Afrika: Zweiter Tag; Appell an Bischöfe und Priester
An seinem zweiten Besuchstag in Afrika hat Papst Benedikt XVI. dem Staatspräsidenten
Kameruns Paul Biya einen Höflichkeitsbesuch abgestattet. Nach der Frühmesse in der
Apostolischen Nuntiatur von Yaoundé, wo er während seines dreitägigen Aufenthaltes
wohnt, fuhr er zum Amtssitz des Präsidenten, dem Palais de l'Unité. Im Anschluss danach
war ein Treffen mit den Bischöfen des Landes in der Christ-König-Kirche der Hauptstadt
vorgesehen. (rv) Papst in Kamerun: „Priester müssen ihren Gelübden treu bleiben“ Benedikt
XVI. hat die Bischöfe in Kamerun ermahnt, nicht wegzugucken, wenn Priester oder Ordensleute
ihren Gelübden untreu sind. In der Christ-König-Kirche im Tsinga-Viertel hielt der
Papst am Mittwochvormittag eine Grundsatzrede über die Kirche in Kamerun; dabei ließ
er die Probleme und Herausforderungen einer afrikanischen Ortskirche Revue passieren. „In
diesem Paulusjahr ist es besonders passend, uns klarzumachen, wie dringend das Verkünden
des Evangeliums an alle ist. Dieser Auftrag, den die Kirche von Christus erhalten
hat, bleibt eine Priorität... Um das Volk Gottes dabei zu leiten und anzuregen, müssen
die Seelsorger vor allem selbst Verkünder sein. Verkündigung ist ureigenste Aufgabe
des Bischofs, der wie Paulus sagen kann: „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“
Der Bischof ist der Katechist par excellence.“ Benedikt betonte, wie wichtig
die Einheit der Bischöfe untereinander ist. Sie sollten sich jedes Mal um einen gemeinsamen
Standpunkt bemühen, wenn es um die „multiplen Herausforderungen“ der Welt von heute
geht. Durch eine stärkere Zusammenarbeit der Bistümer könnten die Priester auch besser
über das Land verteilt werden, regte der Papst an. Was im Kleinen für Kamerun gelte,
könne übrigens auch Afrika als ganzes gut gebrauchen: eine „apostolische Solidarität“,
durch die die Kirche missionarisch bleibe. Der Papst drängte die Bischöfe aber
auch zur besonders engen Zusammenarbeit mit den Priestern: Sie sollten dem Klerus
ein Beispiel geben – und ihm gleichzeitig auch auf die Finger sehen, ob ihr Lebensstil
wirklich priesterlich ist. Benedikt hatte da wohl manche afrikanische Laxheit im Auge,
die sich afrikanische Priester vor allem mit dem Zölibat leisten. „Ich fordere
euch auf, besonders aufmerksam zu sein, was die Treue von Priestern und Ordensleuten
zu ihren Gelübden betrifft, die sie im Moment ihrer Weihe oder ihres Eintritts ins
Ordensleben abgelegt haben. Sie müssen ihrer Berufung treu bleiben – um der größeren
Heiligkeit der Kirche und der Ehre Gottes willen. Damit ihr Zeugnis authentisch ist,
darf kein Graben sein zwischen dem, was sie lehren, und dem, was sie jeden Tag leben!“ An
Priesternachwuchs fehle es zum Glück nicht, so Benedikt – doch sei „ernsthafte Auswahl“
sehr wichtig. Darum sollten die Bischöfe trotz aller pastoraler Notwendigkeiten doch
viel Zeit und Aufmerksamkeit in die Ausbildung an den Priesterseminaren investieren.
