Ansprache in der Armenisch-Apostolischen Patriarchalkirche
Papst Benedikt XVI. hat zum Abschluss seiner Reise ins Heilige Land den Armenisch-Apostolischen
Patriarchen von Jerusalem besucht. Wir dokumentieren seine Ansprache in einer Übersetzung
des Heiligen Stuhls:
Eure Seligkeit! Ich grüße Sie mit brüderlicher Zuneigung
im Herrn, versichere Ihnen mein Gebet und bekunde Ihnen meine besten Wünsche für Ihre
Gesundheit und Ihren Hirtendienst. Ich bin dankbar für die Gelegenheit, diese Kathedralkirche
des heiligen Jakobus im Herzen des alten armenischen Viertels von Jerusalem zu besuchen
und dem verehrten Klerus des Patriarchats gemeinsam mit den Gläubigen der armenischen
Gemeinde in der Heiligen Stadt begegnen zu können. Unsere heutige von einer Atmosphäre
der Herzlichkeit und der Freundschaft geprägte Zusammenkunft ist ein weiterer Schritt
auf dem Weg zur Einheit, die der Herr für alle seine Jünger erbittet. In den vergangenen
Jahrzehnten sind wir durch Gottes Gnade Zeugen eines bedeutenden Wachstums in den
Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und der armenisch-apostolischen Kirche
geworden. Ich empfand es als einen großen Segen, im vergangenen Jahr dem Obersten
Patriarchen und Katholikos aller Armenier Karekin II. und dem Katholikos von Kilikien
Aram I. zu begegnen. Ihre Besuche beim Heiligen Stuhl und die Zeiten des Gebets, die
wir miteinander verbrachten, haben unsere gegenseitige Verbundenheit gestärkt und
bekräftigten unseren Einsatz für die heilige Aufgabe der Förderung der Einheit der
Christen. In Dankbarkeit gegenüber dem Herrn möchte ich auch meine Anerkennung
für das nicht nachlassende Engagement der armenisch-apostolischen Kirche für den theologischen
Dialog zwischen der katholischen Kirche und den orthodoxen Ostkirchen zum Ausdruck
bringen. Dieser vom Gebet getragene Dialog hat durch die Überwindung der Belastungen
von Missverständnissen der Vergangenheit Fortschritte gemacht und geht einer viel
versprechenden Zukunft entgegen. Ein besonderes Zeichen der Hoffnung ist das jüngste
Dokument über das Wesen und die Sendung der Kirche, das die Gemischte Kommission erarbeitet
hat und das den Kirchen zum Studium und zur Bewertung vorgelegt wurde. Lasst uns gemeinsam
die Arbeit der Gemischten Kommission einmal mehr dem Geist der Weisheit und der Wahrheit
anvertrauen, damit sie reiche Frucht für das Wachstum der Einheit der Christen bringen
und die Verbreitung des Evangeliums unter den Menschen unserer Zeit fördern kann. Seit
den ersten christlichen Jahrhunderten hat die armenische Gemeinschaft in Jerusalem
eine bewundernswerte Geschichte durchlaufen, die nicht zuletzt von einer außerordentlichen
Blüte des monastischen Lebens und von der Kultur geprägt wurde, die mit den heiligen
Stätten und den dort hervorgegangenen liturgischen Traditionen verbunden ist. Diese
ehrwürdige Kathedralkirche gibt gemeinsam mit dem Patriarchat und den mit ihm verbundenen
diversen Bildungs- und Kultureinrichtungen Zeugnis für diese lange und außergewöhnliche
Geschichte. Ich bete, dass Ihre Gemeinschaft aus diesen reichen Traditionen beständig
neues Leben schöpfen und im Zeugnis für Jesus Christus und für die Macht seiner Auferstehung
(vgl. Phil 3,10) bestärkt werde. Ebenso versichere ich alle hier versammelten
Familien und vor allem die Kinder und Jugendlichen meines besonderen Gedenkens im
Gebet. Liebe Freunde, auch meinerseits bitte ich Sie, mit mir zu beten, dass alle
Christen im Heiligen Land mit Großzügigkeit und Eifer bei der Verkündigung der Frohbotschaft
unserer Versöhnung in Christus und des Kommens seines Reiches der Heiligkeit, der
Gerechtigkeit und des Friedens zusammenarbeiten. Eure Seligkeit, Ich danke Ihnen
noch einmal für den zuvorkommenden Empfang und erbitte von Herzen Gottes überreichen
Segen für Sie und für alle Geistlichen und Gläubigen der armenisch-apostolischen Kirche
im Heiligen Land. Die Freude und der Friede des auferstandenen Christus seien allezeit
mit euch. (rv 15.05.2009 red)