Der erste, herausragende
Eindruck dieses Tages war die Messe von Nazareth: Zehntausende von Menschen mit Fähnchen
und in bunter Kleidung, ein gelöster Papst, der in seinem Papamobil durch die Menge
fuhr, winkte und strahlte, und ein prachtvolles und ganz neu eingerichtetes Gelände,
das auch künftig für Pilger-Events genutzt werden soll. Stefan Kempis lässt den siebten
Tag der Papstreise Revue passieren:
Es war die größte Messe dieser Reise überhaupt,
größer noch als die von Amman. Man hatte trotz der scharfen Sicherheitsmaßnahmen den
Eindruck: Jetzt ist der Papst wirklich bei den Katholiken des Heiligen Landes angekommen.
Benedikt fand in seiner Predigt sehr deutliche Worte gegen Hass und gegen die Emigration
von Christen – aber noch kraftvoller wirkte die Rede von Erzbischof Elias Chacour
prangerte auch viel energischer als in diesen Tagen der Lateinische Patriarch Fouad
Twal den Druck auf die Christen im Heiligen Land an. Das Treffen Benedikts mit
Ministerpräsident Netanjahu am Nachmittag war mit Erwartungen überfrachtet, dauerte
aber nur 15 Minuten; der Premier sprach englisch, der Papst italienisch. Wer die Bilder
gesehen hat, wird nicht den Eindruck haben, dass das der Anfang einer wundervollen
Freundschaft war… Beim interreligiösen Dialog ist der Papst dann vor Erschöpfung fast
eingeschlafen, offen gesagt; aber als ein Rabbiner auf einmal ein Friedensgebet sang
– das war offenbar nicht eingeplant -, da änderte sich spürbar die Atmosphäre, der
Papst und die Religionsführer um ihn herum standen auf, fassten sich bei den Händen,
einige sangen mit: „Lord, give uns peace; Herr, gib uns Frieden.“ Endlich mal ein
schöner, spontaner Moment – und eine kleine Sensation, denn keiner kann sich im Moment
erinnern, dass Johannes Paul jemals auf eine solche Weise gemeinsam mit Moslems, Juden,
Drusen und Christen anderer Konfessionen gemeinsam gebetet hätte. Auch wenn das Papstprogramm
danach noch weiterging – es ist dieses Bild, welches bleibt von diesem Tag in Nazareth,
ja sogar von dieser Reise… zusammen mit den Bildern von Benedikt an der Klagemauer
und an der Sperrmauer.