2009-05-18 13:34:26

Afrikareise: Nachlese und Reaktionen


Kamerun: „Medien verdunkeln Papst-Botschaft für Afrika“
Die Debatte über die Afrikareise des Papstes und die ablehnende Haltung des Vatikans zu Kondomen als scheinbar allein erfolgreiche Methode im Kampf gegen die Ausbreitung von Aids hält an. Jetzt haben die Bischöfe Kameruns die westliche Berichterstattung über die Afrikareise des Papstes kritisiert. Der Umgang bestimmter Pressevertreter mit den Aussagen des Papstes über den Kampf gegen Aids und den Gebrauch von Kondomen sei „unverantwortlich“ und habe versucht, die Mission der Reise in den Schatten zu stellen, heißt es in einer an diesem Mittwoch verbreiteten Erklärung der Bischofskonferenz. Gleichzeitig rufen die Oberhirten Kameruns die Christen zu einem verantwortlichen Umgang mit der Sexualität und die Kirche zum vielfältigen Einsatz im Kampf gegen Aids auf.
Die westlichen Medien hätten die wesentlichen Aspekte der Reise Benedikts XVI. nach Afrika nicht beachtet, kritisieren die Bischöfe und benennen Papstworte zu Armut, Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden. Das fehlende Medienecho in diesen Fragen sei umso tragischer, da bekannt sei, wie viele Menschen Opfer von Bürgerkriegen und Hungersnöten oder anderer Krankheiten würden; diese Dramen würden in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Mit ihrer verkürzten Berichterstattung hätten die Medien überdies das Engagement der Kirche für die Kranken auf die Kondomfrage reduziert und die Worte des Papstes in ein falsches Licht gestellt, so die Bischöfe weiter.
Der Papst stelle „den Menschen in den Mittelpunkt seiner Sorge“ und erinnere „an die Lehre Christi und der Kirche“. Diese Lehre spreche von der Würde eines jeden Menschen als Adoptivkind Gottes. Die katholische Kirche kämpfe daher täglich und auf vielfältige Weise gegen die Ausbreitung von Aids, versorge die Kranken, begleite sie und ihre Familien. Das sei die erste Botschaft des Papstes gewesen.
Der zweite Aspekt: Die Kirche könne sich nicht aus ihrer Pflicht stehlen, als moralische Kraft zu ehelicher Treue und zu Abstinenz aufzurufen. Jeder außereheliche Geschlechtsverkehr sei gefährlich und unterstütze die Ausbreitung des HI-Virus, so die Bischöfe weiter. Die Menschen in Kamerun hätten die Botschaften des Papstes - anders als die westlichen Medien - sehr wohl verstanden und das Kirchenoberhaupt mit Freude und Enthusiasmus aufgenommen. (rv 25.03.2009 bp))
Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00155170.RM

 
Kardinal aus dem Senegal: „Afrikaner können selbst denken“
Die westliche Welt solle aufhören, Afrika zu bevormunden. Das forderte gegenüber Radio Vatikan der Erzbischof von Dakar im Senegal, Kardinal Theodore-Andrien Sarr. Er kritisierte scharf die einseitige Berichterstattung westlicher Medien über den Kampf gegen Aids.
„Der Westen muss endlich zulassen, dass die Afrikaner so reagieren, wie sie es für richtig halten. Die Afrikaner leben auf ihre Art und Weise und denken auf ihre Art und Weise. Der Westen muss nicht für uns denken. Was passiert ist, ist sehr, sehr schade! Von dieser Reise hätte es so viel Schönes und Wichtiges zu berichten gegeben, doch Einige hatten nichts als Polemik im Sinn. Im Verhältnis zu den übrigen Inhalten der Reise ist diese Polemik sogar noch aufgebauscht worden. Es wird immer wichtiger, dass der Westen und seine Bewohner von dieser Meinung abkommen, dass nur sie Träger der Wahrheit sind, dass nur ihre Meinung und ihre Ideen zählen.“
Kardinal Sarr berichtet im Gespräch mit uns vom gemeinsamen Kampf gegen Aids im Senegal von Christen und Moslems. Die Erfahrung zeige, das Kondom sei nicht die einzige Waffe gegen die Immunschwächekrankheit:
„Wir haben uns im Auftrag des Präsidenten engagiert und gemeinsam Abstinenz und Treue gepredigt. Wenn heute die Ansteckungsrate im Senegal niedrig ist, dann bestimmt auch, weil die Religionsgemeinschaften auf moralische Verhaltensweisen gepocht haben. … In einigen Ländern Afrikas mag diese Position schwierig sein, weil die Gewohnheiten anders sind. Doch Afrika ist in sich verschieden, und es gibt sehr wohl Gesellschaften, die den Begriff von Abstinenz und Treue kennen und ihn auch fördern.“
Was wird von dieser ersten Afrikareise Benedikts XVI. bleiben? Sicher die Debatten um den Lebensschutz und die Aidsvorsorge, meint der Senegalese. Aber er betont auch:
„Vielleicht wollte der Papst ja auch uns Afrikaner, vor allem uns Bischöfe, daran erinnern, dass es besser ist, wenn wir selbst und für uns selbst denken. Wir sollen das Evangelium und seine Werte leben und sie selbst verbreiten. Unsere Art, die Dinge zu sehen und unsere Art zu handeln ist wirksam, auch wenn sie nicht dem entspricht, was andere uns vorschlagen.“ (rv 23.03.2009 bp))
Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00155171.RM

