Die Lage der Palästinenser stand im Mittelpunkt des sechsten Besuchstages von Papst
Benedikt XVI. im Nahen Osten. Am Morgen empfing Palästinenserpräsident Mahmud Abbas
das 82-jährige Kirchenoberhaupt in Bethlehem. Benedikt rief die Palästinenser dazu
auf, auf Selbstmordattentate und andere Gewaltakte zu verzichten und unterstrich in
der Geburtstadt Jesu erneut das Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat. Der
Besuch galt als weitere schwierige Etappe der insgesamt achttägigen Nahostreise: Nach
der Begrüßung mit offiziellen Ehren feierte Benedikt XVI. vor der Geburtskirche eine
Messe unter freiem Himmel. Am Nachmittag besuchte der Papst das Caritas-Baby-Hospital.
Die 1978 von dem Schweizer Pater Ernst Schnydrig ins Leben gerufene Spezialklinik
versorgt jährlich rund 30.000 Kinder unabhängig von Staats- oder Religionszugehörigkeit.
Vor allem die deutschen und Schweizer Bistümer finanzieren diese einzige Kinderklinik
in den Palästinensergebieten. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof
Robert Zollitsch, und sein Schweizer Amtskollege Kurt Koch begrüßten Benedikt XVI.
bei seinem Besuch. Anschließend fuhr der Papst in das palästinensische Flüchtlingslager
„Aida“, das direkt an die israelische Sperranlage grenzt. In dem Camp leben 5.000
der rund 1,3 Millionen Flüchtlingen, die sich in den Palästinensergebieten aufhalten.
Nach UNO-Schätzungen gibt es weltweit 4,6 Millionen palästinensische Flüchtlinge. Den
Donnerstag verbringt Benedikt XVI. im Rahmen seiner Pilgerreise in Nazareth im Norden
Israels. In der Heimat Jesu wird das Kirchenoberhaupt eine weitere Messe unter freiem
Himmel feiern. Er besucht die Verkündigungsgrotte und begegnet den Bischöfen und Religionsführern
der Region. (rv)
Papst in Bethlehem: „Mauern stehen nicht ewig“ „Es
war ein wirklich ereignisreicher Tag“, sagte Benedikt XVI. am späten Mittwochnachmittag
bei seinem Abschied aus Bethlehem. Diesen sechsten Tag seiner Heilig-Land-Reise hatte
er ganz den autonomen Palästinensergebieten gewidmet. Auf dem Platz vor der Geburtskirche
in Bethlehem feierte Benedikt XVI. am Vormittag die Messe, „an dem Ort, an dem Jesus
Christus, Licht der Völker und Hoffnung der Welt, geboren wurde“. Er besuchte das
Caritas Baby Hospital, ein Flüchtlingscamp und stand zum zweiten Mal auf seiner Reise
vor einer Mauer, einer Klagemauer für die Palästinenser. „Voller Qual habe ich
auch die Situation der Flüchtlinge gesehen, die - so wie die Heilige Familie - ihr
Heim verlassen mussten. Und ich habe, an das Lager angrenzend und große Teile Bethlehems
überschattend, die Mauer gesehen, die in euren Gebieten aufragt, Nachbarn trennt und
Familien spaltet.“ Benedikt stand auch hier als deutscher Papst. „Auch wenn
Mauern leicht errichtet werden können, wir wissen alle, dass sie nicht für ewig bestehen.
