2009-05-18 13:32:22

Afrika: Zweiter Tag; Appell an Bischöfe und Priester


An seinem zweiten Besuchstag in Afrika hat Papst Benedikt XVI. dem Staatspräsidenten Kameruns Paul Biya einen Höflichkeitsbesuch abgestattet. Nach der Frühmesse in der Apostolischen Nuntiatur von Yaoundé, wo er während seines dreitägigen Aufenthaltes wohnt, fuhr er zum Amtssitz des Präsidenten, dem Palais de l'Unité. Im Anschluss danach war ein Treffen mit den Bischöfen des Landes in der Christ-König-Kirche der Hauptstadt vorgesehen. (rv)
Papst in Kamerun: „Priester müssen ihren Gelübden treu bleiben“
Benedikt XVI. hat die Bischöfe in Kamerun ermahnt, nicht wegzugucken, wenn Priester oder Ordensleute ihren Gelübden untreu sind. In der Christ-König-Kirche im Tsinga-Viertel hielt der Papst am Mittwochvormittag eine Grundsatzrede über die Kirche in Kamerun; dabei ließ er die Probleme und Herausforderungen einer afrikanischen Ortskirche Revue passieren.
„In diesem Paulusjahr ist es besonders passend, uns klarzumachen, wie dringend das Verkünden des Evangeliums an alle ist. Dieser Auftrag, den die Kirche von Christus erhalten hat, bleibt eine Priorität... Um das Volk Gottes dabei zu leiten und anzuregen, müssen die Seelsorger vor allem selbst Verkünder sein. Verkündigung ist ureigenste Aufgabe des Bischofs, der wie Paulus sagen kann: „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“ Der Bischof ist der Katechist par excellence.“
Benedikt betonte, wie wichtig die Einheit der Bischöfe untereinander ist. Sie sollten sich jedes Mal um einen gemeinsamen Standpunkt bemühen, wenn es um die „multiplen Herausforderungen“ der Welt von heute geht. Durch eine stärkere Zusammenarbeit der Bistümer könnten die Priester auch besser über das Land verteilt werden, regte der Papst an. Was im Kleinen für Kamerun gelte, könne übrigens auch Afrika als ganzes gut gebrauchen: eine „apostolische Solidarität“, durch die die Kirche missionarisch bleibe.
Der Papst drängte die Bischöfe aber auch zur besonders engen Zusammenarbeit mit den Priestern: Sie sollten dem Klerus ein Beispiel geben – und ihm gleichzeitig auch auf die Finger sehen, ob ihr Lebensstil wirklich priesterlich ist. Benedikt hatte da wohl manche afrikanische Laxheit im Auge, die sich afrikanische Priester vor allem mit dem Zölibat leisten.
„Ich fordere euch auf, besonders aufmerksam zu sein, was die Treue von Priestern und Ordensleuten zu ihren Gelübden betrifft, die sie im Moment ihrer Weihe oder ihres Eintritts ins Ordensleben abgelegt haben. Sie müssen ihrer Berufung treu bleiben – um der größeren Heiligkeit der Kirche und der Ehre Gottes willen. Damit ihr Zeugnis authentisch ist, darf kein Graben sein zwischen dem, was sie lehren, und dem, was sie jeden Tag leben!“
An Priesternachwuchs fehle es zum Glück nicht, so Benedikt – doch sei „ernsthafte Auswahl“ sehr wichtig. Darum sollten die Bischöfe trotz aller pastoraler Notwendigkeiten doch viel Zeit und Aufmerksamkeit in die Ausbildung an den Priesterseminaren investieren. Künftige Priester bräuchten „eine solide menschliche, geistliche und seelsorgliche Bildung, um zu reifen und ausgeglichenen Persönlichkeiten zu werden“. Erst dann seien sie „gut vorbereitet auf ein Leben als Priester.“
Der Papst ging auch auf die wichtige Rolle der Katechisten in Kamerun ein: Es gibt davon an die 19.000, das ist fast viermal soviel als die Zahl der Priester und Ordensleute im Land.
„Ich danke ihnen für ihre Großzügigkeit und ihren Glauben im Dienst der Kirche! Durch ihre Arbeit kommt es zu einer echten Inkulturation des Glaubens. Darum ist auch ihre menschliche, geistliche und doktrinelle Ausbildung unerlässlich. Sie brauchen auch Unterstützung (auch materielle) von ihren Hirten, um ihre Mission in guten Lebens- und Arbeitsbedingungen erfüllen zu können – auch dadurch zeigt die Kirche, wie wichtig sie ihre Verkündigungsarbeit findet.“
Benedikt bat die Bischöfe außerdem, sich um die Familie zu kümmern: Die „grundlegenden Werte der afrikanischen Familie” bräuchten in der säkularisierten Welt besonderen Schutz. Zum Thema Sekten und Aberglauben meinte der Papst: Das Phänomen lade die Kirche dazu ein, der „Erziehung von Kindern und jungen Erwachsenen neuen Schwung zu geben“. Er lobte die sehr rührigen katholischen Laienverbände in Kamerun:
„Besonders ermutige ich die Frauenverbände, in den verschiedenen Bereichen der Mission der Kirche aktiv mitzuarbeiten. Sie zeigen dadurch ein echtes Bewusstsein der Würde der Frau und ihrer besonderen Berufung in der kirchlichen Gemeinschaft und in der Gesellschaft.“
Die Kirche wolle die Rechte der Armen und Schwachen verteidigen – so zeige sie konkret, dass sie „die echte Familie Gottes“ sei. Das schließe „jeden Ethnozentrismus oder übertriebenen Partikularismus“ aus und führe zur „Zusammenarbeit der Ethnien für das Wohl aller“. (rv)
Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154240.RM

