An Freitag, dem letzten Tag seiner Heilig-Land-Reise, hat Papst Benedikt XVI. den
griechisch-orthodoxen Patriarchen, Theophilos III., und weitere Führer der christlichen
Gemeinschaften im Heiligen Land getroffen. Damit steht der Abschluss der Reise noch
einmal ganz im Zeichen der Ökumene und des interreligiösen Dialoges. Die Grabeskirche
in Jerusalem war die letzte Gebetsstation der päpstlichen Pilgerreise. Im Anschluss
stand ein Besuch in der armenisch-apostolischen Patriarchalkirche St. Jakob und bei
Patriarch Torkom Manoukian auf dem Programm. Die letzte von insgesamt 28 offiziellen
Ansprachen hielt Papst Benedikt gegen 13 Uhr 30 während der Abschiedszeremonie am
Flughafen von Tel Aviv. Rückblickend auf seine insgesamt achttägige Nahost-Reise verurteilte
das Kirchenoberhaupt erneut den Holocaust. Unter einem „gottlosen Regime, das eine
Ideologie des Antisemitismus und des Hasses verbreitete“ seien Juden „brutal ausgetilgt
worden“. Am Nachmittag ist das Kirchenoberhaupt nach Rom zurückgekehrt. An Bord
einer Boeing 777 der israelischen Airline „El Al“ landete Papst Benedikt nach einem
etwa dreistündigen Flug um 16.43 Uhr auf dem Flughafen Ciampino. (rv)
Papst
beim Abschied: „Juden wurden brutal ausgetilgt“ - „Zwei-Staaten-Lösung darf kein Traum
bleiben“ Benedikt XVI. hat zum Ende seiner insgesamt achttägigen Reise ins
Heilige Land den Holocaust erneut scharf verurteilt. Unter einem „gottlosen Regime,
das eine Ideologie des Antisemitismus und des Hasses verbreitete“ seien Juden „brutal
ausgetilgt worden“, sagte der Papst an diesem Freitag während der Abschiedszeremonie
am Flughafen von Tel Aviv. „Dieses entsetzliche Kapitel der Geschichte darf nie vergessen
oder geleugnet werden!“ In der letzten von 28 offiziellen Ansprachen blickte Benedikt
zurück auf seinen Aufenthalt in Israel und bezeichnete den Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte
Yad Vashem als einen der „feierlichsten Augenblicke“. „Dort traf ich auch mit
einigen Überlebenden zusammen. Diese tief bewegenden Begegnungen brachten mir meinen
Besuch vor drei Jahren im Vernichtungslager Auschwitz in Erinnerung, wo so viele Juden
– Mütter, Väter, Eheleute, Söhne, Töchter, Brüder, Schwestern, Freunde – durch ein
gottloses Regime, das eine Ideologie des Antisemitismus und des Hasses verbreitete,
brutal ausgetilgt worden sind. Dieses entsetzliche Kapitel der Geschichte darf nie
vergessen oder geleugnet werden!“ Er sei als Freund zu Besuch gekommen, betonte
Benedikt XVI., „als Freund der Israelis“ ebenso wie „als Freund des palästinensischen
Volkes“. „Ein Freund der Israelis und der Palästinenser kann nur traurig sein
über die weiter bestehende Spannung zwischen Ihren beiden Völkern. Ein Freund kann
nur weinen angesichts des Leids und des Verlusts von Menschenleben, die beide Völker
in den vergangenen sechs Jahrzehnten erlitten haben.“ Den Besuch an der israelischen
Sperrmauer bezeichnete Benedikt als einen „der traurigsten Anblicke während meines
Besuchs“. Er habe dort für eine Zukunft „in Frieden und Eintracht“ und „gegenseitiger
Achtung und Vertrauen zueinander“ gebetet. Vor militärischen Abordnungen am Flughafen
von Tel Aviv, vor dem Friedensnobelpreisträger und Staatspräsidenten Shimon Peres
sowie dem rechtsgerichteten Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu verzichtete das
Kirchenoberhaupt bei aller Brisanz einmal mehr nicht auf politische Aussagen. Er wisse,
wie schwierig es sei, Frieden und Gewaltverzicht im Nahen Osten zu erreichen: „Kein
Blutvergießen mehr! Keine Kämpfe mehr! Kein Terrorismus mehr! Kein Krieg mehr! Lasst
uns stattdessen den Teufelskreis der Gewalt durchbrechen! Lasst bleibenden Frieden
herrschen, der auf Gerechtigkeit gründet, lasst echte Versöhnung und Heilung walten.