Sie können niedergerissen werden. Doch zuerst müssen die Mauern eingerissen werden,
die wir um unsere Herzen gezogen haben, die Barrieren, die wir gegen unsere Nachbarn
errichtet haben.“ Deshalb, so der Papst, rufe er in seinen Abschiedsworten
erneut zu einem Ende von Intoleranz und Ausgrenzung auf. So unlösbar und festgefahren
ein Konflikt auch zu sein scheint, „es gibt immer einen Grund zu hoffen, dass er
gelöst wird, dass das langmütige und beharrliche Mühen derer, die für Frieden und
Versöhnung arbeiten, am Ende Früchte tragen wird“. Baldmöglichst solle dies wahr
werden, drängte das Kirchenoberhaupt; das sei sein „dringendster Wunsch“ für das palästinensische
Volk: „damit ihr endlich Frieden, Freiheit und Stabilität genießen könnt, die ihr
so lange entbehrt habt.“ Bei seiner Ankunft in Bethlehem hatte Benedikt die
Palästinenser dazu aufgerufen, auf Gewaltakte jeder Art zu verzichten, gleichzeitig
aber wie schon in Tel Aviv ihr Recht auf einen eigenen Staat unterstrichen - in friedlicher
Nachbarschaft mit dem Israels. Beim Abschied versicherte der Papst seine Unterstützung
für politische Lösungen des Nahostkonflikts. Er werde weiterhin jede Möglichkeit ergreifen, „die
Beteiligten an den Friedensverhandlungen zum Hinarbeiten auf eine gerechte Lösung
zu drängen, die die legitimen Ansprüche Israels und der Palästinenser gleichermaßen
respektiert“. Das Volk solle „mit Frieden“ gesegnet sein, sagte der Papst beim
Abschied aus der Geburtsstadt Jesu; an den Gesang der Engel hatte er bei der Begrüßung
erinnert: „Friede auf Erde, guter Wille unter den Menschen“. (rv) Mehr in diesem
Beitrag von Birgit Pottler: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287271 Die
Ansprache zum Nachlesen: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287271
Stichwort:
Bethlehem http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287045 Papst
an Palästinenser: „Verzichtet auf Terrorakte!“ Bei seiner Ankunft in Bethlehem
hat Papst Benedikt die Palästinenser dazu aufgerufen, auf Selbstmordattentate und
andere Gewaltakte zu verzichten. Nur ein „Geist der Zusammenarbeit und des gegenseitigen
Respekts“ könne ein gerechtes und friedliches Zusammenleben zwischen den Völkern des
Nahen Ostens schaffen, so Benedikt XVI. in seiner Rede vor Mahmud Abbas, dem Präsidenten
der palästinensischen Autonomiebehörde. Der Papst unterstrich in der Geburtstadt Jesu
aber auch neuerlich das Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat, so wie er
es bereits bei seiner Ankunft in Israel getan hatte: „Der Heilige Stuhl unterstützt
das Recht Ihres Volkes auf eine eigenständige Heimat im Land seiner Vorfahren in Sicherheit
und in Frieden mit seinen Nachbarn innerhalb von international anerkannten Grenzen.“ Palästinenserpräsident
Mahmud Abbas sagte, er wünsche eine friedliche Koexistenz mit Israel, sparte aber
in seiner arabisch gehaltenen Begrüßungsrede an den Papst nicht mit emotionalen Tönen.
Jerusalem sei „der Apartheid-Mauer“ umgeben; „alle arabischen Bürger, Moslems wie
Christen“, müssten „jede Form von Unterdrückung, Tyrannei und Landenteignung“ erleiden.
Die „Zerstörung von Wohnhäusern, hohe Steuern und andere Maßnahmen“ würden auferlegt,
um die „Annektierung des arabischen Jerusalem“ zu stärken. Weiter bekräftigte Abbas,
der mit der Fatah der gemäßigteren der beiden Palästinenserparteien angehört, den
Anspruch der Palästinenser auf die Stadt: „Das arabische Jerusalem ist das Juwel in
der Krone und wird die ewige Hauptstadt Palästinas bleiben“, versicherte Abbas dem
Papst. Dieser stieg nicht direkt auf die Aussagen des Palästinenserpräsidenten
ein. Er sprach zwar ausdrücklich von „legitimen Ansprüchen beider Seiten, der Israelis
und der Palästinenser“, beschwor aber gleichzeitig beide Parteien, „alle Ressentiments
und Spaltungen zu überwinden, die der Versöhnung noch im Weg stehen.“ „Ich bitte
Sie alle, ich bitte Ihre Verantwortungsträger, einen erneuten verbindlichen Entschluss
zu fassen, auf diese Ziele hinzuarbeiten. Insbesondere rufe ich die internationale
Staatengemeinschaft dazu auf, ihren Einfluss zugunsten einer Lösung geltend zu machen.“ Benedikt
zeigte Verständnis für die Alltagsnöte der Palästinenser und nannte ganz konkret das
Problem der eingeschränkten Bewegungsfreiheit durch die israelische Sperranlage. Die
Palästinenser hätten „wie alle anderen ein natürliches Recht, zu heiraten, Familien
zu gründen und zu Arbeit, Ausbildung und Gesundheitsfürsorge Zugang zu erhalten“.
