2009-05-14 09:23:54

Sechster Tag: Bethlehem


Die Lage der Palästinenser stand im Mittelpunkt des sechsten Besuchstages von Papst Benedikt XVI. im Nahen Osten. Am Morgen empfing Palästinenserpräsident Mahmud Abbas das 82-jährige Kirchenoberhaupt in Bethlehem. Benedikt rief die Palästinenser dazu auf, auf Selbstmordattentate und andere Gewaltakte zu verzichten und unterstrich in der Geburtstadt Jesu erneut das Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat.
Der Besuch galt als weitere schwierige Etappe der insgesamt achttägigen Nahostreise: Nach der Begrüßung mit offiziellen Ehren feierte Benedikt XVI. vor der Geburtskirche eine Messe unter freiem Himmel. Am Nachmittag besuchte der Papst das Caritas-Baby-Hospital. Die 1978 von dem Schweizer Pater Ernst Schnydrig ins Leben gerufene Spezialklinik versorgt jährlich rund 30.000 Kinder unabhängig von Staats- oder Religionszugehörigkeit. Vor allem die deutschen und Schweizer Bistümer finanzieren diese einzige Kinderklinik in den Palästinensergebieten. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und sein Schweizer Amtskollege Kurt Koch begrüßten Benedikt XVI. bei seinem Besuch.
Anschließend fuhr der Papst in das palästinensische Flüchtlingslager „Aida“, das direkt an die israelische Sperranlage grenzt. In dem Camp leben 5.000 der rund 1,3 Millionen Flüchtlingen, die sich in den Palästinensergebieten aufhalten. Nach UNO-Schätzungen gibt es weltweit 4,6 Millionen palästinensische Flüchtlinge.
Den Donnerstag verbringt Benedikt XVI. im Rahmen seiner Pilgerreise in Nazareth im Norden Israels. In der Heimat Jesu wird das Kirchenoberhaupt eine weitere Messe unter freiem Himmel feiern. Er besucht die Verkündigungsgrotte und begegnet den Bischöfen und Religionsführern der Region. (rv)

 
Papst in Bethlehem: „Mauern stehen nicht ewig“
„Es war ein wirklich ereignisreicher Tag“, sagte Benedikt XVI. am späten Mittwochnachmittag bei seinem Abschied aus Bethlehem. Diesen sechsten Tag seiner Heilig-Land-Reise hatte er ganz den autonomen Palästinensergebieten gewidmet. Auf dem Platz vor der Geburtskirche in Bethlehem feierte Benedikt XVI. am Vormittag die Messe, „an dem Ort, an dem Jesus Christus, Licht der Völker und Hoffnung der Welt, geboren wurde“. Er besuchte das Caritas Baby Hospital, ein Flüchtlingscamp und stand zum zweiten Mal auf seiner Reise vor einer Mauer, einer Klagemauer für die Palästinenser.
„Voller Qual habe ich auch die Situation der Flüchtlinge gesehen, die - so wie die Heilige Familie - ihr Heim verlassen mussten. Und ich habe, an das Lager angrenzend und große Teile Bethlehems überschattend, die Mauer gesehen, die in euren Gebieten aufragt, Nachbarn trennt und Familien spaltet.“
Benedikt stand auch hier als deutscher Papst. „Auch wenn Mauern leicht errichtet werden können, wir wissen alle, dass sie nicht für ewig bestehen. Sie können niedergerissen werden. Doch zuerst müssen die Mauern eingerissen werden, die wir um unsere Herzen gezogen haben, die Barrieren, die wir gegen unsere Nachbarn errichtet haben.“
Deshalb, so der Papst, rufe er in seinen Abschiedsworten erneut zu einem Ende von Intoleranz und Ausgrenzung auf. So unlösbar und festgefahren ein Konflikt auch zu sein scheint, „es gibt immer einen Grund zu hoffen, dass er gelöst wird, dass das langmütige und beharrliche Mühen derer, die für Frieden und Versöhnung arbeiten, am Ende Früchte tragen wird“. Baldmöglichst solle dies wahr werden, drängte das Kirchenoberhaupt; das sei sein „dringendster Wunsch“ für das palästinensische Volk: „damit ihr endlich Frieden, Freiheit und Stabilität genießen könnt, die ihr so lange entbehrt habt.“
Bei seiner Ankunft in Bethlehem hatte Benedikt die Palästinenser dazu aufgerufen, auf Gewaltakte jeder Art zu verzichten, gleichzeitig aber wie schon in Tel Aviv ihr Recht auf einen eigenen Staat unterstrichen - in friedlicher Nachbarschaft mit dem Israels. Beim Abschied versicherte der Papst seine Unterstützung für politische Lösungen des Nahostkonflikts. Er werde weiterhin jede Möglichkeit ergreifen,
„die Beteiligten an den Friedensverhandlungen zum Hinarbeiten auf eine gerechte Lösung zu drängen, die die legitimen Ansprüche Israels und der Palästinenser gleichermaßen respektiert“.
Das Volk solle „mit Frieden“ gesegnet sein, sagte der Papst beim Abschied aus der Geburtsstadt Jesu; an den Gesang der Engel hatte er bei der Begrüßung erinnert: „Friede auf Erde, guter Wille unter den Menschen“. (rv)
Mehr in diesem Beitrag von Birgit Pottler: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287271
Die Ansprache zum Nachlesen: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287271