Es möge allgemein anerkannt werden, dass der Staat Israel das Recht hat, zu existieren
und Frieden und Sicherheit innerhalb international vereinbarter Grenzen zu genießen.
Ebenso möge anerkannt werden, dass das palästinensische Volk ein Recht auf eine souveräne,
unabhängige Heimat, auf ein Leben in Würde und auf Reisefreiheit hat. Die Zwei-Staaten-Lösung
möge Wirklichkeit werden und nicht ein Traum bleiben. Von diesen Ländern her soll
sich der Frieden ausbreiten, sie sollen als ein „Licht für die Völker“ (Jes 42,6)
dienen und den vielen anderen Regionen, die unter Konflikten leiden, Hoffnung bringen.“
(rv) Mehr hören und lesen Sie in diesem Beitrag von Birgit Pottler: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287876 Lesen
Sie hier die Papstansprache in voller Länge: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287845 Papst:
Ökumenisches Klima hat überzeugt! Überall habe er Bereitschaft zum Dialog und
zur Zusammenarbeit getroffen, sagte der Papst auf seinem Rückflug nach Rom zu den
mitgereisten Journalisten. Das gelte für seine Begegnungen mit Juden, Christen und
Muslimen im Heiligen Land gleichermaßen. Die Schwierigkeiten in der Region seien enorm,
so der Papst in einer ersten kurzen Rückschau auf die Reise. „Das wissen wir, das
haben wir gehört und gesehen. Aber ich habe auch gesehen, dass alle ein tiefes Sehnen
nach Frieden verspüren.“ Er selbst sei als Pilger des Friedens in den Nahen Osten
gekommen und hoffe, dass viele ihm folgen werden. Auch hob er das gute Klima im ökumenischen
Miteinander zwischen der katholischen Kirche und den orthodoxen Glaubensgemeinschaften
vor Ort hervor. Weiter dankte der Papst den anwesenden Journalisten für ihre Arbeit,
die die Welt an seiner Pilgerreise habe teilhaben lassen. Abschließend bekundete er
erneut seine großen Hoffnungen für den Frieden im Heiligen Land. (rv) Hier zum
Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00162310.RM Die Papstworte
in einer Übersetzung von Zenit: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=288055
Israel
nimmt Abschied: Peres dankt Papst Israels Staatspräsident Shimon Peres hat
Papst Benedikt XVI. zum Abschied für dessen Friedensmission im Heiligen Land gedankt.
Besonders wichtig sei gewesen, dass der Papst sich deutlich gegen jedes Vergessen
und Leugnen des Holocaust sowie zum Kampf gegen Antisemitismus und jede Form der Ausgrenzung
ausgesprochen habe. „Das hat unsere Herzen und unseren Verstand berührt“, sagte Peres
an diesem Freitag bei der Abschiedszeremonie am Flughafen von Tel Aviv. Benedikt
habe einen „bedeutenden Beitrag für die Entstehung neuer Beziehungen zwischen Israel
und dem Vatikan“ geleistet. Seine Pilgerreise sei „überzeugender Beweis des dauerhaften
Dialogs zwischen dem jüdischen Volk und Millionen Christgläubigen in aller Welt“.
Peres unterstrich den Einsatz des Papstes für eine Lösung des Nahost-Konflikts, „für
Frieden und Sicherheit zwischen uns und unseren Nachbarn“ und „ein Leben ohne Angst
und Tränen“. Israel antworte darauf mit dem „aufrichtigen Wunsch nach Frieden: Frieden
mit unseren Nachbarn, mit unseren entfernt wohnenden Feinden, Frieden mit allen“,
so Peres, ohne einzelne Konfliktpunkte konkret zu benennen. Der Friedensnobelpreisträger
mahnte zugleich vor Gewalt im Namen der Religion. Politische und religiöse Führer
stünden „heute vor der großen Herausforderung, Religion von Terrorismus zu trennen“.
