Kamerun: „Medien verdunkeln Papst-Botschaft für Afrika“ Die Debatte über
die Afrikareise des Papstes und die ablehnende Haltung des Vatikans zu Kondomen als
scheinbar allein erfolgreiche Methode im Kampf gegen die Ausbreitung von Aids hält
an. Jetzt haben die Bischöfe Kameruns die westliche Berichterstattung über die Afrikareise
des Papstes kritisiert. Der Umgang bestimmter Pressevertreter mit den Aussagen des
Papstes über den Kampf gegen Aids und den Gebrauch von Kondomen sei „unverantwortlich“
und habe versucht, die Mission der Reise in den Schatten zu stellen, heißt es in einer
an diesem Mittwoch verbreiteten Erklärung der Bischofskonferenz. Gleichzeitig rufen
die Oberhirten Kameruns die Christen zu einem verantwortlichen Umgang mit der Sexualität
und die Kirche zum vielfältigen Einsatz im Kampf gegen Aids auf. Die westlichen
Medien hätten die wesentlichen Aspekte der Reise Benedikts XVI. nach Afrika nicht
beachtet, kritisieren die Bischöfe und benennen Papstworte zu Armut, Versöhnung, Gerechtigkeit
und Frieden. Das fehlende Medienecho in diesen Fragen sei umso tragischer, da bekannt
sei, wie viele Menschen Opfer von Bürgerkriegen und Hungersnöten oder anderer Krankheiten
würden; diese Dramen würden in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Mit ihrer verkürzten
Berichterstattung hätten die Medien überdies das Engagement der Kirche für die Kranken
auf die Kondomfrage reduziert und die Worte des Papstes in ein falsches Licht gestellt,
so die Bischöfe weiter. Der Papst stelle „den Menschen in den Mittelpunkt seiner
Sorge“ und erinnere „an die Lehre Christi und der Kirche“. Diese Lehre spreche von
der Würde eines jeden Menschen als Adoptivkind Gottes. Die katholische Kirche kämpfe
daher täglich und auf vielfältige Weise gegen die Ausbreitung von Aids, versorge die
Kranken, begleite sie und ihre Familien. Das sei die erste Botschaft des Papstes gewesen. Der
zweite Aspekt: Die Kirche könne sich nicht aus ihrer Pflicht stehlen, als moralische
Kraft zu ehelicher Treue und zu Abstinenz aufzurufen. Jeder außereheliche Geschlechtsverkehr
sei gefährlich und unterstütze die Ausbreitung des HI-Virus, so die Bischöfe weiter.
Die Menschen in Kamerun hätten die Botschaften des Papstes - anders als die westlichen
Medien - sehr wohl verstanden und das Kirchenoberhaupt mit Freude und Enthusiasmus
aufgenommen. (rv 25.03.2009 bp)) Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00155170.RM
Kardinal
aus dem Senegal: „Afrikaner können selbst denken“ Die westliche Welt solle
aufhören, Afrika zu bevormunden. Das forderte gegenüber Radio Vatikan der Erzbischof
von Dakar im Senegal, Kardinal Theodore-Andrien Sarr. Er kritisierte scharf die einseitige
Berichterstattung westlicher Medien über den Kampf gegen Aids. „Der Westen muss
endlich zulassen, dass die Afrikaner so reagieren, wie sie es für richtig halten.
Die Afrikaner leben auf ihre Art und Weise und denken auf ihre Art und Weise. Der
Westen muss nicht für uns denken. Was passiert ist, ist sehr, sehr schade! Von dieser
Reise hätte es so viel Schönes und Wichtiges zu berichten gegeben, doch Einige hatten
nichts als Polemik im Sinn. Im Verhältnis zu den übrigen Inhalten der Reise ist diese
Polemik sogar noch aufgebauscht worden. Es wird immer wichtiger, dass der Westen und
seine Bewohner von dieser Meinung abkommen, dass nur sie Träger der Wahrheit sind,
dass nur ihre Meinung und ihre Ideen zählen.“ Kardinal Sarr berichtet im Gespräch
mit uns vom gemeinsamen Kampf gegen Aids im Senegal von Christen und Moslems. Die
Erfahrung zeige, das Kondom sei nicht die einzige Waffe gegen die Immunschwächekrankheit: „Wir
haben uns im Auftrag des Präsidenten engagiert und gemeinsam Abstinenz und Treue gepredigt.
