2009-05-15 14:11:45

Papst beim Abschied:
„Juden wurden brutal ausgetilgt“ - „Zwei-Staaten-Lösung darf kein Traum bleiben“


RealAudioMP3 Benedikt XVI. hat zum Ende seiner insgesamt achttägigen Reise ins Heilige Land den Holocaust erneut scharf verurteilt. Unter einem „gottlosen Regime, das eine Ideologie des Antisemitismus und des Hasses verbreitete“ seien Juden „brutal ausgetilgt worden“, sagte der Papst an diesem Freitag während der Abschiedszeremonie am Flughafen von Tel Aviv. „Dieses entsetzliche Kapitel der Geschichte darf nie vergessen oder geleugnet werden!“

In der letzten von 28 offiziellen Ansprachen blickte Benedikt zurück auf seinen Aufenthalt in Israel und bezeichnete den Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als einen der „feierlichsten Augenblicke“.

„Dort traf ich auch mit einigen Überlebenden zusammen. Diese tief bewegenden Begegnungen brachten mir meinen Besuch vor drei Jahren im Vernichtungslager Auschwitz in Erinnerung, wo so viele Juden – Mütter, Väter, Eheleute, Söhne, Töchter, Brüder, Schwestern, Freunde – durch ein gottloses Regime, das eine Ideologie des Antisemitismus und des Hasses verbreitete, brutal ausgetilgt worden sind. Dieses entsetzliche Kapitel der Geschichte darf nie vergessen oder geleugnet werden!“ 
Im Gegenteil, so Benedikt mit Verweis auf den Olivenbaum, den er und Staatspräsident Shimon Peres am Tag der Ankunft gemeinsam gepflanzt hatten,

„...diese furchtbaren Erinnerungen sollten uns in der Entschiedenheit stärken, enger zusammenzurücken als Zweige des gleichen Olivenbaums, die von den gleichen Wurzeln genährt werden und in brüderlicher Liebe geeint sind“.

Er sei als Freund zu Besuch gekommen, betonte Benedikt XVI., „als Freund der Israelis“ ebenso wie „als Freund des palästinensischen Volkes“.

„Ein Freund der Israelis und der Palästinenser kann nur traurig sein über die weiter bestehende Spannung zwischen Ihren beiden Völkern. Ein Freund kann nur weinen angesichts des Leids und des Verlusts von Menschenleben, die beide Völker in den vergangenen sechs Jahrzehnten erlitten haben.“ 
Aus Freundschaft appellierte der Papst „an alle Menschen dieser Länder“:

„Kein Blutvergießen mehr! Keine Kämpfe mehr! Kein Terrorismus mehr! Kein Krieg mehr! Lasst uns stattdessen den Teufelskreis der Gewalt durchbrechen! Lasst bleibenden Frieden herrschen, der auf Gerechtigkeit gründet, lasst echte Versöhnung und Heilung walten. Es möge allgemein anerkannt werden, dass der Staat Israel das Recht hat, zu existieren und Frieden und Sicherheit innerhalb international vereinbarter Grenzen zu genießen. Ebenso möge anerkannt werden, dass das palästinensische Volk ein Recht auf eine souveräne, unabhängige Heimat, auf ein Leben in Würde und auf Reisefreiheit hat. Die Zwei-Staaten-Lösung möge Wirklichkeit werden und nicht ein Traum bleiben. Von diesen Ländern her soll sich der Frieden ausbreiten, sie sollen als ein „Licht für die Völker“ (Jes 42,6) dienen und den vielen anderen Regionen, die unter Konflikten leiden, Hoffnung bringen.“ 
Den Besuch an der israelischen Sperrmauer bezeichnete Benedikt als einen „der traurigsten Anblicke während meines Besuchs“. Er habe dort für eine Zukunft „in Frieden und Eintracht“ und „gegenseitiger Achtung und Vertrauen zueinander“ gebetet. Vor militärischen Abordnungen am Flughafen von Tel Aviv, vor dem Friedensnobelpreisträger und Staatspräsidenten Shimon Peres sowie dem rechtsgerichteten Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu verzichtete das Kirchenoberhaupt bei aller Brisanz einmal mehr nicht auf politische Aussagen. Er wisse, wie schwierig es sei, Frieden und Gewaltverzicht im Nahen Osten zu erreichen.

„Ich weiß, wie schwierig Ihre Aufgabe ist, genau wie jene der palästinensischen Autonomiebehörde. Ich versichere Sie jedoch meiner Gebete, und die Gebete der Katholiken in aller Welt begleiten Sie in Ihren weiteren Bemühungen, einen gerechten und dauerhaften Frieden in dieser Region zu schaffen.“ 
(rv 15.05.2009 bp)







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