:
„Die Worte und das Beispiel des Papstes waren für alle Zeichen der Ermutigung, der Hoffnung und des Dialogs. Der Papst hat konkrete Felder, Richtungen und Methoden des Dialogs aufgezeigt, die alle auf dem Gebot der Liebe basieren, was ja ein gemeinsames Wort der Juden, Christen und Moslems ist. Alle hoffen wir also darauf, dass die Mission des Papstes und seiner Mitarbeiter in ihren jeweiligen Bereichen in dieser Region reich und dauerhaft Frucht bringt.“ (rv)
Mehr in diesem Beitrag von Birgit Pottler: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287762

 
Vatikansprecher: „Reise war ein großer Erfolg“
Benedikt XVI. habe seine Friedensbotschaft mit besonderer Tiefe vermittelt. So lautet eine erste Bilanz von Vatikansprecher Pater Federico Lombardi zur Papstvisite in Nahost. Unser Jerusalem-Korrespondent Stefan Kempis hat den Vatikansprecher, der Papst Benedikt während seiner Heilig-Land-Reise begleitete, kurz vor dem Rückflug nach Rom nach seinen Eindrücken gefragt:
Pater Lombardi, wie ist Ihre Bilanz der Papstreise?
Für mich ist die Reise des Papstes deswegen ein großer Erfolg, weil seine Friedensbotschaft mit einer besonderen Tiefe vermittelt wurde. Der Papst hat aber nicht nur gesprochen, er hat auch viel zugehört, das hat er oft bewiesen. Er hat den vielen Reden zugehört, mit ihren verschiedenen Ansichten und Problemen, der Juden, Moslems und der Christen der verschiedenen Konfessionen und Riten. Die Reden waren auch oft sehr gespannt und emotional aufgeladen. So hat er die Probleme aus den verschiedenen Perspektiven kennen gelernt, was er auch als Erfahrung mitbringen wird. Er hat hier eine Beziehung zum Heiligen Land aufgebaut, die weitergehen wird. Er wird in der Zukunft dem Heiligen Land noch sehr viel zu sagen haben. Es bleibt nicht nur bei seiner ersten Botschaft, die sehr klar war.
Der Papst hat in seinen Reden und Predigten auch politisch sehr klar gesprochen. Klarer, als viele das erwartet hatten, zumal seine Reise als Pilgerreise angekündigt war.
Der Papst hat immer gesagt, dass er als religiöser Führer kommt und als Hirte der Katholischen Kirche. Aber er hat auch immer gesagt, dass unser Glaube Konsequenzen für unser Leben hat.  Der Glaube hat immer klargestellt, dass die Gerechtigkeit die Grundlage für den Frieden ist. Und in diesem Sinne muss man auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Denn Frieden zu bilden bedeutet, die konkreten Probleme zu sehen und versuchen sie zu lösen. Natürlich hat der Papst gesagt, dass er keine politische Lösung parat hält, aber er hat ganz klare grundlegende Prinzipien. Beispielsweise das fundamentale Recht dieser Menschen auf ihre Heimat. Das solle durch eine klare politische Lösung durchgesetzt werden. Der Papst hat auch die internationale Staatengemeinschaft zur Hilfe aufgerufen, damit den Völkern hier geholfen wird eine Lösung zu finden. Sie brauchen mehr Solidarität. (rv)
Hören und lesen Sie hier das gesamte Interview: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287816
 
Ha’aretz: „Nicht jedes Papst-Wort auf die Goldwaage legen“
„Israel sollte nicht jedes Wort (oder Nicht-Wort) des Papstes auf die Goldwaage legen“ – dazu rät ein Kommentar der linksliberalen „Ha’aretz“. Man müsse doch „daran erinnern, dass er auf seiner Reise in die Heimat die Synagoge von Köln und dort ausdrücklich vom Holocaust gesprochen hat. Noch wichtiger ist, dass er als Kardinal Ratzinger einen entscheidenden Einfluss hatte auf die Änderung der kirchlichen Haltung zu den Juden.“ „Ende einer Pilgerfahrt“, titelt die „Jerusalem Post“ in ihrer Freitagsausgabe. Sie vergleicht in einem Artikel den „kalten, distanzierten Benedikt“ mit dem „päpstlichen Rock-Star Johannes Paul“. Eine politische Analyse der Papstreden in der „Post“ kommt zu dem Schluss, dass Benedikt vom israelisch-palästinensischen Konflikt einfach nichts verstehe. Die palästinensische Presse räumt der Papstreise an diesem Freitag nicht mehr sehr viel Raum ein, doch alle Kommentatoren zeigen sich beeindruckt von der Messe Benedikts in Nazareth. (rv)
Mehr berichtet Stefan von Kempis in seiner Presseschau: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287813

