„Ich bin bei euch!“
Diese Botschaft hat Benedikt XVI. am Mittwochnachmittag bei seinem Besuch im Caritas-Baby-Hospital
hinterlassen. Die 1978 von dem Schweizer Pater Ernst Schnydrig ins Leben gerufene
Spezialklinik versorgt jährlich rund 30.000 Kinder unabhängig von Staats- oder Religionszugehörigkeit.
Vor allem die deutschen und Schweizer Bistümer finanzieren diese einzige Kinderklinik
in den Palästinensergebieten.
Sowohl dem Gründer der Einrichtung, als auch
der Deutschen und der Schweizerischen Bischofskonferenz dankte Papst Benedikt in seiner
kurzen Ansprache vor Ort herzlich. Weiter betonte er, wie sehr ihn sein Besuch in
der Kinderklinik freue:
„Gott hat mir diese Gelegenheit geschenkt, der Leitung,
den Ärzten, denKrankenschwestern und Mitarbeitern des Caritas Baby Hospital
meine Anerkennung für den unschätzbaren Dienst auszudrücken, den sie für die Kinder
in der Gegend von Bethlehem und in ganz Palästina seit über fünfzig Jahren geleistet
haben – und weiter leisten. Dank der Hingabe der Kinderhilfe Bethlehem blieb diese
Einrichtung eine Oase des Friedens für die Schutzlosesten und hat als Leitstern der
Hoffnung gezeigt, dass Liebe über Hass und Friede über Gewalt siegen kann. Den jungen
Patienten und ihren Familienangehörigen, die von eurer Fürsorge profitieren, möchte
ich einfach sagen: „Der Papst ist bei euch!“ Heute ist er persönlich bei euch, aber
geistig begleitet er euch jeden Tag mit seinen Gedanken und Gebeten und bittet dabei
den Allmächtigen, in seiner liebevollen Sorge über euch zu wachen.“
Birgit
Pottler hat noch weitere Eindrücke aus dem Hospital für Sie:
Abschließend machte
der Papst den Verantwortlichen Mut, an ihrer Mission festzuhalten. Er betete mit den
Anwesenden zur Mutter Maria, der Schutzpatronin der Kranken, und erteilte den Kindern
seinen Segen.
Chefärztin Hiyam Awad Marzouka, die in Würzburg studiert hat,
hat Benedikt XVI. durch die Einrichtung begleitet. Zwar ist sie stolz auf diesen Besuch,
aber mit einer Zusage des Papstes habe sie im Vorfeld nicht wirklich gerechnet, meint
die Ärztin.
„Mit seinem Besuch zeigt er auch, dass er dieses Werk, das einzige
spezialisierte Krankenhaus in der ganzen Westbank, schätzt und dass er das, was wir
hier an Service für die Kinder anbieten, auch unterstützen will.“ Die
Arbeitsbedingungen im Baby Hospital sind einzigartig – im negativen Sinn. Auch das
erfährt der Papst bei seinem Besuch:
„Die soziale Lage der Eltern hat großen
Einfluss auf unsere Arbeit. Die meisten hier haben ihre Arbeit verloren, die Armut
zieht Kreise und hinterlässt Spuren, auch wenn es manchmal vielleicht nicht danach
aussieht. Vielleicht gehen Sie in ein Haus und meinen, es geht den Leuten gut, da
das Haus schön ist. Aber die Familien haben kein Einkommen und das wirkt sich auf
die Kinder aus, auf ihre Ernährung, auf ihre Psyche und auf ihre Bildung.“
Jerusalem
mit Behörden und Ärzten ist nah – und doch so weit: „Die Hindernisse
sind die Bewegungseinschränkungen: dass ich als Palästinenserin Jerusalem nicht erreichen
kann, obwohl es nur zehn Kilometer entfernt liegt. Das gilt auch für meine Patienten.
Wenn ich ein Kind in eine Spezialklinik in Jerusalem überweisen will, ist das ein
Organisationsaufwand von einem halben Tag und mehr.“
Viele Christen in
den autonomen Palästinensergebieten standen dem Papstbesuch negativ gegenüber, wussten
nicht, welche Chancen sie sich davon versprechen sollten. Hiyam Awad Marzouka dagegen
spricht von einem „Ereignis für Bethlehem“.
„Ich hoffe, dass die Christen
in Bethlehem und in dieser Gegend ermutigt werden, hier zu bleiben und dass sie in
ihren Wurzeln verankert sind, statt schwach zu werden und auszuwandern. ... Ich weiß,
dass der Papst nicht zaubern kann. Ich weiß auch, dass unsere Situation sehr komplex
ist. Aber ich wünsche mir trotzdem Frieden. Ich wünsche mir, dass ich nach Jerusalem
gehen kann, ohne eine Erlaubnis zu beantragen. Ich wünsche mir, dass ich mich im eigenen
Land bewegen kann, ohne einen Grund anzugeben, warum ich wann und wie verreise, um
die Erlaubnis dafür zu bekommen.“