Der Glaube an „einen Gott des Lebens und des Respekts vor dem Leben“ sei allen großen
monotheistischen Religionen gemeinsam und dränge dazu, jene „feige Fanatiker“ zu verurteilen,
die mit dem Bild „eines Gottes, der Mord und Terror erlaube und sogar dazu ermuntere“
die Religion verfälschen wollen. (rv/agi) Zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00162325.RM
Papst
am leeren Grab Christi: „Mitten ins Herz getroffen“ Es war die letzte Gebetsstation
seiner achttägigen Pilgerreise ins Heilige Land: Benedikt XVI. besuchte an diesem
Freitagvormittag die Grabeskirche in Jerusalem. Er kam als Pilger, und sein Aufenthalt
an jener Stelle, wo Jesus Christus – der Überlieferung nach - von den Toten auferstanden
ist, sollte im Zeichen des Gebetes stehen. Stille Einkehr zu halten, war Papst Benedikt
dabei schier nicht möglich. Gedrängt voll war die Grabeskirche, zu viele Menschen,
überall Sicherheitspersonal und Medienleute. Dennoch schien der Papst sehr bewegt
vom biblischen Ort der Auferstehung. Seine Worte in der Grabeskirche, die er als „eigenes
Herz der Kirche“ betrachtete: „Wenn wir an diesem heiligen Ort stehen und dieses
wundersame Ereignis bedenken, wie können wir da nicht „mitten ins Herz“ getroffen
sein wie jene, die als erste die Predigt des Petrus am Pfingsttag hörten? Hier ist
Christus gestorben und auferstanden, und er stirbt nicht mehr. Das leere Grab spricht
zu uns von Hoffnung, von der Hoffnung, die uns nicht zugrunde gehen lässt, da sie
die Gabe des lebendigen Geistes ist. Das ist die Botschaft, die ich euch heute, am
Ende meiner Pilgerreise ins Heilige Land, hinterlassen möchte. Möge durch Gottes Gnade
die Hoffnung in den Herzen aller Menschen, die in diesen Ländern wohnen, stets neu
aufsteigen! Möge sie in euren Herzen wurzeln, in euren Familien und Gemeinschaften
bleiben und in einem jeden von euch ein immer treueres Zeugnis für den Friedensfürsten
anregen!“ Friede und Versöhnung – für diese stehe die Grabeskirche in eindeutiger
Weise. Das sei mehr als alles andere der Wunsch des Papstes für die Menschen in Jerusalem
und dem Heiligen Land. So könne die Grabeskirche als Hoffnungszeichen einer besseren
Zukunft der Menschen stehen. Der Papst: „Mit diesen Worten der Ermutigung, liebe
Freunde, beende ich meine Pilgerreise zu den heiligen Stätten unserer Erlösung und
Wiedergeburt in Christus. Ich bete, dass die Kirche im Heiligen Land stets neue Kraft
aus der Betrachtung des leeren Grabes des Heilands schöpfen möge. Sie ist gerufen,
in diesem Grab all ihre Angst und Furcht zu begraben, um jeden Tag wieder aufzustehen
und ihren Weg durch die Straßen von Jerusalem, Galiläa und darüber hinaus fortzusetzen
und dabei den Triumph der Vergebung Christi und die Verheißung neuen Lebens zu verkünden.