 
Stichwort: Bethlehem http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287045
 
Papst an Palästinenser: „Verzichtet auf Terrorakte!“
Bei seiner Ankunft in Bethlehem hat Papst Benedikt die Palästinenser dazu aufgerufen, auf Selbstmordattentate und andere Gewaltakte zu verzichten. Nur ein „Geist der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Respekts“ könne ein gerechtes und friedliches Zusammenleben zwischen den Völkern des Nahen Ostens schaffen, so Benedikt XVI. in seiner Rede vor Mahmud Abbas, dem Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde. Der Papst unterstrich in der Geburtstadt Jesu aber auch neuerlich das Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat, so wie er es bereits bei seiner Ankunft in Israel getan hatte:
„Der Heilige Stuhl unterstützt das Recht Ihres Volkes auf eine eigenständige Heimat im Land seiner Vorfahren in Sicherheit und in Frieden mit seinen Nachbarn innerhalb von international anerkannten Grenzen.“
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sagte, er wünsche eine friedliche Koexistenz mit Israel, sparte aber in seiner arabisch gehaltenen Begrüßungsrede an den Papst nicht mit emotionalen Tönen. Jerusalem sei „der Apartheid-Mauer“ umgeben; „alle arabischen Bürger, Moslems wie Christen“, müssten „jede Form von Unterdrückung, Tyrannei und Landenteignung“ erleiden. Die „Zerstörung von Wohnhäusern, hohe Steuern und andere Maßnahmen“ würden auferlegt, um die „Annektierung des arabischen Jerusalem“ zu stärken. Weiter bekräftigte Abbas, der mit der Fatah der gemäßigteren der beiden Palästinenserparteien angehört, den Anspruch der Palästinenser auf die Stadt: „Das arabische Jerusalem ist das Juwel in der Krone und wird die ewige Hauptstadt Palästinas bleiben“, versicherte Abbas dem Papst.
Dieser stieg nicht direkt auf die Aussagen des Palästinenserpräsidenten ein. Er sprach zwar ausdrücklich von „legitimen Ansprüchen beider Seiten, der Israelis und der Palästinenser“, beschwor aber gleichzeitig beide Parteien, „alle Ressentiments und Spaltungen zu überwinden, die der Versöhnung noch im Weg stehen.“
„Ich bitte Sie alle, ich bitte Ihre Verantwortungsträger, einen erneuten verbindlichen Entschluss zu fassen, auf diese Ziele hinzuarbeiten. Insbesondere rufe ich die internationale Staatengemeinschaft dazu auf, ihren Einfluss zugunsten einer Lösung geltend zu machen.“
Benedikt zeigte Verständnis für die Alltagsnöte der Palästinenser und nannte ganz konkret das Problem der eingeschränkten Bewegungsfreiheit durch die israelische Sperranlage. Die Palästinenser hätten „wie alle anderen ein natürliches Recht, zu heiraten, Familien zu gründen und zu Arbeit, Ausbildung und Gesundheitsfürsorge Zugang zu erhalten“. Besonders an die jungen Palästinenser gewandt, sagte der Papst:
„Habt den Mut, jeder vielleicht von euch verspürten Versuchung zu widerstehen, Gewalt anzuwenden oder terroristische Akte zu begehen“.
Vielmehr sollten „der Verlust und die Zerstörung“, die die jungen Palästinenser mit ansehen mussten, ihre Entschlossenheit erneuern, Frieden zu stiften und einen Beitrag zur Zukunft Palästinas zu leisten. (rv)
Der Beitrag von Gudrun Sailer zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00161892.RM
Die Papstansprache zum Nachlesen: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287058
 