Besonders an die jungen Palästinenser gewandt, sagte der Papst: „Habt den Mut,
jeder vielleicht von euch verspürten Versuchung zu widerstehen, Gewalt anzuwenden
oder terroristische Akte zu begehen“. Vielmehr sollten „der Verlust und die
Zerstörung“, die die jungen Palästinenser mit ansehen mussten, ihre Entschlossenheit
erneuern, Frieden zu stiften und einen Beitrag zur Zukunft Palästinas zu leisten.
(rv) Der Beitrag von Gudrun Sailer zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00161892.RM Die
Papstansprache zum Nachlesen: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287058 Papst
an Christen in Bethlehem: „Bleibt hier und baut Brücken des Dialogs!“ Christen
in Nahost sollten sich für eine „Kultur des Friedens“ engagieren. Dazu hat Benedikt
XVI. aufgerufen. Gleichzeitig lud er die Christen dazu ein, im Land zu bleiben und
nicht auszuwandern. Mit rund 10.000 Menschen feierte der Papst an diesem Mittwochmorgen
eine Messe auf dem Manger Square, dem Platz vor der Geburtskirche in Bethlehem. Auch
der muslimische Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der Lateinische Patriarch
von Jerusalem, Fouad Twal, nahmen daran teil. „Seid eine Brücke des Dialogs!“
– so der Appell Benedikt XVI. an die Christen im Heiligen Land. Durch konstruktive
Zusammenarbeit sollten sie beim Aufbau einer Kultur des Friedens mitwirken. Das sei
der einzige Weg aus der „gegenwärtigen festgefahrenen Lage von Furcht und Angst“,
so der Papst in einer Predigt auf dem Krippenplatz in der Mitte Bethlehems. Zur
Papstmesse waren weit mehr Menschen gekommen als von den Veranstaltern vorgesehen
– rund 10.000. Dicht gedrängt standen sie in der Morgensonne auf der Manger Square,
dem Platz vor der Geburtskirche. Viele verfolgten den Gottesdienst von den angrenzenden
Straßen aus. Wegen der Sicherheitsvorkehrungen hatten viele von ihnen die Checkpoints
an der Grenze von Israel in die Palästinensergebiete bereits am Vorabend oder in der
Nacht zum Mittwoch passiert. In der Menge leuchteten Baseball-Kappen in den Vatikanfarben
Weiß und Gelb. Neben palästinensischen Flaggen flatterten auch polnische, kroatische,
spanische und sogar philippinische Fahnen im Wind. Auf der Altarbühne schützte ein
Baldachin mit dem Stern von Bethlehem den Papst vor der heißen Sonne. Bethlehem,
der Geburtsort Jesu, sei für viele Menschen verbunden mit der „Frohbotschaft von Wiedergeburt,
Erneuerung, Licht und Freiheit“, betonte der Papst. „Und doch scheint die großartige
Verheißung hier, mitten unter uns, so fern von ihrer Verwirklichung zu sein!“ Christen
seien daher aufgerufen, trotz aller Widrigkeiten im Heiligen Land zu bleiben. Ihre
Ortskirchen sollten Werkstätten des Dialogs, der Toleranz, der Solidarität und tatkräftigen
Liebe sein, so Benedikt weiter. Dafür sei eine Denkweise erforderlich, die auf Gerechtigkeit
ausgerichtet sei sowie auf den Respekt vor den Pflichten und Rechten aller Menschen
in Nahost: „Eure Heimat braucht nicht nur neue wirtschaftliche und politische
Strukturen, sondern – und das ist das Wichtigste – sozusagen eine neue ‚spirituelle‘
Infrastruktur, die in der Lage ist, die Energien aller Menschen guten Willens im Dienst
der Erziehung, der Entwicklung und der Förderung des Gemeinwohls zu beleben. Ihr habt
die menschlichen Ressourcen, um jene Kultur des Friedens und der gegenseitigen Achtung
zu bauen, die eine bessere Zukunft für eure Kinder gewährleisten kann. Das ist die
edle Aufgabe, die vor euch liegt. Fürchtet euch nicht!“
Christus habe ein
Reich gebracht, dass die Welt verändern könne, so der Papst weiter, weil es die Macht
habe „die Herzen zu verwandeln“ und „jede Mauer der Trennung einzureißen“ - Worte
der Hoffnung, vor allem für die anwesenden Pilger aus dem kriegserschütterten Gazastreifen.
