Papst am Ort des Leidens und Sterbens Jesu – Eindrücke
An diesem Freitagmorgen
hat Benedikt XVI. in der Jerusalemer Grabeskirche gebetet, am Ort der Kreuzigung und
Auferstehung Jesu. Es war ein bewegender Moment für das Kirchenoberhaupt. Stefan Kempis
mit Eindrücken:
Jerusalems Altstadt an diesem Freitagmorgen: eine Geisterstadt.
Im christlichen Viertel sind fast alle Geschäfte zu, in den Straßen ist kaum jemand
zu sehen. Immerhin drängen sich Menschen an einer Barriere kurz vor der Grabeskirche,
an der israelische Soldaten jetzt – 30 Minuten vor dem Eintreffen des Papstes – niemanden
mehr durchlassen. Auch einen koptischen Bischof nicht. Auf einmal ein Pulk von
Sicherheitsleuten: und in der Mitte Benedikt XVI. Er geht mit schnellen Schritten
durch den geschlossenen Basar zur Grabeskirche hinunter. Man sieht ihn von hier aus
nur einen Moment, aber er sieht bewegt aus. Den Rest weiß ich vom Fernsehen: Der
Papst betet minutenlang alleine, fast unbeweglich, im Heiligen Grab. Im engen Raum
ist nur eine Kamera an der Decke angebracht, sie starrt auf Benedikt und die marmorne
Grabplatte Jesu hinunter. Kurz darauf dann kniet der Papst mit gefalteten Händen oben
auf Golgotha; er wirkt gesammelt, gerührt. Ein orthodoxer Geistlicher hilft ihm dabei,
eine Kerze anzuzünden. Für einen Moment sieht man ihn dann wieder von der Barriere
aus, an der die israelischen Soldaten immer noch den Durchgang versperren. Der Papst
am Ort des Leidens und Sterbens Jesu – was für ein Moment…