Benedikt XVI. habe
seine Friedensbotschaft mit besonderer Tiefe vermittelt. So lautet eine erste Bilanz
von Vatikansprecher Pater Federico Lombardi zur Papstvisite in Nahost. Unser Jerusalem-Korrespondent
Stefan Kempis hat den Vatikansprecher, der Papst Benedikt während seiner Heilig-Land-Reise
begleitete, kurz vor dem Rückflug nach Rom nach seinen Eindrücken gefragt:
Pater
Lombardi, wie ist Ihre Bilanz der Papstreise?
Für mich ist die Reise des
Papstes deswegen ein großer Erfolg, weil seine Friedensbotschaft mit einer besonderen
Tiefe vermittelt wurde. Der Papst hat aber nicht nur gesprochen, er hat auch viel
zugehört, das hat er oft bewiesen. Er hat den vielen Reden zugehört, mit ihren verschiedenen
Ansichten und Problemen, der Juden, Moslems und der Christen der verschiedenen Konfessionen
und Riten. Die Reden waren auch oft sehr gespannt und emotional aufgeladen. So hat
er die Probleme aus den verschiedenen Perspektiven kennen gelernt, was er auch als
Erfahrung mitbringen wird. Er hat hier eine Beziehung zum Heiligen Land aufgebaut,
die weitergehen wird. Er wird in der Zukunft dem Heiligen Land noch sehr viel zu sagen
haben. Es bleibt nicht nur bei seiner ersten Botschaft, die sehr klar war. Der
Papst hat in seinen Reden und Predigten auch politisch sehr klar gesprochen. Klarer,
als viele das erwartet hatten, zumal seine Reise als Pilgerreise angekündigt war.
Der Papst hat immer gesagt, dass er als religiöser Führer kommt und als
Hirte der Katholischen Kirche. Aber er hat auch immer gesagt, dass unser Glaube Konsequenzen
für unser Leben hat. Der Glaube hat immer klargestellt, dass die Gerechtigkeit die
Grundlage für den Frieden ist. Und in diesem Sinne muss man auf dem Boden der Tatsachen
bleiben. Denn Frieden zu bilden bedeutet, die konkreten Probleme zu sehen und versuchen
sie zu lösen. Natürlich hat der Papst gesagt, dass er keine politische Lösung parat
hält, aber er hat ganz klare grundlegende Prinzipien. Beispielsweise das fundamentale
Recht dieser Menschen auf ihre Heimat. Das solle durch eine klare politische Lösung
durchgesetzt werden. Der Papst hat auch die internationale Staatengemeinschaft zur
Hilfe aufgerufen, damit den Völkern hier geholfen wird eine Lösung zu finden. Sie
brauchen mehr Solidarität. Was war für Sie das eindringlichste oder schönste
Bild auf dieser Reise?
Ich habe zwei Bilder dieser Reise im Gedächtnis,
die mich stark beeindruckt haben. Einmal das Bild, dass der Papst mit den Führern
der anderen Religionen in Nazareth zusammen singt und die Hände hält, in einer ganz
klaren freundschaftlichen und friedlichen Geste. Und das zweite Bild, als der Papst
im Caritas Baby Hospital war. Mit einem zweieinhalb Kilo leichten Kind, das er in
seinen Armen hält. Das ist ein symbolisches Bild dafür, wie zerbrechlich der Friede
und die Hoffnung in dieser Region ist. Aber der Papst nimmt das Kind und damit symbolisch
diesen Konflikt in seine Hände und hofft, dass dieses Leben stark wird und Fülle und
Freude erfahren wird. Das war ein ganz starkes Symbol der Hoffnung für mich, welches
der Papst mit seiner Reise erreichen wollte. Pilgerreise von Papst Benedikt
- aber nicht nur zu den christlichen heiligen Stätten, sondern auch zu denen, der
zwei anderen großen monotheistischen Religionen hier in der Region.
Es mag
sein, dass die Besuche des Papstes zu den Pilgerstätten der anderen Religionen mehr
Aufmerksamkeit erfahren haben als zu den christlichen Pilgerstätten. Der Papst war
beispielsweise am Berg Nebo, an der Stelle der Taufe, auf Golgota, in Nazareth und
in Bethlehem. Aber für die Menschen war es sicherlich wichtiger, dass er in Yad Vashem,
an der Klagemauer, in der Moschee in Amman und im Felsendom in Jerusalem war. Das
hat eine tiefe Bedeutung, denn der Papst spricht immer von dem Recht der Gläubigen
der drei Religionen zu den heiligen Stätten pilgern zu dürfen. Und der Papst ist sogar
an die Stätten aller drei Religionen gepilgert und hat bewiesen, wie heilig diese
Stätten für die drei großen Religionen sind. Das ist ein wirklich großes Beispiel
und kann Frieden stiften. Das ist es, was alle verstehen müssen. Es ist für die Menschheit
tief spirituell wichtig, die Heiligen Stätten zu bewahren und anzunehmen. Der Papst
ist als erster Pilger gekommen und hat ein Beispiel dafür gegeben, das hoffentlich
alle verstehen werden.