An sie richtete der Papst einen speziellen Gruß: „Ich bitte euch, eure Familien
und Gemeinden meiner innigen Verbundenheit zu versichern, meiner tiefen Trauer über
die erlittenen Verluste und meines Gebetsbeistands für das große Werk des Wiederaufbaus,
das nun vor euch liegt.“ (rv) Hier der Beitrag von Antje Dechert zum Nachhören:
http://62.77.60.84/audio/ra/00161987.RM Die Predigt zum Nachlesen:
http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287074 Caritas
Baby Hospital: „Der Papst ist bei euch!“ „Ich bin bei euch!“ Diese Botschaft
hat Benedikt XVI. am Mittwochnachmittag bei seinem Besuch im Caritas-Baby-Hospital
hinterlassen. Die 1978 von dem Schweizer Pater Ernst Schnydrig ins Leben gerufene
Spezialklinik versorgt jährlich rund 30.000 Kinder unabhängig von Staats- oder Religionszugehörigkeit.
Vor allem die deutschen und Schweizer Bistümer finanzieren diese einzige Kinderklinik
in den Palästinensergebieten. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof
Robert Zollitsch, und sein Schweizer Amtskollege Kurt Koch begrüßten Benedikt XVI.
bei seinem Besuch. Sowohl dem Gründer der Einrichtung, als auch der Deutschen und
der Schweizerischen Bischofskonferenz dankte der Papst in seiner kurzen Ansprache
vor Ort herzlich. Sein Besuch in der Kinderklinik freue ihn sehr: „Gott hat
mir diese Gelegenheit geschenkt, der Leitung, den Ärzten, denKrankenschwestern
und Mitarbeitern des Caritas Baby Hospital meine Anerkennung für den unschätzbaren
Dienst auszudrücken, den sie für die Kinder in der Gegend von Bethlehem und in ganz
Palästina seit über fünfzig Jahren geleistet haben – und weiter leisten. Dank der
Hingabe der Kinderhilfe Bethlehem blieb diese Einrichtung eine Oase des Friedens für
die Schutzlosesten und hat als Leitstern der Hoffnung gezeigt, dass Liebe über Hass
und Friede über Gewalt siegen kann. Den jungen Patienten und ihren Familienangehörigen,
die von eurer Fürsorge profitieren, möchte ich einfach sagen: ;Der Papst ist bei euch!’