Als Christen wissen wir, dass der Friede, nach dem dieses von Streit zerrissene Land
sich sehnt, einen Namen hat: Jesus Christus. „Er ist unser Friede“, der uns mit Gott
in einem einzigen Leib durch das Kreuz versöhnte und die Feindschaft beendete. In
seine Hände lasst uns dann vertrauensvoll all unsere Hoffnung für die Zukunft legen,
genau wie er in der Stunde der Finsternis seinen Geist in die Hände des Vaters legte.“
(rv) Zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00162285.RM Papstansprache
im Wortlaut:http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287746 Papst
am Ort des Leidens und Sterbens Jesu – Eindrücke Das Gebet in der Jerusalemer
Grabeskirche war ein bewegender Moment für das Kirchenoberhaupt. Lesen und hören
Sie die Eindrücke unseres Korrespondenten Stefan von Kempis: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287818 Ökumenetreffen:
Papst fordert Ortskirchen zu Einheit und Zusammenarbeit auf Am letzten Tag
seiner Nahostreise hat Benedikt XVI. eindringlich zur Ökumene aufgerufen. Die christlichen
Gemeinschaften im Heiligen Land sollten auf ein Leben in Religionsfreiheit und friedlicher
Koexistenz hinwirken und dadurch auch die Einheit der Kirche stärken. Das betonte
Benedikt bei zwei ökumenischen Treffen an diesem Freitagmorgen. Das Kirchenoberhaupt
war zunächst mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen, Theophilos III., zusammengetroffen
und wenig später auch mit dem Patriarch der armenisch-apostolischen Kirche, Torkom
Manoukian. Dabei würdigte der Papst, die bisherigen Schritte der Annäherung: „Unsere
heutige von einer Atmosphäre der Herzlichkeit und der Freundschaft geprägte Zusammenkunft
ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Einheit, die der Herr für alle seine Jünger
erbittet. Dieser vom Gebet getragene Dialog hat durch die Überwindung der Belastungen
von Missverständnissen der Vergangenheit Fortschritte gemacht und geht einer viel
versprechenden Zukunft entgegen.“ Guter Wille, rechte Gelehrsamkeit und geistliches
Verlangen – die gelte es laut Benedikt mit vollem Einsatz in die Ökumene einzubringen,
sagte er vor den Vertretern der griechischen Orthodoxie. Zugleich wünschte er sich
„neuen Schwung“ für die zukünftige Zusammenarbeit. Aus ihrem gemeinsamen pastoralen
Anliegen heraus, seien die Konfessionen besonders in Jerusalem zur brüderlichen Zusammenarbeit
und gegenseitigen Unterstützung aufgefordert, so Benedikt. „Mir scheint, dass
der größte Dienst, den die Christen Jerusalems ihren Mitbürgern erweisen können, die
Erziehung und Ausbildung einer kommenden Generation gebildeter und engagierter Christen
ist, die den innigen Wunsch haben, in großherziger Weise zum religiösen und zivilen
Leben dieser einzigartigen und heiligen Stadt beizutragen. Er bete darum, dass
„die von den Christen Jerusalems angestrebten Ziele als übereinstimmend mit denen
aller Einwohner, gleich welcher Religionszugehörigkeit, verstanden werden“. Sein inniger
Wunsch für die Menschen in Nahost sei: „Ein Leben in Religionsfreiheit und friedlicher
Koexistenz und – besonders für die jungen Menschen – unbehinderter Zugang zu Ausbildung
und Beruf, die Aussicht auf ein angemessenes Wohnen und ein Zuhause für die Familien
sowie die Chance, von wirtschaftlicher Stabilität zu profitieren und auch selber dazu
beizutragen.“ (rv) Der Beitrag von Veronica Pohl zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00162284.RM Papstansprache
im Griechisch-orthodoxen Patriarchat: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287745 Papstansprache
in der Armenisch-apostolischen Patriarchalkirche: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287750 ZWISCHENBILANZEN,
EINSCHÄTZUNGEN, REAKTIONEN:Deutschland: Zollitsch lobt Papstreise und Rede
in Yad Vashem Eine positive Bilanz der Papstreise ins Heilige Land hat der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, gezogen.