 
Ein Besuch vorab: Marienbasilika vereint das Land
Die dritte Ansprache Benedikts XVI. während seiner Afrikareise ist an der Marienbasilika „Maria Königin der Apostel“ geplant. Der Papst trifft dort Priester, Ordensleute und Laien aller 24 Bistümer Kameruns. Sie symbolisiert wie kein anderes Gotteshaus Land und Kirche.
Lesen und hören Sie ein Kirchenportrait von Birgit Pottler: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=273710


Kirche in Kamerun: Die deutschen Anfänge
Die Gastgeber der Papstreise präsentieren sich als lebendige Kirche, mit knapp 1.800 Priestern und 18.000 Katecheten für 4,7 Millionen Katholiken. Birgit Pottler blickt zurück auf die Anfänge der Kirche in Kamerun. (rv)
Hier zum Nachlesen und Nachhören: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=273599

 
Priester sind Väter und Diener zugleich
Nach dem Vorbild des Heiligen Josef sind Priester Väter und gleichzeitig Diener. Und sie sollten sich von Schwierigkeiten auf ihrem Weg nicht abbringen lassen. Das sagte der Papst in einer Meditation über das Thema Väterlichkeit bei der Vesper in der Marienbasilika von Yaoundé im Kamerun am Mittwochabend. Der 19. März – Gedenktag des Heiligen Josef – ist der Namenstag des Papstes. An der ökumenischen Begegnung nahmen Priester, Ordensleute und Personen des geweihten Lebens teil.
„Es handelt sich darum, kein mittelmäßiger Diener zu sein, sondern ein treuer und besonnener Diener. Das ist keine zufällige Kombination. Vielmehr stellt sie klar, dass Intelligenz ohne Treue – ebenso wie Treue ohne Weisheit – ungenügende Qualitäten sind. Das eine ohne das andere erlaubt uns nicht, in vollem Maß die Verantwortung wahrzunehmen, die Gott uns anvertraut hat. Diese Väterlichkeit, liebe Priester, müsst ihr im Alltag eures Amtes leben.“
Benedikt dankte den afrikanischen Priestern für ihren großzügigen Einsatz im Dienst der Kirche und ermunterte sie, sich von den Schwierigkeiten nicht entmutigen zu lassen. „Liebe Brüder im Priesteramt, euer Hirtendienst verlangt viel Verzicht, aber er ist auch Quelle der Freude“, rief er ihnen zu. Den Angehörigen der kirchlichen Bewegungen wünschte der Papst, dass sie gerade den Ärmsten das liebende Gesicht Gottes zeigen könnten und ermutigte sie, sich weiterhin für die menschliche und christliche Erziehung der Jugendlichen und für die Förderung der Frau in Afrika einzusetzen. Hierbei gab der Papst noch einen konkreten Rat:
„Das geweihte Leben ist ein radikaler Weg der Christusnachfolge. Deshalb soll euer Lebensstil verdeutlichen, was es ist, das euch leben lässt. Es ist nötig, dass euer Handeln eure tiefe Identität nicht versteckt.“
Das Leben des Heiligen Josef sei ein beredtes Beispiel für alle Nachfolger Jesu, die die Einheit der Kirche wünschen, so der Papst an die Adresse der anderen christlichen Konfessionen.
„Sein Beispiel lehrt uns zu verstehen, dass derjenige, der sich voll dem Willen Gottes ausliefert, ein wirksames Werkzeug Gottes wird im seinem Vorhaben, die Menschen in eine einzige große Familie, in eine einzige Kirche zusammenzuführen. Diese Suche nach der Einheit der Nachfolger Christi ist für uns eine große Herausforderung. Sie führt uns dazu, uns immer mehr von Christus anziehen zu lassen. Wir sind dazu aufgerufen, Kinder desselben Vaters zu sein.“ (rv)
Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154305.RM