Wenn heute die Ansteckungsrate im Senegal niedrig ist, dann bestimmt auch, weil die
Religionsgemeinschaften auf moralische Verhaltensweisen gepocht haben. … In einigen
Ländern Afrikas mag diese Position schwierig sein, weil die Gewohnheiten anders sind.
Doch Afrika ist in sich verschieden, und es gibt sehr wohl Gesellschaften, die den
Begriff von Abstinenz und Treue kennen und ihn auch fördern.“ Was wird von
dieser ersten Afrikareise Benedikts XVI. bleiben? Sicher die Debatten um den Lebensschutz
und die Aidsvorsorge, meint der Senegalese. Aber er betont auch: „Vielleicht
wollte der Papst ja auch uns Afrikaner, vor allem uns Bischöfe, daran erinnern, dass
es besser ist, wenn wir selbst und für uns selbst denken. Wir sollen das Evangelium
und seine Werte leben und sie selbst verbreiten. Unsere Art, die Dinge zu sehen und
unsere Art zu handeln ist wirksam, auch wenn sie nicht dem entspricht, was andere
uns vorschlagen.“ (rv 23.03.2009 bp)) Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00155171.RM
Vatikansprecher:
Afrikareise „im Zeichen von Realismus und Hoffnung“ „Ich hatte die Möglichkeit,
Völkern zu begegnen, die fest mit geistlichen Traditionen verwurzelt sind und sich
danach sehnen, dass ihr Wohlstand im rechten Maß wächst.“ So beurteilt Papst Benedikt
XVI. nach seiner Rückkehr die Pastoralreise nach Afrika in einem Telegramm an Italiens
Staatspräsident Giorgio Napolitano. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi spricht
rückblickend von einer Reise „im Zeichen von Realismus und Hoffnung“. Gegenüber Radio
Vatikan sagte der Jesuit: „Der Papst hat die Realitäten Afrikas auf konkrete
Weise erlebt. Er hat die großen Probleme des Kontinents beleuchtet, aber er hat auch
dazu ermuntert, mit einer christlichen Brille nach vorne zu schauen. Diese Botschaft
der Hoffnung gilt natürlich allen Christen weltweit, aber für Afrika kann dieser Ausdruck
besondere Bedeutung haben, gerade weil wir um die dramatischen Probleme des Kontinents
wissen. Die Einladung zur Hoffnung ist dringlich, und es ist richtig, dass der Papst
an den großen Wert dieser Tugend für alle Christen, die auf diesem Kontinent wirken,
erinnert hat.“ Während die Begegnung mit Jugendlichen auf Pastoralreisen zur
Tradition geworden sei, wollte der Papst diesmal den Frauen besondere Aufmerksamkeit
schenken, betont Lombardi: „Im Bewusstsein ihrer fundamentalen Rolle bei der
Weitergabe des Lebens, im Zentrum der Familie aber auch der Gesellschaft. Die Frau
hat auch Gaben und Charismen, die zu Verständnis, zu Dialog und zu gegenseitigem Respekt
verhelfen.“ Es sei eine gute Entscheidung gewesen, noch vor der Sonderbischofsversammlung
für Afrika im Oktober nach Kamerun und Angola zu reisen, meint Lombardi. Dass der
Papst persönlich das Instrumentum Laboris überreicht habe, gebe den Vorbereitungen
der Synode einen entscheidenden Impuls: „Das zeigt, dass der Papst und die Weltkirche
großes Interesse an diesem Ereignis haben, es verfolgen, daran teilhaben möchten und
es im Gebet begleiten.“ Schon während der fliegenden Pressekonferenz hatte
Benedikt XVI. schmunzelnd auf die Frage nach dem Mythos seiner Einsamkeit im Vatikan
reagiert. Nach der Rückkehr aus Afrika und den Bildern jubelnder Menschen am Straßenrand
betont der Papstsprecher: „Von Einsamkeit kann man wirklich nicht sprechen.