 
Vatikansprecher: Afrikareise „im Zeichen von Realismus und Hoffnung“
„Ich hatte die Möglichkeit, Völkern zu begegnen, die fest mit geistlichen Traditionen verwurzelt sind und sich danach sehnen, dass ihr Wohlstand im rechten Maß wächst.“ So beurteilt Papst Benedikt XVI. nach seiner Rückkehr die Pastoralreise nach Afrika in einem Telegramm an Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi spricht rückblickend von einer Reise „im Zeichen von Realismus und Hoffnung“. Gegenüber Radio Vatikan sagte der Jesuit:
„Der Papst hat die Realitäten Afrikas auf konkrete Weise erlebt. Er hat die großen Probleme des Kontinents beleuchtet, aber er hat auch dazu ermuntert, mit einer christlichen Brille nach vorne zu schauen. Diese Botschaft der Hoffnung gilt natürlich allen Christen weltweit, aber für Afrika kann dieser Ausdruck besondere Bedeutung haben, gerade weil wir um die dramatischen Probleme des Kontinents wissen. Die Einladung zur Hoffnung ist dringlich, und es ist richtig, dass der Papst an den großen Wert dieser Tugend für alle Christen, die auf diesem Kontinent wirken, erinnert hat.“
Während die Begegnung mit Jugendlichen auf Pastoralreisen zur Tradition geworden sei, wollte der Papst diesmal den Frauen besondere Aufmerksamkeit schenken, betont Lombardi:
„Im Bewusstsein ihrer fundamentalen Rolle bei der Weitergabe des Lebens, im Zentrum der Familie aber auch der Gesellschaft. Die Frau hat auch Gaben und Charismen, die zu Verständnis, zu Dialog und zu gegenseitigem Respekt verhelfen.“
Es sei eine gute Entscheidung gewesen, noch vor der Sonderbischofsversammlung für Afrika im Oktober nach Kamerun und Angola zu reisen, meint Lombardi. Dass der Papst persönlich das Instrumentum Laboris überreicht habe, gebe den Vorbereitungen der Synode einen entscheidenden Impuls:
„Das zeigt, dass der Papst und die Weltkirche großes Interesse an diesem Ereignis haben, es verfolgen, daran teilhaben möchten und es im Gebet begleiten.“
Schon während der fliegenden Pressekonferenz hatte Benedikt XVI. schmunzelnd auf die Frage nach dem Mythos seiner Einsamkeit im Vatikan reagiert. Nach der Rückkehr aus Afrika und den Bildern jubelnder Menschen am Straßenrand betont der Papstsprecher:
„Von Einsamkeit kann man wirklich nicht sprechen. Wir haben ja gesehen, dass auch die Bischöfe in den letzten Monaten ihre Solidarität zum Ausdruck bringen wollten. Wir haben den Enthusiasmus und die offenen Arme zahlreicher Völker gesehen. Der Papst fühlt sich nicht allein, weder was die Leitung der Kirche angeht, noch was die Menschen angeht, denen er begegnet.“
In Afrika wurden die kirchlichen wie politischen Ansprachen des Papstes auch in den Medien positiv dargestellt. Zum Widerspruch zur Berichterstattung in den westlichen Medien konstatiert Lombardi:
„Ich habe den Eindruck, dass es für den Westen schwierig ist, die besondere Einstellung zu begreifen, mit der die Kirche Entwicklung und Fortschritt der Völker sieht. … Ich habe, an der Seite des Papstes, diese hunderttausenden Menschen gesehen: Das sind keine Nummern, keine Tiere, die es einzugrenzen, oder mit Macht, mit wirtschaftlichen, polizeilichen oder sonstigen Maßnahmen zu regieren gilt. Das sind Personen. Hinter jedem Gesicht sieht die Kirche eine Person mit unendlicher Würde, eine Person die dazu gerufen ist, ihre Verantwortung wahrzunehmen und zu wachsen. Das scheint in vielen der Positionen, die wir in diesen Tagen zu Afrika und seiner Zukunft gehört haben, zu fehlen.“ (rv 23.03.2009 bp)
Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00155164.RM
 