Künftige Priester bräuchten „eine solide menschliche, geistliche und seelsorgliche
Bildung, um zu reifen und ausgeglichenen Persönlichkeiten zu werden“. Erst dann seien
sie „gut vorbereitet auf ein Leben als Priester.“ Der Papst ging auch auf die wichtige
Rolle der Katechisten in Kamerun ein: Es gibt davon an die 19.000, das ist fast viermal
soviel als die Zahl der Priester und Ordensleute im Land. „Ich danke ihnen für
ihre Großzügigkeit und ihren Glauben im Dienst der Kirche! Durch ihre Arbeit kommt
es zu einer echten Inkulturation des Glaubens. Darum ist auch ihre menschliche, geistliche
und doktrinelle Ausbildung unerlässlich. Sie brauchen auch Unterstützung (auch materielle)
von ihren Hirten, um ihre Mission in guten Lebens- und Arbeitsbedingungen erfüllen
zu können – auch dadurch zeigt die Kirche, wie wichtig sie ihre Verkündigungsarbeit
findet.“ Benedikt bat die Bischöfe außerdem, sich um die Familie zu kümmern:
Die „grundlegenden Werte der afrikanischen Familie” bräuchten in der säkularisierten
Welt besonderen Schutz. Zum Thema Sekten und Aberglauben meinte der Papst: Das Phänomen
lade die Kirche dazu ein, der „Erziehung von Kindern und jungen Erwachsenen neuen
Schwung zu geben“. Er lobte die sehr rührigen katholischen Laienverbände in Kamerun: „Besonders
ermutige ich die Frauenverbände, in den verschiedenen Bereichen der Mission der Kirche
aktiv mitzuarbeiten. Sie zeigen dadurch ein echtes Bewusstsein der Würde der Frau
und ihrer besonderen Berufung in der kirchlichen Gemeinschaft und in der Gesellschaft.“ Die
Kirche wolle die Rechte der Armen und Schwachen verteidigen – so zeige sie konkret,
dass sie „die echte Familie Gottes“ sei. Das schließe „jeden Ethnozentrismus oder
übertriebenen Partikularismus“ aus und führe zur „Zusammenarbeit der Ethnien für das
Wohl aller“. (rv) Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154240.RM
Ein
Besuch vorab: Marienbasilika vereint das Land Die dritte Ansprache Benedikts
XVI. während seiner Afrikareise ist an der Marienbasilika „Maria Königin der Apostel“
geplant. Der Papst trifft dort Priester, Ordensleute und Laien aller 24 Bistümer Kameruns.
Sie symbolisiert wie kein anderes Gotteshaus Land und Kirche. Lesen und hören
Sie ein Kirchenportrait von Birgit Pottler: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=273710
Kirche
in Kamerun: Die deutschen Anfänge Die Gastgeber der Papstreise präsentieren
sich als lebendige Kirche, mit knapp 1.800 Priestern und 18.000 Katecheten für 4,7
Millionen Katholiken. Birgit Pottler blickt zurück auf die Anfänge der Kirche in Kamerun.
(rv) Hier zum Nachlesen und Nachhören: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=273599
Priester
sind Väter und Diener zugleich Nach dem Vorbild des Heiligen Josef sind Priester
Väter und gleichzeitig Diener. Und sie sollten sich von Schwierigkeiten auf ihrem
Weg nicht abbringen lassen. Das sagte der Papst in einer Meditation über das Thema
Väterlichkeit bei der Vesper in der Marienbasilika von Yaoundé im Kamerun am Mittwochabend.
Der 19. März – Gedenktag des Heiligen Josef – ist der Namenstag des Papstes. An der
ökumenischen Begegnung nahmen Priester, Ordensleute und Personen des geweihten Lebens
teil. „Es handelt sich darum, kein mittelmäßiger Diener zu sein, sondern ein
treuer und besonnener Diener. Das ist keine zufällige Kombination. Vielmehr stellt
sie klar, dass Intelligenz ohne Treue – ebenso wie Treue ohne Weisheit – ungenügende
Qualitäten sind. Das eine ohne das andere erlaubt uns nicht, in vollem Maß die Verantwortung
wahrzunehmen, die Gott uns anvertraut hat. Diese Väterlichkeit, liebe Priester, müsst
ihr im Alltag eures Amtes leben.“ Benedikt dankte den afrikanischen Priestern
für ihren großzügigen Einsatz im Dienst der Kirche und ermunterte sie, sich von den
Schwierigkeiten nicht entmutigen zu lassen. „Liebe Brüder im Priesteramt, euer Hirtendienst
verlangt viel Verzicht, aber er ist auch Quelle der Freude“, rief er ihnen zu. Den
Angehörigen der kirchlichen Bewegungen wünschte der Papst, dass sie gerade den Ärmsten
das liebende Gesicht Gottes zeigen könnten und ermutigte sie, sich weiterhin für die
menschliche und christliche Erziehung der Jugendlichen und für die Förderung der Frau
in Afrika einzusetzen. Hierbei gab der Papst noch einen konkreten Rat: „Das
geweihte Leben ist ein radikaler Weg der Christusnachfolge. Deshalb soll euer Lebensstil
verdeutlichen, was es ist, das euch leben lässt. Es ist nötig, dass euer Handeln eure
tiefe Identität nicht versteckt.“ Das Leben des Heiligen Josef sei ein beredtes
Beispiel für alle Nachfolger Jesu, die die Einheit der Kirche wünschen, so der Papst
an die Adresse der anderen christlichen Konfessionen. „Sein Beispiel lehrt uns
zu verstehen, dass derjenige, der sich voll dem Willen Gottes ausliefert, ein wirksames
Werkzeug Gottes wird im seinem Vorhaben, die Menschen in eine einzige große Familie,
in eine einzige Kirche zusammenzuführen. Diese Suche nach der Einheit der Nachfolger
Christi ist für uns eine große Herausforderung. Sie führt uns dazu, uns immer mehr
von Christus anziehen zu lassen. Wir sind dazu aufgerufen, Kinder desselben Vaters
zu sein.“ (rv) Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154305.RM
Vatikan
und Kamerun planen Abkommen zur Rolle der Kirche Der Vatikan und Kamerun wollen
die bilateralen Beziehungen der Staaten vertiefen. Kardinal-Staatssekretär Tarcisio
Bertone und Ministerpräsident Ephraim Inoni trafen am Mittwoch im Rahmen des Papst-Besuchs
in der Hauptstadt Yaoundé zu einer Unterredung zusammen. Dabei ging es nach Angaben
von Vatikansprecher Federico Lombardi um Überlegungen für ein Abkommen, das die Beziehungen
zwischen Staat und Kirche näher regeln soll. Details nannte Lombardi nicht. Betont
worden sei aber der Beitrag der katholischen Kirche in den Bereichen Bildung und Gesundheit.