Papst an Christen in Bethlehem: „Bleibt hier und baut Brücken des Dialogs!“
Christen in Nahost sollten sich für eine „Kultur des Friedens“ engagieren. Dazu hat Benedikt XVI. aufgerufen. Gleichzeitig lud er die Christen dazu ein, im Land zu bleiben und nicht auszuwandern. Mit rund 10.000 Menschen feierte der Papst an diesem Mittwochmorgen eine Messe auf dem Manger Square, dem Platz vor der Geburtskirche in Bethlehem. Auch der muslimische Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, nahmen daran teil.
„Seid eine Brücke des Dialogs!“ – so der Appell Benedikt XVI. an die Christen im Heiligen Land. Durch konstruktive Zusammenarbeit sollten sie beim Aufbau einer Kultur des Friedens mitwirken. Das sei der einzige Weg aus der „gegenwärtigen festgefahrenen Lage von Furcht und Angst“, so der Papst in einer Predigt auf dem Krippenplatz in der Mitte Bethlehems.
Zur Papstmesse waren weit mehr Menschen gekommen als von den Veranstaltern vorgesehen – rund 10.000. Dicht gedrängt standen sie in der Morgensonne auf der Manger Square, dem Platz vor der Geburtskirche. Viele verfolgten den Gottesdienst von den angrenzenden Straßen aus. Wegen der Sicherheitsvorkehrungen hatten viele von ihnen die Checkpoints an der Grenze von Israel in die Palästinensergebiete bereits am Vorabend oder in der Nacht zum Mittwoch passiert. In der Menge leuchteten Baseball-Kappen in den Vatikanfarben Weiß und Gelb. Neben palästinensischen Flaggen flatterten auch polnische, kroatische, spanische und sogar philippinische Fahnen im Wind. Auf der Altarbühne schützte ein Baldachin mit dem Stern von Bethlehem den Papst vor der heißen Sonne.
Bethlehem, der Geburtsort Jesu, sei für viele Menschen verbunden mit der „Frohbotschaft von Wiedergeburt, Erneuerung, Licht und Freiheit“, betonte der Papst. „Und doch scheint die großartige Verheißung hier, mitten unter uns, so fern von ihrer Verwirklichung zu sein!“
Christen seien daher aufgerufen, trotz aller Widrigkeiten im Heiligen Land zu bleiben. Ihre Ortskirchen sollten Werkstätten des Dialogs, der Toleranz, der Solidarität und tatkräftigen Liebe sein, so Benedikt weiter. Dafür sei eine Denkweise erforderlich, die auf Gerechtigkeit ausgerichtet sei sowie auf den Respekt vor den Pflichten und Rechten aller Menschen in Nahost:
„Eure Heimat braucht nicht nur neue wirtschaftliche und politische Strukturen, sondern – und das ist das Wichtigste – sozusagen eine neue ‚spirituelle‘ Infrastruktur, die in der Lage ist, die Energien aller Menschen guten Willens im Dienst der Erziehung, der Entwicklung und der Förderung des Gemeinwohls zu beleben. Ihr habt die menschlichen Ressourcen, um jene Kultur des Friedens und der gegenseitigen Achtung zu bauen, die eine bessere Zukunft für eure Kinder gewährleisten kann. Das ist die edle Aufgabe, die vor euch liegt. Fürchtet euch nicht!“