„Ich bin beeindruckt von der klaren Sprache des Heiligen Vaters“, sagte der Freiburger
Erzbischof an diesem Freitag im Gespräch mit Radio Vatikan. Der jüngste Streit
um den Holocaust-Leugner Williamson spiele in Israel keine Rolle mehr, sagte Zollitsch
mit Blick auf die Kritik des Zentralrats der Juden in Deutschland an der Ansprache
Benedikts XVI. in Yad Vashem. Bei seinen Gesprächen vor Ort habe er erlebt, „dass
die Frage Williamson passee ist“. Die Stellung des Papstes zum Holocaust sei klar,
„da gibt es gar keine Missverständnisse“ und das müsse nicht immer wieder neu in Erinnerung
gerufen werden. Der Papst habe während seiner insgesamt achttägigen Nahost-Reise
„klare Zeichen gesetzt, dass die Religionen gemeinsam dem Frieden und der Verständigung
dienen sollen“, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz weiter. Wörtlich:
„Diese Botschaft haben viele verstanden, weil es eine Botschaft ist, nach der sich
auch viele sehnen.“ Benedikt XVI. versuche Brücken zu bauen und Perspektiven in die
Zukunft zu zeigen. Zwar sei das Kirchenoberhaupt keine politische Macht, sondern „eine
moralische Autorität“, sagte Zollitsch, doch die Menschen im Heiligen Land hofften,
dass seine Botschaft „auch in den USA gehört wird“. Zollitsch besuchte zeitgleich
mit Benedikt XVI. das Heilige Land. Er und der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz,
Bischof Kurt Koch, begrüßten den Papst im Caritas Baby Hospital in Bethlehem; die
1978 von dem Schweizer Pater Ernst Schnydrig ins Leben gerufene Spezialklinik versorgt
jährlich rund 30.000 Kinder unabhängig von Staats- oder Religionszugehörigkeit. Vor
allem die deutschen und Schweizer Bistümer finanzieren diese einzige Kinderklinik
in den Palästinensergebieten. (rv) Hören und lesen Sie hier das gesamte Interview;
es führte Birgit Pottler: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287911
Bertone:
Papst gab Beispiel des Dialogs Auf schnelle Ergebnisse in den Verhandlungen
zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl hofft Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone
nach der Heilig-Land-Reise des Papstes. In der politisch äußerst angespannten Situation
im Nahen Osten habe Benedikt XVI. ein positives Beispiel gegeben, sagte Bertone gegenüber
Radio Vatikan: „Die Worte und das Beispiel des Papstes waren für alle Zeichen
der Ermutigung, der Hoffnung und des Dialogs. Der Papst hat konkrete Felder, Richtungen
und Methoden des Dialogs aufgezeigt, die alle auf dem Gebot der Liebe basieren, was
ja ein gemeinsames Wort der Juden, Christen und Moslems ist. Alle hoffen wir also
darauf, dass die Mission des Papstes und seiner Mitarbeiter in ihren jeweiligen Bereichen
in dieser Region reich und dauerhaft Frucht bringt.“ (rv) Mehr in diesem
Beitrag von Birgit Pottler: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287762
Vatikansprecher:
„Reise war ein großer Erfolg“ Benedikt XVI. habe seine Friedensbotschaft mit
besonderer Tiefe vermittelt. So lautet eine erste Bilanz von Vatikansprecher Pater
Federico Lombardi zur Papstvisite in Nahost. Unser Jerusalem-Korrespondent Stefan
Kempis hat den Vatikansprecher, der Papst Benedikt während seiner Heilig-Land-Reise
begleitete, kurz vor dem Rückflug nach Rom nach seinen Eindrücken gefragt: Pater
Lombardi, wie ist Ihre Bilanz der Papstreise? Für mich ist die Reise des Papstes
deswegen ein großer Erfolg, weil seine Friedensbotschaft mit einer besonderen Tiefe
vermittelt wurde. Der Papst hat aber nicht nur gesprochen, er hat auch viel zugehört,
das hat er oft bewiesen. Er hat den vielen Reden zugehört, mit ihren verschiedenen
Ansichten und Problemen, der Juden, Moslems und der Christen der verschiedenen Konfessionen
und Riten. Die Reden waren auch oft sehr gespannt und emotional aufgeladen. So hat
er die Probleme aus den verschiedenen Perspektiven kennen gelernt, was er auch als
Erfahrung mitbringen wird. Er hat hier eine Beziehung zum Heiligen Land aufgebaut,
die weitergehen wird. Er wird in der Zukunft dem Heiligen Land noch sehr viel zu sagen
haben. Es bleibt nicht nur bei seiner ersten Botschaft, die sehr klar war. Der
Papst hat in seinen Reden und Predigten auch politisch sehr klar gesprochen. Klarer,
als viele das erwartet hatten, zumal seine Reise als Pilgerreise angekündigt war. Der
Papst hat immer gesagt, dass er als religiöser Führer kommt und als Hirte der Katholischen
Kirche. Aber er hat auch immer gesagt, dass unser Glaube Konsequenzen für unser Leben
hat. Der Glaube hat immer klargestellt, dass die Gerechtigkeit die Grundlage für
den Frieden ist. Und in diesem Sinne muss man auf dem Boden der Tatsachen bleiben.
