Papst in Nazareth: „Heiligkeit der Familie“ schützen
Papst Benedikt XVI.
hat an diesem Donnerstag in Nazareth eine Rückbesinnung auf die „Heiligkeit der Familie“
gefordert und Christen und Muslime zur Zusammenarbeit aufgerufen. Die Familie sei
der „Grundstein“ jeder „wohlgeordneten und aufnahmebereiten Gesellschaft“. Daher habe
der Staat die Pflicht, Familien in ihrer Erziehungsaufgabe zu unterstützen, sagte
der Papst während einer Messe in der Heimatstadt Jesu im Norden Israels. Nazareth,
der Ort der Verkündigung an Maria, erinnere zugleich an den unverzichtbaren Beitrag
der Frau für die Gesellschaft.
45.000 Menschen, darunter Pilger aus aller Welt,
waren zur Freiluftmesse am so genannten Berg des Absturzes gekommen. Der Name des
Ortes geht auf die biblische Episode zurück, nach der eine aufgebrachte Menge Jesus
den Abhang hinabstürzen wollte.
Die Kirchensprache Latein bestimmte Lieder
und Gebete der Messe, daneben erklangen Griechisch, Arabisch und Englisch. Mit dem
Papstbesuch endete feierlich das „Jahr der Familie“, das die Kirche im Heiligen Land
ausgerufen hatte. Benedikt segnete den Grundstein eines internationalen Zentrums für
die Familie, das in Nazareth gebaut werden soll.
Während seiner Predigt sagte
der Papst wörtlich: „Im Plan Gottes für die Familie trägt die Liebe zwischen
dem Ehemann und der Ehefrau Frucht in neuem Leben; eine Liebe, die Tag für Tag in
dem liebevollen Bemühen der Eltern zum Ausdruck kommt, ihren Kindern eine umfassende
menschliche und spirituelle Bildung zu geben.“
Benedikt XVI. mahnte zur
lebenslangen Treue zwischen Mann und Frau, „die das von Gott geschenkte Leben annehmen“.
Die Familie sei außerdem „Hauskirche“, Ort des Glaubens und des Gebets, Grundstein
für Kirche und Gesellschaft. Der Staat wiederum habe die Pflicht, „die
Familien in ihrer erzieherischen Sendung zu unterstützen, die Institution Familie
und deren Rechte zu schützen, und zu gewährleisten, dass alle Familien unter würdigen
Bedingungen leben und gedeihen können“.
Wie schon bei der ersten Freiluftmesse
während seiner Nahost-Reise vergangenen Sonntag in Amman, rief der Papst auch bei
dieser letzten Großveranstaltung zur Achtung der Frau auf. Nazareth, der biblische
Ort der Verkündigung der Geburt Jesu an Maria, erinnere auch an die Pflicht, „die
besondere Rolle der Frau und die ihr von Gott gegebene Würde anzuerkennen und zu respektieren“.
„Ganz
gleich, ob sie nun als Mütter in Familien leben, als wichtiger Part im Arbeitsleben
und in den gesellschaftlichen Einrichtungen oder in einer besonderen Berufung unserem
Herrn durch die evangelischen Räte der Keuschheit, Armut und des Gehorsams folgen:
die Frauen spielen stets eine unersetzliche Rolle dabei, jene ,Humanökologie’ (vgl.
Centesimus annus, 39) zu schaffen, derer unsere Welt und dieses Land so dringend bedürfen.“
Humanökologie
- für den Papst ist das „ein Umfeld, in dem Kinder lernen zu lieben und für andere
Sorge zu tragen, zu allen ehrlich und respektvoll zu sein, sich in der Tugend der
Barmherzigkeit und Vergebung zu üben“.
Mit rund 65.000 Einwohnern ist Nazareth
in Galiläa die größte arabische Stadt des Landes. Etwa zur Hälfte sind die Einwohner
Christen verschiedener Konfessionen. In direkter Nachbarschaft entstand seit 1957
der moderne Stadtteil Nazerat Illit, in dem fast nur Juden wohnen, vorwiegend Einwanderer
aus Russland. Der Berg des Absturzes, erinnere schon Generationen von Pilgern daran,
dass die Botschaft Jesu „manchmal eine Quelle des Widerspruchs und Konflikts war“,
so Benedikt XVI. und beklagte zugleich die jüngeren Spannungen zwischen Christen und
Muslimen in Nazareth. Er bezog sich auf die Pläne islamischer Fundamentalisten, eine
große Moschee neben der Verkündigungsbasilika zu errichten. Die Auseinandersetzungen
belasteten über Jahre das Verhältnis von Christen und Muslimen. Der Papst rief zur
Zusammenarbeit auf:
„Ich ersuche die Menschen guten Willens in beiden Gemeinden
dringend, den bereits angerichteten Schaden wieder gutzumachen und in der Treue im
Glauben an den einen Gott, den Vater der Menschheitsfamilie, Brücken zu bauen und
den Weg zu einem friedlichen Zusammenleben zu finden. Mögen wir alle der zerstörerischen
Macht von Hass und Vorurteil, die zuerst die Seelen der Menschen und dann ihre Körper
tötet, eine klare Absage erteilen!“