Christus habe ein Reich gebracht, dass die Welt verändern könne, so der Papst weiter, weil es die Macht habe „die Herzen zu verwandeln“ und „jede Mauer der Trennung einzureißen“ - Worte der Hoffnung, vor allem für die anwesenden Pilger aus dem kriegserschütterten Gazastreifen. An sie richtete der Papst einen speziellen Gruß:
„Ich bitte euch, eure Familien und Gemeinden meiner innigen Verbundenheit zu versichern, meiner tiefen Trauer über die erlittenen Verluste und meines Gebetsbeistands für das große Werk des Wiederaufbaus, das nun vor euch liegt.“ (rv)
Hier der Beitrag von Antje Dechert zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00161987.RM
Die Predigt zum Nachlesen: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287074
 
Caritas Baby Hospital: „Der Papst ist bei euch!“
„Ich bin bei euch!“ Diese Botschaft hat Benedikt XVI. am Mittwochnachmittag bei seinem Besuch im Caritas-Baby-Hospital hinterlassen. Die 1978 von dem Schweizer Pater Ernst Schnydrig ins Leben gerufene Spezialklinik versorgt jährlich rund 30.000 Kinder unabhängig von Staats- oder Religionszugehörigkeit. Vor allem die deutschen und Schweizer Bistümer finanzieren diese einzige Kinderklinik in den Palästinensergebieten. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und sein Schweizer Amtskollege Kurt Koch begrüßten Benedikt XVI. bei seinem Besuch.
Sowohl dem Gründer der Einrichtung, als auch der Deutschen und der Schweizerischen Bischofskonferenz dankte der Papst in seiner kurzen Ansprache vor Ort herzlich. Sein Besuch in der Kinderklinik freue ihn sehr:
„Gott hat mir diese Gelegenheit geschenkt, der Leitung, den Ärzten, den Krankenschwestern und Mitarbeitern des Caritas Baby Hospital meine Anerkennung für den unschätzbaren Dienst auszudrücken, den sie für die Kinder in der Gegend von Bethlehem und in ganz Palästina seit über fünfzig Jahren geleistet haben – und weiter leisten. Dank der Hingabe der Kinderhilfe Bethlehem blieb diese Einrichtung eine Oase des Friedens für die Schutzlosesten und hat als Leitstern der Hoffnung gezeigt, dass Liebe über Hass und Friede über Gewalt siegen kann. Den jungen Patienten und ihren Familienangehörigen, die von eurer Fürsorge profitieren, möchte ich einfach sagen: ;Der Papst ist bei euch!’ Heute ist er persönlich bei euch, aber geistig begleitet er euch jeden Tag mit seinen Gedanken und Gebeten und bittet dabei den Allmächtigen, in seiner liebevollen Sorge über euch zu wachen.“
Benedikt machte den Verantwortlichen Mut, an ihrer Mission festzuhalten. Er besuchte eine Säuglingsstation und erteilte vor allem den Kindern seinen Segen. (rv)
Ärztin hofft auf politischen Einfluss des Papstes
Chefärztin Hiyam Awad Marzouka, die in Würzburg studiert hat, hat Benedikt XVI. durch die Einrichtung begleitet. Zwar ist sie stolz auf diesen Besuch, aber mit einer Zusage des Papstes habe sie im Vorfeld nicht wirklich gerechnet, meint die Ärztin. Viele Christen in den autonomen Palästinensergebieten standen dem Papstbesuch negativ gegenüber, wussten nicht, welche Chancen sie sich davon versprechen sollten. Hiyam Awad Marzouka dagegen spricht von einem „Ereignis für Bethlehem“.
„Ich hoffe, dass die Christen in Bethlehem und in dieser Gegend ermutigt werden, hier zu bleiben und dass sie in ihren Wurzeln verankert sind, statt schwach zu werden und auszuwandern. ... Ich weiß, dass der Papst nicht zaubern kann. Ich weiß auch, dass unsere Situation sehr komplex ist. Aber ich wünsche mir trotzdem Frieden. Ich wünsche mir, dass ich nach Jerusalem gehen kann, ohne eine Erlaubnis zu beantragen. Ich wünsche mir, dass ich mich im eigenen Land bewegen kann, ohne einen Grund anzugeben, warum ich wann und wie verreise, um die Erlaubnis dafür zu bekommen.“ (rv)
Mehr in diesem Beitrag: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287098
Die ganze Ansprache des Papstes: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287075

