Papst im Abendmahlsaal: Reichtum christlicher Kirchen
Papst Benedikt im
Abendmahlsaal: Mit seinem kurzen Aufenthalt zum Regina Coeli Gebet bei den Franziskanern
hat Benedikt einen der zentralen Schauplätze der christlichen Heilsgeschichte besucht.
Der kleine, fast intime gotische Raum aus dem 14. Jahrhundert erinnert an das letzte
Abendmahl, das Jesus hier mit den Jüngern einnahm; hier wusch er ihnen die Füße, hier
setzte er das Sakrament der Eucharistie ein. Intim auch die Gesellschaft, die Benedikt
hier empfing: die Ordinarien – Bischöfe, Vikare, Kustode – des Heiligen Landes und
die Franziskaner der Kustodie des Heiligen Landes, ein Grüppchen älterer und jüngerer
Brüder in ihrem charakteristischen braunen Ordensgewand.
Die christliche Tradition
hat diesen Raum gleichgesetzt mit dem Ort, an dem die Jünger mit den Frauen und Maria
betend warteten und den Heiligen Geist empfingen. Daher sangen die Franziskaner nach
dem Einzug des Papstes das „Veni creator Spiritus“, sozusagen den Hymnus von Pfingsten
an diesem Ort des ersten Pfingstfestes der Heilsgeschichte.
Der Papst erinnerte
an die Entstehung der christlichen Urgemeinde an diesem Ort sowie an den Reichtum
der verschiedenen christlichen Kirchen und beschwor ein „neues ökumenisches Bewusstsein“,
das unsere Zeit seit dem II. Vatikanischen Konzil kennzeichnet. Die „innere Disposition
zur Einheit unter der Leitung des Heiligen Geistes“ sei entscheidend, damit die Christen
ihre Sendung erfüllen könnten.
Der Abendmahlsaal gehört heute dem Staat Israel,
eine Zeitlang erwog Tel Aviv freilich, diesen symbolträchtigen Ort der Kirche zu schenken.
Franziskanerkustos Pierbattista Pizzaballa bezeichnete den Abendmahlsaal vor dem Papst
als „den wenigsten glorreichen und vielleicht ungepflegtesten Ort“ der Heiligen Stätten
Jerusalems. In der „Armut“ dieses Ortes spiegelten sich aber die Widersprüche des
Heiligen Landes und einer „Geschichte, die nie zum Abschluss kommt“. Benedikt XVI.
schien sich dennoch wohl zu fühlen in diesem kargen, strengen Saal. Beim Auszug nach
dem Regina Coeli ließen es sich die jüngeren Franziskanerbrüder nicht nehmen, den
Papst mit Benedetto-Rufen zu feiern. (rv 12.05.2009 gs)