2009-05-13 10:50:40

Bethlehem: Ärztin hofft auf Einfluss des Papstes


RealAudioMP3 Am Nachmittag besucht Benedikt XVI. das Caritas-Baby-Hospital. Die 1978 von dem Schweizer Pater Ernst Schnydrig ins Leben gerufene Spezialklinik versorgt jährlich rund 30.000 Kinder unabhängig von Staats- oder Religionszugehörigkeit. Vor allem die deutschen und Schweizer Bistümer finanzieren diese einzige Kinderklinik in den Palästinensergebieten. Chefärztin Hiyam Awad Marzouka, die in Würzburg studiert hat, begleitet Benedikt XVI. durch die Einrichtung. Zwar ist sie stolz auf diesen Besuch, aber mit einer Zusage des Papstes habe sie im Vorfeld nicht wirklich gerechnet, meint die Ärztin im Gespräch mit Gabi Frölich:

„Mit seinem Besuch zeigt er auch, dass er dieses Werk, das einzige spezialisierte Krankenhaus in der ganzen Westbank, schätzt und dass er das, was wir hier an Service für die Kinder anbieten, auch unterstützen will.“
 
Die Arbeitsbedingungen im Baby Hospital sind einzigartig – im negativen Sinn. Auch das erfährt der Papst bei seinem Besuch:

„Die soziale Lage der Eltern hat großen Einfluss auf unsere Arbeit. Die meisten hier haben ihre Arbeit verloren, die Armut zieht Kreise und hinterlässt Spuren, auch wenn es manchmal vielleicht nicht danach aussieht. Vielleicht gehen Sie in ein Haus und meinen, es geht den Leuten gut, da das Haus schön ist. Aber die Familien haben kein Einkommen und das wirkt sich auf die Kinder aus, auf ihre Ernährung, auf ihre Psyche und auf ihre Bildung.“

 
Jerusalem mit Behörden und Ärzten ist nah – und doch so weit:
 
„Die Hindernisse sind die Bewegungseinschränkungen: dass ich als Palästinenserin Jerusalem nicht erreichen kann, obwohl es nur zehn Kilometer entfernt liegt. Das gilt auch für meine Patienten. Wenn ich ein Kind in eine Spezialklinik in Jerusalem überweisen will, ist das ein Organisationsaufwand von einem halben Tag und mehr.“

Viele Christen in den autonomen Palästinensergebieten standen dem Papstbesuch negativ gegenüber, wussten nicht, welche Chancen sie sich davon versprechen sollten. Hiyam Awad Marzouka dagegen spricht von einem „Ereignis für Bethlehem“.

„Ich hoffe, dass die Christen in Bethlehem und in dieser Gegend ermutigt werden, hier zu bleiben und dass sie in ihren Wurzeln verankert sind, statt schwach zu werden und auszuwandern. ... Ich weiß, dass der Papst nicht zaubern kann. Ich weiß auch, dass unsere Situation sehr komplex ist. Aber ich wünsche mir trotzdem Frieden. Ich wünsche mir, dass ich nach Jerusalem gehen kann, ohne eine Erlaubnis zu beantragen. Ich wünsche mir, dass ich mich im eigenen Land bewegen kann, ohne einen Grund anzugeben, warum ich wann und wie verreise, um die Erlaubnis dafür zu bekommen.“

(rv 13.05.2009 bp)

Im Audiofile hören Sie das ganze Interview.








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