 
Papst an Flüchtlinge: Die Mauer muss weg
Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Besuch im Flüchtlingscamp „Aida“, das direkt an die israelische Sperranlage grenzt, an diesem Mittwochnachmittag die Mauer um die Palästinensergebiete verurteilt. Das acht Meter hohe Bollwerk aus Beton nannte er an diesem Mittwoch ein „krasses Mahnmal für die Pattsituation, in das die in welche die Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern geraten zu sein scheinen“. In dem Camp leben 5.000 der rund 1,3 Millionen Flüchtlinge, die sich in den Palästinensergebieten aufhalten. Nach UNO-Schätzungen gibt es weltweit 4,6 Millionen palästinensische Flüchtlinge.
Mehr als die Worte der UNO-Beauftragten für die palästinensischen Flüchtlinge und des Palästinenserpräsidenten Mahmoud Abbas erzählte eine Tanz-Performance von dem, was Jungen und Mädchen, Männer und Frauen im Lager direkt an der Mauer empfinden
Hauptanliegen des Papstes war es, seine Solidarität mit allen heimatlosen Palästinensern auszudrücken. In seiner Ansprache hob der Papst das Engagement vieler kirchlicher Organisationen als eine Basis für die Flüchtlingshilfe hervor. Zentral sei aber auch, was Eltern und Lehrer im Flüchtlingscamp leisteten.
„Einen besonderen Gruß richte ich an die Schüler und Lehrer in den Schulen. Durch Ihr Engagement im Bildungsbereich drücken Sie Hoffnung auf die Zukunft aus. Zu allen jungen Menschen hier sage ich: Bereitet euch mit neuem Eifer auf die Zeit vor, wenn ihr in den kommenden Jahren für die Angelegenheiten des palästinensischen Volkes verantwortlich sein werdet! Den Eltern kommt hier eine äußerst wichtige Rolle zu, und so rufe ich alle Familien in diesem Lager auf: Achten Sie darauf, Ihre Kinder in ihrer Ausbildung zu unterstützen und ihre Begabungen zu fördern, damit es in der zukünftigen palästinensischen Gesellschaft nicht an qualifizierten Kräften für Führungspositionen fehlt.“
Das Flüchtlingslager sei allerdings nur eine vorübergehende Lösung. Viel wichtiger sei die Arbeit am Frieden. Dieser allein könne den Menschen ihre stabilen Lebensverhältnisse zurückgeben.
„Wie sehr sehnen sich die Menschen in diesem Lager, in diesen Gebieten und in dieser ganzen Region nach Frieden! Sie leben jetzt unter unsicheren und schwierigen Bedingungen, mit begrenzten Beschäftigungsmöglichkeiten. Es ist verständlich, dass Sie sich oft frustriert fühlen. Ihr legitimes Streben nach einem ständigen Zuhause, nach einem unabhängigen palästinensischen Staat, bleibt unerfüllt. Stattdessen sehen Sie sich – wie so viele in dieser Region und in der ganzen Welt – gefangen in einer Spirale der Gewalt, von Angriff und Gegenangriff, Vergeltung und fortwährender Zerstörung. Die ganze Welt sehnt sich danach, dass diese Spirale durchbrochen werde, sehnt den Frieden herbei, der den ständigen Kämpfen ein Ende setzt.“
Was den Frieden verhindert? In den Augen des Papstes ist das die Pattsituation der Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern und – die Mauer. Diese gelte es unbedingt zu überwinden, so der Papst:
„Auf beiden Seiten der Mauer bedarf es großen Mutes, wenn es darum geht, Furcht und Misstrauen zu überwinden sowie dem Trieb zu widerstehen, für Verlust und Beleidigung Vergeltung zu üben. Es erfordert Großmut, nach Jahren des Kampfes Versöhnung zu suchen. Aber die Geschichte hat gezeigt, dass es nur dann zum Frieden kommt, wenn die Konfliktparteien gewillt sind, ihren Groll zu überwinden und auf gemeinsame Ziele hin zusammenzuarbeiten, indem jede die Interessen und die Besorgnisse der anderen ernst nimmt und sich bemüht, eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen.“
Hierzu leiste auch das Flüchtlingscamp einen wichtigen Beitrag, so der Papst. Am Ende seiner Rede rief er dazu auf, das tief greifende Engagement für Frieden und Gewaltlosigkeit weiterzuführen. Der Frieden solle vor Ort „eine neue Blütezeit erleben“, so die Hoffnung des Papstes. (rv)
Der Beitrag von Veronica Pohl zum Nachhören: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287148
Die ganze Ansprache des Papstes: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287080