Heute ist er persönlich bei euch, aber geistig begleitet er euch jeden Tag mit seinen
Gedanken und Gebeten und bittet dabei den Allmächtigen, in seiner liebevollen Sorge
über euch zu wachen.“ Benedikt machte den Verantwortlichen Mut, an ihrer Mission
festzuhalten. Er besuchte eine Säuglingsstation und erteilte vor allem den Kindern
seinen Segen. (rv) Ärztin hofft auf politischen Einfluss des Papstes Chefärztin
Hiyam Awad Marzouka, die in Würzburg studiert hat, hat Benedikt XVI. durch die Einrichtung
begleitet. Zwar ist sie stolz auf diesen Besuch, aber mit einer Zusage des Papstes
habe sie im Vorfeld nicht wirklich gerechnet, meint die Ärztin. Viele Christen in
den autonomen Palästinensergebieten standen dem Papstbesuch negativ gegenüber, wussten
nicht, welche Chancen sie sich davon versprechen sollten. Hiyam Awad Marzouka dagegen
spricht von einem „Ereignis für Bethlehem“. „Ich hoffe, dass die Christen in
Bethlehem und in dieser Gegend ermutigt werden, hier zu bleiben und dass sie in ihren
Wurzeln verankert sind, statt schwach zu werden und auszuwandern. ... Ich weiß, dass
der Papst nicht zaubern kann. Ich weiß auch, dass unsere Situation sehr komplex ist.
Aber ich wünsche mir trotzdem Frieden. Ich wünsche mir, dass ich nach Jerusalem gehen
kann, ohne eine Erlaubnis zu beantragen. Ich wünsche mir, dass ich mich im eigenen
Land bewegen kann, ohne einen Grund anzugeben, warum ich wann und wie verreise, um
die Erlaubnis dafür zu bekommen.“ (rv) Mehr in diesem Beitrag: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287098 Die
ganze Ansprache des Papstes: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287075
Papst
an Flüchtlinge: Die Mauer muss weg Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Besuch
im Flüchtlingscamp „Aida“, das direkt an die israelische Sperranlage grenzt, an diesem
Mittwochnachmittag die Mauer um die Palästinensergebiete verurteilt. Das acht Meter
hohe Bollwerk aus Beton nannte er an diesem Mittwoch ein „krasses Mahnmal für die
Pattsituation, in das die in welche die Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern
geraten zu sein scheinen“. In dem Camp leben 5.000 der rund 1,3 Millionen Flüchtlinge,
die sich in den Palästinensergebieten aufhalten. Nach UNO-Schätzungen gibt es weltweit
4,6 Millionen palästinensische Flüchtlinge. Mehr als die Worte der UNO-Beauftragten
für die palästinensischen Flüchtlinge und des Palästinenserpräsidenten Mahmoud Abbas
erzählte eine Tanz-Performance von dem, was Jungen und Mädchen, Männer und Frauen
im Lager direkt an der Mauer empfinden Hauptanliegen des Papstes war es, seine
Solidarität mit allen heimatlosen Palästinensern auszudrücken. In seiner Ansprache
hob der Papst das Engagement vieler kirchlicher Organisationen als eine Basis für
die Flüchtlingshilfe hervor. Zentral sei aber auch, was Eltern und Lehrer im Flüchtlingscamp
leisteten. „Einen besonderen Gruß richte ich an die Schüler und Lehrer in den
Schulen. Durch Ihr Engagement im Bildungsbereich drücken Sie Hoffnung auf die Zukunft
aus. Zu allen jungen Menschen hier sage ich: Bereitet euch mit neuem Eifer auf die
Zeit vor, wenn ihr in den kommenden Jahren für die Angelegenheiten des palästinensischen
Volkes verantwortlich sein werdet! Den Eltern kommt hier eine äußerst wichtige Rolle
zu, und so rufe ich alle Familien in diesem Lager auf: Achten Sie darauf, Ihre Kinder
in ihrer Ausbildung zu unterstützen und ihre Begabungen zu fördern, damit es in der
zukünftigen palästinensischen Gesellschaft nicht an qualifizierten Kräften für Führungspositionen
fehlt.“ Das Flüchtlingslager sei allerdings nur eine vorübergehende Lösung.
Viel wichtiger sei die Arbeit am Frieden. Dieser allein könne den Menschen ihre stabilen
Lebensverhältnisse zurückgeben. „Wie sehr sehnen sich die Menschen in diesem
Lager, in diesen Gebieten und in dieser ganzen Region nach Frieden! Sie leben jetzt
unter unsicheren und schwierigen Bedingungen, mit begrenzten Beschäftigungsmöglichkeiten.
