Benedikt: "Ich bin als Pilger des Friedens gekommen"
Hier die Worte Papst Benedikts beim Rückflug nach Rom von seiner achttägigen Pilgerreise
ins Heilige Land. Die Übersetzung stammt von der katholischen Nachrichtenagentur „Zenit“.
Vor den Journalisten, die ihn begleiteten, ging der Heilige Vater auf drei starke
Eindrücke dieser zwölften Apostolischen Auslandsreise ein, um anschließend alle Christen
zu ermutigen, selbst ins Heilige Land zu pilgern und ebenfalls zu Botschaftern des
Friedens zu werden.
Liebe Freunde,
danke für eure Arbeit. Ich kann
mir vorstellen, wie schwierig sie war, mit so vielen Problemen, so vielen Fahrten
usw., und ich möchte euch gerne dafür danken, dass ihr all diese Schwierigkeiten auf
euch genommen habt, um die Welt über diese Pilgerreise zu informieren und auf diese
Weise auch die anderen einzuladen, zu diesen Heiligen Stätten zu pilgern. Eine
kurze Zusammenfassung dieser Reise habe ich schon in meiner Rede auf dem Flughafen
gemacht, und ich will jetzt nicht mehr viel hinzufügen. Ich könnte auf viele, viele
Details eingehen: den bewegenden Abstieg zum tiefsten Punkt der Erde, beim Jordan,
der für uns auch ein Symbol für den Abstieg Gottes ist, den Abstieg Christi zu den
tiefsten Punkten der menschlichen Existenz; der Abendmahlssaal, wo uns der Herr die
Eucharistie geschenkt hat, wo sich Pfingsten ereignet hat, die Herabkunft des Heiligen
Geistes...; das Heilige Grab, und so viele andere Eindrücke... Aber mir scheint, dass
jetzt nicht der richtige Augenblick ist, um das zu machen. Vielleicht gibt es drei
Haupteindrücke: Der erste ist, dass ich überall, in jedem Umfeld, unter Muslimen,
Christen und Juden den entschlossenen Willen zum interreligiösen Dialog, zur Begegnung,
zur Zusammenarbeit zwischen den Religionen angetroffen habe. Es ist wichtig, dass
alle das sehen, und zwar nicht nur als Aktion, die - sagen wir es so - in der gegebenen
Situation politisch motiviert ist, sondern als Frucht desselben Glaubenskerns. Denn
an einen einzigen Gott zu glauben, der uns alle geschaffen hat, Vater von uns allen,
an diesen Gott zu glauben, der die Menschheit als Familie geschaffen hat, an Gott
zu glauben, der die Liebe ist und der will, dass die Liebe die stärkste Kraft in der
Welt sei, bringt diese Begegnung mit sich, diese Notwendigkeit zur Begegnung, zum
Dialog, zur Zusammenarbeit als Forderung desselben Glaubens. Zweiter Punkt: Ich
habe auch ein ökumenisches Klima vorgefunden, das sehr ermutigend ist. Wir hatten
viele sehr herzliche Treffen mit der orthodoxen Welt. Ich konnte auch mit einem Vertreter
der anglikanischen Kirche sprechen und mit zwei lutherischen Vertretern, und man sieht,
dass dieses Klima des Heiligen Landes auch die Ökumene begünstigt. Und nun der
dritte Punkt: Es gibt sehr große Schwierigkeiten. Das wissen wir, das haben wir gesehen
und gehört. Aber ich habe auch eine tiefe Sehnsucht nach Frieden gesehen - auf allen
Seiten. Die Schwierigkeiten sieht man leichter, und wir dürfen sie nicht verstecken:
Sie existieren und müssen geklärt werden. Aber nicht ganz so sichtbar ist der allgemeine
Wunsch nach Frieden, nach Brüderlichkeit, und mir scheint, das wir auch davon sprechen
müssen, alle in diesem Willen zu bestärken, um Lösungen für diese Schwierigkeiten
zu finden, die sicher nicht einfach sein werden. Ich bin als Pilger des Friedens
gekommen. Die Wallfahrt ist ein grundlegender Bestandteil vieler Religionen, insbesondere
des Islams, der jüdischen Religion und des Christentums. Sie ist auch ein Bild für
unser Leben, das ein Vorwärtswandern ist, auf Gott zu, und auf diese Weise auf die
Gemeinschaft der Menschheit zu. Ich bin als Pilger gekommen, und ich hoffe, dass
viele diesen Spuren folgen werden und auf diese Weise die Einheit der Völker dieses
Heiligen Landes fördern und auch zu Botschaftern des Friedens werden. Danke! (zenit
16.05.2009 gs)