 
EINDRÜCKE, INTERVIEWS UND NACHRICHTEN:Im Porträt: Die Geburtskirche in Bethlehem
Manger Square, Krippenplatz, direkt vor der Geburtskirche: Wer es bis hierhin schafft, der hat schon einiges durchgemacht. Das war schon zur Zeit Jesu so, der wie ein Flüchtling auf die Welt kam. Und das ist erst recht heute so, wo die Einwohner Bethlehems – von denen viele Flüchtlinge aus anderen Teilen Palästinas sind – hinter einer Mauer eingesperrt leben, höher als die Mauer von Berlin. (rv)
Hören und Lesen Sie Eindrücke von Stefan von Kempis: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287041

 
Bethlehem: Der Tag aus Sicht unseres Korrespondenten
Auch an diesem Mittwoch haben wir unseren Korrespondenten Stefan von Kempis nach seinen Eindrücken vom Tag des Papstes gefragt. Seine Antwort: „Dazu fallen mir drei Worte ein: heiß, bewegend, chaotisch.“ (rv)
Hier zum Nachlesen und -hören: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287257
Zur zweiten Visite im Schatten einer Mauer, der im Flüchtlingslager, sagt unser Kollege vor Ort: „Das sah aus wie ein Papstbesuch im Gefängnis. Aber das Überraschende war, dass die Stimmung im Aida-Lager bei all der Tristesse von Stacheldraht und Wachtürmen viel fröhlicher war als bei irgendeinem anderen Papst-Event der letzten Tage in Jerusalem.“ (rv)
Hier zum Nachlesen und -hören: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287316

 
Israelische Medien sehen „Grenzen des Interreligiösen“
Israels große Zeitungen zeigen auf Seite eins ein Foto des Papstes an der Klagemauer – doch die Berichterstattung fällt viel spärlicher aus als am Tag zuvor. „Papst beklagt Emigration von Christen“, titelt die „Jerusalem Post“; Benedikt habe bei seiner Messe in Jerusalem „ungenannte Autoritäten“ zu mehr Respekt für Christen im Heiligen Land aufgerufen. Die Zeitung „Ha’aretz“, die schon gestern äußerst scharf zur Yad-Vashem-Meditation von Papst Benedikt geurteilt hat, kennt auch an diesem Dienstag kaum ein anderes Thema, berichtet unser Stefan von Kempis nach einer ausführlichen Presseschau. Die palästinensische Presse urteile dagegen sehr positiv über die Visite des „Rom-Papstes“, wie sie ihn oft nenne. (rv)
Hier zum Nachlesen und -hören: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287111