Denn Frieden zu bilden bedeutet, die konkreten Probleme zu sehen und versuchen sie
zu lösen. Natürlich hat der Papst gesagt, dass er keine politische Lösung parat hält,
aber er hat ganz klare grundlegende Prinzipien. Beispielsweise das fundamentale Recht
dieser Menschen auf ihre Heimat. Das solle durch eine klare politische Lösung durchgesetzt
werden. Der Papst hat auch die internationale Staatengemeinschaft zur Hilfe aufgerufen,
damit den Völkern hier geholfen wird eine Lösung zu finden. Sie brauchen mehr Solidarität.
(rv) Hören und lesen Sie hier das gesamte Interview: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287816 Ha’aretz:
„Nicht jedes Papst-Wort auf die Goldwaage legen“ „Israel sollte nicht jedes
Wort (oder Nicht-Wort) des Papstes auf die Goldwaage legen“ – dazu rät ein Kommentar
der linksliberalen „Ha’aretz“. Man müsse doch „daran erinnern, dass er auf seiner
Reise in die Heimat die Synagoge von Köln und dort ausdrücklich vom Holocaust gesprochen
hat. Noch wichtiger ist, dass er als Kardinal Ratzinger einen entscheidenden Einfluss
hatte auf die Änderung der kirchlichen Haltung zu den Juden.“ „Ende einer Pilgerfahrt“,
titelt die „Jerusalem Post“ in ihrer Freitagsausgabe. Sie vergleicht in einem
Artikel den „kalten, distanzierten Benedikt“ mit dem „päpstlichen Rock-Star Johannes
Paul“. Eine politische Analyse der Papstreden in der „Post“ kommt zu dem Schluss,
dass Benedikt vom israelisch-palästinensischen Konflikt einfach nichts verstehe. Die
palästinensische Presse räumt der Papstreise an diesem Freitag nicht mehr sehr viel
Raum ein, doch alle Kommentatoren zeigen sich beeindruckt von der Messe Benedikts
in Nazareth. (rv) Mehr berichtet Stefan von Kempis in seiner Presseschau: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287813
P.
Gemmingen: „Es ist gut, dass der Papst im Heiligen Land war“ Hat Papst Benedikt
durch sein Pilgern im Heiligen Land einen Beitrag für Versöhnung und Frieden zwischen
Israelis und Palästinensern, für ein besseres Klima leisten können? Das war seine
Zielsetzung. Ein Politikwissenschaftler sagte mir, in einigen Jahren kann man eine
sichere Antwort geben – heute nicht. Es ist äußerst töricht, jetzt zu mäkeln, der
Papst hätte in Yad Vashem ganz anders auftreten müssen. Der ehemalige Botschafter
Israels in Deutschland, Avi Primor, meinte dazu, die meisten Israelis sehen dies wesentlich
positiver als die Medien. Wir Medienweisen in Deutschland machen oft einen schlechten
Eindruck, wenn wir sehr schmalspurig nur in unseren Schemata denken. Medienweise warten
nicht nur auf Stichworte wie Schuld und Bekenntnis, sondern sehen - wie orientalische
Weise - das Ganze eines Papstauftritts. Und da können viele sehr froh sein. Die Papstbotschaft
war: kein Antisemitismus, keine Attentate, keine Mauern, zwei Staaten und vor allem
Toleranz und Versöhnungsbereitschaft. Der spirituelle Pilgerpapst war sehr politisch.