 
Vatikan und Kamerun planen Abkommen zur Rolle der Kirche
Der Vatikan und Kamerun wollen die bilateralen Beziehungen der Staaten vertiefen. Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone und Ministerpräsident Ephraim Inoni trafen am Mittwoch im Rahmen des Papst-Besuchs in der Hauptstadt Yaoundé zu einer Unterredung zusammen. Dabei ging es nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi um Überlegungen für ein Abkommen, das die Beziehungen zwischen Staat und Kirche näher regeln soll. Details nannte Lombardi nicht. Betont worden sei aber der Beitrag der katholischen Kirche in den Bereichen Bildung und Gesundheit. (kna)
 
Nach der Ankunft des Papstes in Kamerun: Presseschau
Die Freude über die Ankunft des Papstes bestimmt die Medien in Kamerun, nicht aber kirchliche Aussagen zur Aidsprävention und Sexualethik. Birgit Pottler berichtet:
Der nationale Radio- und Fernsehsender RTV verfolgte jeden Schritt Benedikts vom Flugzeug bis zu Nuntiatur, strahlte die Bilder von tausenden Kamerunern am Straßenrand, einem posierenden Präsidenten mit Gattin und dem sichtlich zufriedenen und interessierten Papst meist unkommentiert und in Wiederholung bis Mitternacht aus. In einer Endlosschleife folgten dann Bilder aus dem Vatikan und Archivaufnahmen sämtlicher bisheriger Reisen Benedikts XVI. „Historischer Besuch beginnt“ schreibt die Online-Redaktion von RTV.
Die „Cameroon Tribune“, regierungsnahe Tageszeitung, spricht von einem „Triumph“. Das zweisprachige Blatt widmet dem Papstbesuch zwölf von 32 Seiten und druckt die Ansprachen des Präsidenten und des Papstes. In einem ganzseitigen Artikel mit dem Titel „Papst verurteilt die Laster Afrikas“ ein Satz zum Thema Aids: „Der Papst fordert die unentgeltliche Behandlung von Aids-Patienten.“
Die Tageszeitung „Nouvelle Vision“ liefert laut Selbstvorstellung „Bürgerinformation“ und zeigt auf dem Titel ein Archivfoto des Papstes bei seiner Einführungsmesse 2005. „Der Papst kommt über Kamerun nach Afrika“ heißt es im Editorial.
Die Oppositionszeitung „L’Independant“ berichtet auf drei von 12 Seiten, legt aber den Fokus auf die Zerstörung alter Häuser im Zug der Modernisierungsmaßnahmen. Hier würden nicht - wie von Präsident Paul Biya versprochen – neue Wohnungen entstehen, sondern Baugrund und Lizenzen an große Firmen vergeben. Wo die früheren Bewohner der Viertel unterkommen sollen, wisse keiner. Auch der Erzdiözese selbst fehle außerdem Geld, so das Blatt. „Im Namen des Papstes, des Paul und des Gilbert. Amen“ ist der Untertitel des eineinhalbspaltigen Fotos auf der Titelseite. Gilbert Tsimi ist der Delegierte der Regierung im Stadtrat Yaoundés. (rv)
Zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154196.RM

 
Papstsprecher: „Papst hat Bedeutung der Laien betont“
Auch nach dem zweiten Tag des Kamerunaufenthalts Papst Benedikts XVI. sprach unsere Korrespondentin vor Ort, Birgit Pottler, mit Vatikansprecher Pater Federico Lombardi. Wir dokumentieren hier das Gespräch mit Jesuitenpater Lombardi über seine Eindrücke von dem Treffen des Papstes mit den Kirchenvertretern des Landes, das am Mittwochvormittag in der Christ-König-Kirche im Stadtteil Tsinga in Yaoundé stattfand:
Lesen und hören Sie hier das gesamte Interview: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=273918







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