 
P. Gemmingen: „Es ist gut, dass der Papst im Heiligen Land war“
Hat Papst Benedikt durch sein Pilgern im Heiligen Land einen Beitrag für Versöhnung und Frieden zwischen Israelis und Palästinensern, für ein besseres Klima leisten können? Das war seine Zielsetzung. Ein Politikwissenschaftler sagte mir, in einigen Jahren kann man eine sichere Antwort geben – heute nicht. Es ist äußerst töricht, jetzt zu mäkeln, der Papst hätte in Yad Vashem ganz anders auftreten müssen. Der ehemalige Botschafter Israels in Deutschland, Avi Primor, meinte dazu, die meisten Israelis sehen dies wesentlich positiver als die Medien. Wir Medienweisen in Deutschland machen oft einen schlechten Eindruck, wenn wir sehr schmalspurig nur in unseren Schemata denken. Medienweise warten nicht nur auf Stichworte wie Schuld und Bekenntnis, sondern sehen - wie orientalische Weise - das Ganze eines Papstauftritts. Und da können viele sehr froh sein. Die Papstbotschaft war: kein Antisemitismus, keine Attentate, keine Mauern, zwei Staaten und vor allem Toleranz und Versöhnungsbereitschaft. Der spirituelle Pilgerpapst war sehr politisch. Gerade auch, wenn er die Christen bat, im Land zu bleiben. Ich kann verstehen, wenn Holocaustüberlebende von einem deutschen Papst in Yad Vashem ein Schuldbekenntnis wünschen. Benedikt würde antworten: Die Kirche hat Schuld bekannt, ich selbst habe in Auschwitz Schuld bekannt, man muss nicht immer wiederholen. Man muss nach vorne blicken und vor allem auch das Leid der heutigen Opfer bekämpfen. Es ist gut, das der Papst im Heiligen Land gewesen ist. (rv)
Der Kommentar von Pater Eberhard von Gemmingen zum Nachhören: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287784

 
„Papst hat freundlich und nachdenklich deutliche Botschaft überbracht“ – Bilanz unseres Korrespondenten
„Das war keine Reise für die Medien, sondern für die Geschichte”. So urteilt Israels Präsident Shimon Peres in einem Interview über die Heilig-Land-Reise des Papstes. Tatsächlich war es aus Mediensicht heikel, dass der Vatikan diesmal das historische Reiseprogramm Johannes Pauls aus dem Jahr 2000 für Benedikt weitgehend unverändert übernommen hatte. Der zurückhaltende Benedikt, der vor den Linsen der Fotografen noch einmal die großen Momente des Charismatikers Johannes Paul sozusagen „nachstellt“ – das konnte eigentlich nur zu einer blassen Kopie werden. Überhaupt, so unkten viele nicht einmal zu Unrecht, war das jetzt sicher nicht der richtige Moment für einen Papstbesuch.
Lesen und hören Sie die Reisebilanz von Stefan von Kempis: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287839
 
Bilanz der Papstreise – „Bild-Zeitung” und „Welt” im Streitgespräch
Hätte sich Benedikt XVI. bei seinem Besuch in Yad Vashem besser entschuldigen sollen? Und was wird bleiben von dieser zwölften Auslandsreise des Papstes aus Deutschland? Das fragte Stefan Kempis zwei deutsche Journalisten: Andreas Englisch von der „Bild-Zeitung“ und Paul Badde von „Die Welt“. (rv)
Hören und lesen Sie hier das gesamte Interview: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287715

 
Palästinenser: „Man weiß nie, ob es besser wird“
Einen Tag seiner insgesamt achttägigen Nahostreise widmete Benedikt XVI. den palästinensischen Autonomiegebieten. So zwiespältig die Christen dort dem Papstbesuch zunächst gegenüberstanden, so begeistert wurde er dann aufgenommen. Die ersten Stimmen, die unsere Kollegin Gabi Fröhlich eingefangen hat, sind nun trotz aller Skepsis positiv. Hören Sie hier ihr Gespräch mit einem palästinensischen Christen namens Giovanni, er ist Familienvater, hat in Deutschland studiert und ist zum Papstbesuch nach Jerusalem gekommen. (rv)
Zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00162189.RM

 
Meinung: „Er setzt sich selbst als Pfand ein“
Andrea Pichlmeier ist Neutestamentlerin und studiert derzeit an der renommierten, von Dominikanern geleiteten „Ecole Biblique de Jérusalem“. Stefan Kempis fragte sie, was ihrer Meinung nach von der Papstreise nach Israel bleiben wird.
„Es wäre utopisch, zu meinen, er könnte hier eine Lösung herbeiführen oder erzwingen – das kann kein Politiker, wie man sieht. Alles ist festgefahren; beide Seiten sind aufgrund einer sehr langen und unglückseligen Geschichte sehr ineinander verwoben, auf unglückselige Weise. Das kann man nicht einfach wie einen gordischen Knoten zerschlagen! Aber wir haben heute auch bei einem Spaziergang darüber geredet, dass der Papst ja eigentlich überhaupt keine Macht hat – aber möglicherweise ist er ja doch eine der größten Autoritäten, auch auf politischer Bühne… aber eben auf einer anderen Ebene, einer ethisch-moralischen Ebene. ,Religiöse Ebene’ kann man nicht sagen, weil eben viele nicht seinen Glauben teilen. Und wenn er sagt, er komme als Pilger des Friedens, dann setzt er sich sozusagen selber als Pfand ein – was kann er anderes machen? Ich kann die arabischen Christen schon auch verstehen, dass sie sagen: Was wird nachher sein, wird das für uns etwas ändern? Aber man muss doch überlegen: Was ist realistisch?“ (rv)
Zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00162178.RM
 







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