 
Rabbiner Arthur Schneier: „Die ganze Reise beurteilen“
Arthur Schneier ist ein Überlebender des Holocaust; der Rabbiner aus New York ist ein Vertrauter von Papst Benedikt und war am Dienstag beim Gebet Benedikts an der Jerusalemer Klagemauer mit dabei. Stefan von Kempis fragte den aus Wien gebürtigen Rabbi, was er in seiner kurzen Begegnung nach diesem Gebet mit dem Papst besprochen habe... (rv)
Zum Nachlesen und -hören: http://www.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=287086
 
Zollitsch: „Papst zu Unrecht attackiert“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat eine positive Zwischenbilanz des bisherigen Besuchs von Papst Benedikt XVI. im Heiligen Land gezogen. „Der Heilige Vater hat deutlich gemacht, dass er für alle Menschen hierher gekommen ist. In Jordanien, Israel und den Palästinensischen Gebieten hat er sich sehr willkommen fühlen dürfen. Vor allem ist es ihm gelungen, die Ortschristen zu stärken. Sie fühlen sich durch seine Worte ermutigt, weiterhin am Aufbau der Zivilgesellschaft mitzuwirken. Die mahnenden Aussagen von Benedikt XVI. gegen den schleichenden Christenexodus kamen zu richtigen Zeit“, erklärte Erzbischof Zollitsch, der den Papst in Bethlehem begleitet, an diesem Mittwoch.
Von einigen Medien werde er zu unrecht dafür attackiert, während seiner Reise nicht eindeutig genug zu brisanten Themen wie der Judenverfolgung im Dritten Reich und der Piusbruderschaft Stellung zu beziehen.
„Der Papst braucht nicht bei jeder Gelegenheit zu jeder Sache noch einmal erneut Stellung nehmen. Seine Haltung zu Bischof Williamson und zum Holocaust ist ganz klar. Das hat er sehr oft und sehr deutlich gesagt, und jetzt durch die Gesten und das, was er in Yad Vashem gesagt hat, noch einmal deutlich zum Ausdruck gebracht. Also ich persönlich halte es doch für eine Überforderung, dass er sich immer wieder für Dinge entschuldigt, für die die Kirche sich längst entschuldigt hat.“
Er mache sich keine Illusionen darüber, dass der Papstbesuch eine radikale Wende der Nahost-Politik herbeiführen werde, so Zollitsch. Und dennoch sieht er den Papst während seiner Reise als Brückenbauer – als Wegbereiter für den Frieden und eine Politik der Gerechtigkeit:
„Er kann auch Brücken bauen. Denn er hat bei Peres klar gesagt, um was es geht. Und wenn bei den Palästinensern wieder die Botschaft rüber kommt, dass sie das Recht auf einen eigenen Staat, das Recht auf eine Zukunft und gesicherte Grenzen haben, damit ihnen ihr Lebensraum wirklich gehört, dann ist das eine Botschaft, die für die Palästinenser wichtig ist. Ich gehe nicht davon aus, dass jetzt ein großes Wunder geschieht und hier Friede wird. Aber es verlangt viele kleine Zeichen, viele Gesten. Und es wird wichtig sein, dass viele Menschen die Hoffnung auf Frieden nicht aufgeben. Denn, wenn wir diese Hoffnung aufgeben, dann ist hier das Chaos.“ (rv)
Hier zum Nachhören: http://62.77.60.84/audio/ra/00161864.RM
 







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