Gerade auch, wenn er die Christen bat, im Land zu bleiben. Ich kann verstehen, wenn
Holocaustüberlebende von einem deutschen Papst in Yad Vashem ein Schuldbekenntnis
wünschen. Benedikt würde antworten: Die Kirche hat Schuld bekannt, ich selbst habe
in Auschwitz Schuld bekannt, man muss nicht immer wiederholen. Man muss nach vorne
blicken und vor allem auch das Leid der heutigen Opfer bekämpfen. Es ist gut, das
der Papst im Heiligen Land gewesen ist. (rv) Der Kommentar von Pater Eberhard
von Gemmingen zum Nachhören: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287784
„Papst
hat freundlich und nachdenklich deutliche Botschaft überbracht“ – Bilanz unseres Korrespondenten „Das
war keine Reise für die Medien, sondern für die Geschichte”. So urteilt Israels Präsident
Shimon Peres in einem Interview über die Heilig-Land-Reise des Papstes. Tatsächlich
war es aus Mediensicht heikel, dass der Vatikan diesmal das historische Reiseprogramm
Johannes Pauls aus dem Jahr 2000 für Benedikt weitgehend unverändert übernommen hatte.
Der zurückhaltende Benedikt, der vor den Linsen der Fotografen noch einmal die großen
Momente des Charismatikers Johannes Paul sozusagen „nachstellt“ – das konnte eigentlich
nur zu einer blassen Kopie werden. Überhaupt, so unkten viele nicht einmal zu Unrecht,
war das jetzt sicher nicht der richtige Moment für einen Papstbesuch. Lesen
und hören Sie die Reisebilanz von Stefan von Kempis:http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287839 Bilanz
der Papstreise – „Bild-Zeitung” und „Welt” im Streitgespräch Hätte sich Benedikt
XVI. bei seinem Besuch in Yad Vashem besser entschuldigen sollen? Und was wird bleiben
von dieser zwölften Auslandsreise des Papstes aus Deutschland? Das fragte Stefan Kempis
zwei deutsche Journalisten: Andreas Englisch von der „Bild-Zeitung“ und Paul Badde
von „Die Welt“. (rv) Hören und lesen Sie hier das gesamte Interview: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287715
Palästinenser:
„Man weiß nie, ob es besser wird“ Einen Tag seiner insgesamt achttägigen Nahostreise
widmete Benedikt XVI. den palästinensischen Autonomiegebieten. So zwiespältig die
Christen dort dem Papstbesuch zunächst gegenüberstanden, so begeistert wurde er dann
aufgenommen. Die ersten Stimmen, die unsere Kollegin Gabi Fröhlich eingefangen hat,
sind nun trotz aller Skepsis positiv. Hören Sie hier ihr Gespräch mit einem palästinensischen
Christen namens Giovanni, er ist Familienvater, hat in Deutschland studiert und ist
zum Papstbesuch nach Jerusalem gekommen. (rv) Zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00162189.RM
Meinung:
„Er setzt sich selbst als Pfand ein“ Andrea Pichlmeier ist Neutestamentlerin
und studiert derzeit an der renommierten, von Dominikanern geleiteten „Ecole Biblique
de Jérusalem“. Stefan Kempis fragte sie, was ihrer Meinung nach von der Papstreise
nach Israel bleiben wird. „Es wäre utopisch, zu meinen, er könnte hier eine
Lösung herbeiführen oder erzwingen – das kann kein Politiker, wie man sieht. Alles
ist festgefahren; beide Seiten sind aufgrund einer sehr langen und unglückseligen
Geschichte sehr ineinander verwoben, auf unglückselige Weise. Das kann man nicht einfach
wie einen gordischen Knoten zerschlagen! Aber wir haben heute auch bei einem Spaziergang
darüber geredet, dass der Papst ja eigentlich überhaupt keine Macht hat – aber möglicherweise
ist er ja doch eine der größten Autoritäten, auch auf politischer Bühne… aber eben
auf einer anderen Ebene, einer ethisch-moralischen Ebene. ,Religiöse Ebene’ kann man
nicht sagen, weil eben viele nicht seinen Glauben teilen. Und wenn er sagt, er komme
als Pilger des Friedens, dann setzt er sich sozusagen selber als Pfand ein – was kann
er anderes machen? Ich kann die arabischen Christen schon auch verstehen, dass sie
sagen: Was wird nachher sein, wird das für uns etwas ändern? Aber man muss doch überlegen:
Was ist realistisch?“ (rv) Zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00162178.RM