Es ist verständlich, dass Sie sich oft frustriert fühlen. Ihr legitimes Streben nach
einem ständigen Zuhause, nach einem unabhängigen palästinensischen Staat, bleibt unerfüllt.
Stattdessen sehen Sie sich – wie so viele in dieser Region und in der ganzen Welt
– gefangen in einer Spirale der Gewalt, von Angriff und Gegenangriff, Vergeltung und
fortwährender Zerstörung. Die ganze Welt sehnt sich danach, dass diese Spirale durchbrochen
werde, sehnt den Frieden herbei, der den ständigen Kämpfen ein Ende setzt.“ Was
den Frieden verhindert? In den Augen des Papstes ist das die Pattsituation der Beziehungen
zwischen Israelis und Palästinensern und – die Mauer. Diese gelte es unbedingt zu
überwinden, so der Papst: „Auf beiden Seiten der Mauer bedarf es großen Mutes,
wenn es darum geht, Furcht und Misstrauen zu überwinden sowie dem Trieb zu widerstehen,
für Verlust und Beleidigung Vergeltung zu üben. Es erfordert Großmut, nach Jahren
des Kampfes Versöhnung zu suchen. Aber die Geschichte hat gezeigt, dass es nur dann
zum Frieden kommt, wenn die Konfliktparteien gewillt sind, ihren Groll zu überwinden
und auf gemeinsame Ziele hin zusammenzuarbeiten, indem jede die Interessen und die
Besorgnisse der anderen ernst nimmt und sich bemüht, eine Atmosphäre des Vertrauens
zu schaffen.“ Hierzu leiste auch das Flüchtlingscamp einen wichtigen Beitrag,
so der Papst. Am Ende seiner Rede rief er dazu auf, das tief greifende Engagement
für Frieden und Gewaltlosigkeit weiterzuführen. Der Frieden solle vor Ort „eine neue
Blütezeit erleben“, so die Hoffnung des Papstes. (rv) Der Beitrag von Veronica
Pohl zum Nachhören: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287148 Die
ganze Ansprache des Papstes: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287080
EINDRÜCKE,
INTERVIEWS UND NACHRICHTEN:Im Porträt: Die Geburtskirche in Bethlehem Manger
Square, Krippenplatz, direkt vor der Geburtskirche: Wer es bis hierhin schafft, der
hat schon einiges durchgemacht. Das war schon zur Zeit Jesu so, der wie ein Flüchtling
auf die Welt kam. Und das ist erst recht heute so, wo die Einwohner Bethlehems – von
denen viele Flüchtlinge aus anderen Teilen Palästinas sind – hinter einer Mauer eingesperrt
leben, höher als die Mauer von Berlin. (rv) Hören und Lesen Sie Eindrücke von
Stefan von Kempis: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287041
Bethlehem:
Der Tag aus Sicht unseres Korrespondenten Auch an diesem Mittwoch haben wir
unseren Korrespondenten Stefan von Kempis nach seinen Eindrücken vom Tag des Papstes
gefragt. Seine Antwort: „Dazu fallen mir drei Worte ein: heiß, bewegend, chaotisch.“
(rv) Hier zum Nachlesen und -hören: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287257 Zur
zweiten Visite im Schatten einer Mauer, der im Flüchtlingslager, sagt unser Kollege
vor Ort: „Das sah aus wie ein Papstbesuch im Gefängnis. Aber das Überraschende
war, dass die Stimmung im Aida-Lager bei all der Tristesse von Stacheldraht und Wachtürmen
viel fröhlicher war als bei irgendeinem anderen Papst-Event der letzten Tage in Jerusalem.“
(rv) Hier zum Nachlesen und -hören: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287316
Israelische
Medien sehen „Grenzen des Interreligiösen“ Israels große Zeitungen zeigen auf
Seite eins ein Foto des Papstes an der Klagemauer – doch die Berichterstattung fällt
viel spärlicher aus als am Tag zuvor. „Papst beklagt Emigration von Christen“, titelt
die „Jerusalem Post“; Benedikt habe bei seiner Messe in Jerusalem „ungenannte Autoritäten“