Wir haben ja gesehen, dass auch die Bischöfe in den letzten Monaten ihre Solidarität
zum Ausdruck bringen wollten. Wir haben den Enthusiasmus und die offenen Arme zahlreicher
Völker gesehen. Der Papst fühlt sich nicht allein, weder was die Leitung der Kirche
angeht, noch was die Menschen angeht, denen er begegnet.“ In Afrika wurden
die kirchlichen wie politischen Ansprachen des Papstes auch in den Medien positiv
dargestellt. Zum Widerspruch zur Berichterstattung in den westlichen Medien konstatiert
Lombardi: „Ich habe den Eindruck, dass es für den Westen schwierig ist, die
besondere Einstellung zu begreifen, mit der die Kirche Entwicklung und Fortschritt
der Völker sieht. … Ich habe, an der Seite des Papstes, diese hunderttausenden Menschen
gesehen: Das sind keine Nummern, keine Tiere, die es einzugrenzen, oder mit Macht,
mit wirtschaftlichen, polizeilichen oder sonstigen Maßnahmen zu regieren gilt. Das
sind Personen. Hinter jedem Gesicht sieht die Kirche eine Person mit unendlicher Würde,
eine Person die dazu gerufen ist, ihre Verantwortung wahrzunehmen und zu wachsen.
Das scheint in vielen der Positionen, die wir in diesen Tagen zu Afrika und seiner
Zukunft gehört haben, zu fehlen.“ (rv 23.03.2009 bp) Hier zum Nachhören:
http://62.77.60.84/audio/ra/00155164.RM Interview mit
einem afrikanischen Intellektuellen Afrikas Intellektuelle sind hochzufrieden
mit der Reise Papst Benedikts nach Kamerun und Angola. Mit Worten und Gesten hat Joseph
Ratzinger auf dem schwarzen Kontinent bewiesen, dass er als Papst das zentrale Anliegen
der afrikanischen Theologie teilt: Gerechtigkeit, Versöhnung, Befreiung. Gudrun Sailer
sprach darüber mit Filomeno Lopez, einem Philosophen und Fundamentaltheologen aus
Guinea Bissau. (rv 25.03.2009 gs) Hier lesen Sie das ganze Gespräch mit dem
afrikanischen Philosophen: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=275601 Papst:
Positive Bilanz der Afrika-Reise Gut eine Woche nach seiner Rückkehr aus Afrika
hat Benedikt XVI. eine sehr positive Bilanz gezogen. Bei der ersten Generalaudienz
nach der Reise ging der Papst auf dem Petersplatz nicht auf die Kontroverse um seine
Äußerung zu Kondomen ein. „Die Stationen dieser Reise waren Kamerun und Angola,
aber symbolisch galt mein Besuch allen Völkern des Kontinents. Überall durfte ich
die für Afrika typische herzliche Aufnahme erfahren, und ich danke allen, die zum
Gelingen der Reise beigetragen haben.“ In Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns,
habe er Afrikas Bischöfen das Arbeitsdokument für die zweite Afrikasynode überreicht;
sie findet im Oktober in Rom statt. „Von Anfang an hat das Christentum seine
Wurzeln in afrikanischen Boden eingesenkt. Der Glaube an Gott, der uns in Jesus Christus
nahe ist und sein liebendes Angesicht gezeigt hat, gibt Afrika und der ganzen Welt
sichere Hoffnung. Inmitten der leider zahlreichen Konflikte in Afrika ist es daher
Aufgabe der Kirche, ein Werkzeug der Einheit und der Versöhnung zu sein, um vom Evangelium
her gemeinsam eine Zukunft der Gerechtigkeit, der Solidarität und des Friedens aufzubauen.“ Zweite
Etappe der Papstreise war Angola, das „lange von Krieg heimgesucht war“. Hier wollte
er „daran erinnern, dass Versöhnung und echter Wiederaufbau nur mit sozialer Gerechtigkeit
einhergehen können“, so Papst Benedikt. „Zwei besondere Momente waren die Begegnungen
mit den Frauen und mit den Jugendlichen. Afrika ist ein junger Kontinent, und das
Treffen mit den jungen Menschen war ein Fest der Freude und Hoffnung. Im Dank für
alles, was Gott in Afrika an Großem gewirkt hat und durch den Einsatz glaubensbegeisterter
Gemeinden weiterhin wirkt, wollen wir die Menschen dieses Kontinents mit unserem Gebet
unterstützen, dass sie die gegenwärtigen Herausforderungen mutig zu meistern vermögen.“
(rv/kna 01.04.2009 mg) Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00156110.RM