2009-05-13 18:40:26

Abschied aus Bethlehem: „Mauern stehen nicht ewig“


RealAudioMP3 „Es war ein wirklich ereignisreicher Tag“, sagte Benedikt XVI. am späten Mittwochnachmittag bei seinem Abschied aus Bethlehem. Diesen sechsten Tag seiner Heilig-Land-Reise hatte er ganz den autonomen Palästinensergebieten gewidmet.

Auf dem Platz vor der Geburtskirche in Bethlehem feierte Benedikt XVI. am Vormittag die Messe, „an dem Ort, an dem Jesus Christus, Licht der Völker und Hoffnung der Welt, geboren wurde“. Er besuchte das Caritas Baby Hospital, ein Flüchtlingscamp und stand zum zweiten Mal auf seiner Reise vor einer Mauer, einer Klagemauer für die Palästinenser.
„Voller Qual habe ich auch die Situation der Flüchtlinge gesehen, die - so wie die Heilige Familie - ihr Heim verlassen mussten. Und ich habe, an das Lager angrenzend und große Teile Bethlehems überschattend, die Mauer gesehen, die in euren Gebieten aufragt, Nachbarn trennt und Familien spaltet.“
Benedikt stand auch hier als deutscher Papst. „Auch wenn Mauern leicht errichtet werden können, wir wissen alle, dass sie nicht für ewig bestehen. Sie können niedergerissen werden. Doch zuerst müssen die Mauern eingerissen werden, die wir um unsere Herzen gezogen haben, die Barrieren, die wir gegen unsere Nachbarn errichtet haben.“
Deshalb so der Papst, rufe er in seinen Abschiedsworten erneut zu einem Ende von Intoleranz und Ausgrenzung auf. So unlösbar und festgefahren ein Konflikt auch zu sein scheint, „es gibt immer einen Grund zu hoffen, dass er gelöst wird, dass das langmütige und beharrliche Mühen derer, die für Frieden und Versöhnung arbeiten, am Ende Früchte tragen wird.“ Baldmöglichst solle dies wahr werden, sagte das Kirchenoberhaupt; das sei sein „dringendster Wunsch“ für das palästinensische Volk: „damit ihr endlich Frieden, Freiheit und Stabilität genießen könnt, die ihr so lange entbehrt habt.“
Bei seiner Ankunft in Bethlehem hatte Benedikt die Palästinenser dazu aufgerufen, auf Gewaltakte jeder Art zu verzichten, gleichzeitig aber wie schon in Tel Aviv ihr Recht auf einen eigenen Staat unterstrichen - in friedlicher Nachbarschaft mit Israel. Beim Abschied versicherte der Papst seine Unterstützung für politische Lösungen des Nahostkonflikts. Er werde weiterhin jede Möglichkeit ergreifen,
„die Beteiligten an den Friedensverhandlungen zum Hinarbeiten auf eine gerechte Lösung zu drängen, die die legitimen Ansprüche Israels und der Palästinenser gleichermaßen respektiert“.
Das Volk solle „mit Frieden“ gesegnet sein, sagte der Papst beim Abschied aus der Geburtsstadt Jesu; an den Gesang der Engel hatte er bei der Begrüßung erinnert: „Friede auf Erde, guter Wille unter den Menschen“.

Gleich mehrmals also hat Benedikt XVI. im Laufe seiner insgesamt achttägigen Nahostreise eine Zweistaatenlösung gefordert. Ein wichtiger Schritt hin zu einer „gerechten Lösung“ sei die baldige Einrichtung der „Ständigen Bilateralen Arbeitskommission“ zwischen dem Heiligen Stuhl und der Palästinensischen Autonomiebehörde. Sie wurde bereits bei der Unterzeichnung eines Grundsatzabkommens im Februar 2000 mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation ins Auge gefasst; das Kirchenoberhaupt kündigte bei seinem Abschied aus Bethlehem nun die Einrichtung der Arbeitsgruppe an. Sie soll unter anderem Fragen zur Beziehung zwischen Kirche und Staat, zur Religionsfreiheit und zum Schutz der Heiligen Stätten behandeln. Weitere Themen sind die Achtung der Menschenrechte und der interreligiöse Dialog.
(rv 13.05.2009 bp)







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