zu mehr Respekt für Christen im Heiligen Land aufgerufen. Die Zeitung „Ha’aretz“,
die schon gestern äußerst scharf zur Yad-Vashem-Meditation von Papst Benedikt geurteilt
hat, kennt auch an diesem Dienstag kaum ein anderes Thema, berichtet unser Stefan
von Kempis nach einer ausführlichen Presseschau. Die palästinensische Presse urteile
dagegen sehr positiv über die Visite des „Rom-Papstes“, wie sie ihn oft nenne. (rv) Hier
zum Nachlesen und -hören: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287111
Rabbiner
Arthur Schneier: „Die ganze Reise beurteilen“ Arthur Schneier ist ein Überlebender
des Holocaust; der Rabbiner aus New York ist ein Vertrauter von Papst Benedikt und
war am Dienstag beim Gebet Benedikts an der Jerusalemer Klagemauer mit dabei. Stefan
von Kempis fragte den aus Wien gebürtigen Rabbi, was er in seiner kurzen Begegnung
nach diesem Gebet mit dem Papst besprochen habe... (rv) Zum Nachlesen und -hören:
http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287086 Zollitsch:
„Papst zu Unrecht attackiert“ Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,
Erzbischof Robert Zollitsch, hat eine positive Zwischenbilanz des bisherigen Besuchs
von Papst Benedikt XVI. im Heiligen Land gezogen. „Der Heilige Vater hat deutlich
gemacht, dass er für alle Menschen hierher gekommen ist. In Jordanien, Israel und
den Palästinensischen Gebieten hat er sich sehr willkommen fühlen dürfen. Vor allem
ist es ihm gelungen, die Ortschristen zu stärken. Sie fühlen sich durch seine Worte
ermutigt, weiterhin am Aufbau der Zivilgesellschaft mitzuwirken. Die mahnenden Aussagen
von Benedikt XVI. gegen den schleichenden Christenexodus kamen zu richtigen Zeit“,
erklärte Erzbischof Zollitsch, der den Papst in Bethlehem begleitet, an diesem Mittwoch. Von
einigen Medien werde er zu unrecht dafür attackiert, während seiner Reise nicht eindeutig
genug zu brisanten Themen wie der Judenverfolgung im Dritten Reich und der Piusbruderschaft
Stellung zu beziehen. „Der Papst braucht nicht bei jeder Gelegenheit zu jeder
Sache noch einmal erneut Stellung nehmen. Seine Haltung zu Bischof Williamson und
zum Holocaust ist ganz klar. Das hat er sehr oft und sehr deutlich gesagt, und jetzt
durch die Gesten und das, was er in Yad Vashem gesagt hat, noch einmal deutlich zum
Ausdruck gebracht. Also ich persönlich halte es doch für eine Überforderung, dass
er sich immer wieder für Dinge entschuldigt, für die die Kirche sich längst entschuldigt
hat.“ Er mache sich keine Illusionen darüber, dass der Papstbesuch eine radikale
Wende der Nahost-Politik herbeiführen werde, so Zollitsch. Und dennoch sieht er den
Papst während seiner Reise als Brückenbauer – als Wegbereiter für den Frieden und
eine Politik der Gerechtigkeit: „Er kann auch Brücken bauen. Denn er hat bei
Peres klar gesagt, um was es geht. Und wenn bei den Palästinensern wieder die Botschaft
rüber kommt, dass sie das Recht auf einen eigenen Staat, das Recht auf eine Zukunft
und gesicherte Grenzen haben, damit ihnen ihr Lebensraum wirklich gehört, dann ist
das eine Botschaft, die für die Palästinenser wichtig ist. Ich gehe nicht davon aus,
dass jetzt ein großes Wunder geschieht und hier Friede wird. Aber es verlangt viele
kleine Zeichen, viele Gesten. Und es wird wichtig sein, dass viele Menschen die Hoffnung
auf Frieden nicht aufgeben. Denn, wenn wir diese Hoffnung aufgeben, dann ist hier
das Chaos.“ (rv) Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00161864.RM