(kna) Nach der Ankunft des Papstes in Kamerun: Presseschau Die
Freude über die Ankunft des Papstes bestimmt die Medien in Kamerun, nicht aber kirchliche
Aussagen zur Aidsprävention und Sexualethik. Birgit Pottler berichtet: Der nationale
Radio- und Fernsehsender RTV verfolgte jeden Schritt Benedikts vom Flugzeug bis zu
Nuntiatur, strahlte die Bilder von tausenden Kamerunern am Straßenrand, einem posierenden
Präsidenten mit Gattin und dem sichtlich zufriedenen und interessierten Papst meist
unkommentiert und in Wiederholung bis Mitternacht aus. In einer Endlosschleife folgten
dann Bilder aus dem Vatikan und Archivaufnahmen sämtlicher bisheriger Reisen Benedikts
XVI. „Historischer Besuch beginnt“ schreibt die Online-Redaktion von RTV. Die „Cameroon
Tribune“, regierungsnahe Tageszeitung, spricht von einem „Triumph“. Das zweisprachige
Blatt widmet dem Papstbesuch zwölf von 32 Seiten und druckt die Ansprachen des Präsidenten
und des Papstes. In einem ganzseitigen Artikel mit dem Titel „Papst verurteilt die
Laster Afrikas“ ein Satz zum Thema Aids: „Der Papst fordert die unentgeltliche Behandlung
von Aids-Patienten.“ Die Tageszeitung „Nouvelle Vision“ liefert laut Selbstvorstellung
„Bürgerinformation“ und zeigt auf dem Titel ein Archivfoto des Papstes bei seiner
Einführungsmesse 2005. „Der Papst kommt über Kamerun nach Afrika“ heißt es im Editorial. Die
Oppositionszeitung „L’Independant“ berichtet auf drei von 12 Seiten, legt aber den
Fokus auf die Zerstörung alter Häuser im Zug der Modernisierungsmaßnahmen. Hier würden
nicht - wie von Präsident Paul Biya versprochen – neue Wohnungen entstehen, sondern
Baugrund und Lizenzen an große Firmen vergeben. Wo die früheren Bewohner der Viertel
unterkommen sollen, wisse keiner. Auch der Erzdiözese selbst fehle außerdem Geld,
so das Blatt. „Im Namen des Papstes, des Paul und des Gilbert. Amen“ ist der Untertitel
des eineinhalbspaltigen Fotos auf der Titelseite. Gilbert Tsimi ist der Delegierte
der Regierung im Stadtrat Yaoundés. (rv) Zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00154196.RM
Papstsprecher:
„Papst hat Bedeutung der Laien betont“ Auch nach dem zweiten Tag des Kamerunaufenthalts
Papst Benedikts XVI. sprach unsere Korrespondentin vor Ort, Birgit Pottler, mit Vatikansprecher
Pater Federico Lombardi. Wir dokumentieren hier das Gespräch mit Jesuitenpater Lombardi
über seine Eindrücke von dem Treffen des Papstes mit den Kirchenvertretern des Landes,
das am Mittwochvormittag in der Christ-König-Kirche im Stadtteil Tsinga in Yaoundé
stattfand: Lesen und hören Sie hier das gesamte Interview: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=273918