Interview mit einem afrikanischen Intellektuellen
Afrikas Intellektuelle sind hochzufrieden mit der Reise Papst Benedikts nach Kamerun und Angola. Mit Worten und Gesten hat Joseph Ratzinger auf dem schwarzen Kontinent bewiesen, dass er als Papst das zentrale Anliegen der afrikanischen Theologie teilt: Gerechtigkeit, Versöhnung, Befreiung. Gudrun Sailer sprach darüber mit Filomeno Lopez, einem Philosophen und Fundamentaltheologen aus Guinea Bissau. (rv 25.03.2009 gs)
Hier lesen Sie das ganze Gespräch mit dem afrikanischen Philosophen: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=275601
 
Papst: Positive Bilanz der Afrika-Reise
Gut eine Woche nach seiner Rückkehr aus Afrika hat Benedikt XVI. eine sehr positive Bilanz gezogen. Bei der ersten Generalaudienz nach der Reise ging der Papst auf dem Petersplatz nicht auf die Kontroverse um seine Äußerung zu Kondomen ein.
„Die Stationen dieser Reise waren Kamerun und Angola, aber symbolisch galt mein Besuch allen Völkern des Kontinents. Überall durfte ich die für Afrika typische herzliche Aufnahme erfahren, und ich danke allen, die zum Gelingen der Reise beigetragen haben.“
In Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns, habe er Afrikas Bischöfen das Arbeitsdokument für die zweite Afrikasynode überreicht; sie findet im Oktober in Rom statt.
„Von Anfang an hat das Christentum seine Wurzeln in afrikanischen Boden eingesenkt. Der Glaube an Gott, der uns in Jesus Christus nahe ist und sein liebendes Angesicht gezeigt hat, gibt Afrika und der ganzen Welt sichere Hoffnung. Inmitten der leider zahlreichen Konflikte in Afrika ist es daher Aufgabe der Kirche, ein Werkzeug der Einheit und der Versöhnung zu sein, um vom Evangelium her gemeinsam eine Zukunft der Gerechtigkeit, der Solidarität und des Friedens aufzubauen.“
Zweite Etappe der Papstreise war Angola, das „lange von Krieg heimgesucht war“. Hier wollte er „daran erinnern, dass Versöhnung und echter Wiederaufbau nur mit sozialer Gerechtigkeit einhergehen können“, so Papst Benedikt.
„Zwei besondere Momente waren die Begegnungen mit den Frauen und mit den Jugendlichen. Afrika ist ein junger Kontinent, und das Treffen mit den jungen Menschen war ein Fest der Freude und Hoffnung. Im Dank für alles, was Gott in Afrika an Großem gewirkt hat und durch den Einsatz glaubensbegeisterter Gemeinden weiterhin wirkt, wollen wir die Menschen dieses Kontinents mit unserem Gebet unterstützen, dass sie die gegenwärtigen Herausforderungen mutig zu meistern vermögen.“ (rv/kna 01.04.2009 mg)
Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00156110.RM
 







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