Vatikansprecher Pater
Federico Lombardi hat die Kritik an der Rede des Papstes in Yad Vashem zurückgewiesen.
Bereits vor dem Besuch habe Benedikt XVI. die Shoah und Antisemitismus mehrmals verurteilt.
Seine besondere Situation als Deutscher sei in Auschwitz Thema gewesen. Nicht in jeder
Ansprache könnten alle im Bezug auf die Shoah relevanten Themen wiederholt werden,
so der Vatikansprecher vor Journalisten. Am Holocaust-Denkmal selbst habe Benedikt
XVI. den Fokus auf das Gedenken an die Opfer gelegt. Der Papst müsse sich nicht als
ehemaliger Wehrmachtssoldat für den Judenmord entschuldigen. Dass er gegen Kriegsende
zusammen mit anderen Seminaristen als Flakhelfer eingezogen worden sei, beruhe nicht
auf einer freien Entscheidung.
Die Adressaten müssten bereit sein, „mit offenem
Herzen zu hören“, sagte Lombardi im Gespräch mit unserem Korrespondenten Stefan von
Kempis. Er hat ihn zunächst nach seinem Eindruck des Papstbesuchs an der Klagemauer
gefragt. Lombardi:
„Das war ein tiefer Moment des Gebets für den Frieden.
Der Psalm, den der Papst gewählt hat, ist ein Psalm der Pilgerschaft nach Jerusalem
im Frieden – und der Wunsch für Jerusalem ist Frieden! Auch das Gebet auf dem Zettel,
den der Papst in die Klagemauer gesteckt hat, ist ein Gebet für den Frieden- für
Jerusalem als ,Stadt des Friedens für alle Völker’. Diese Reise ist ganz klar eine
Pilgerschaft für den Frieden – das haben wir auch an der Klagemauer erfahren.“ Es
gab allerdings Unfrieden nach der Ansprache des Papstes in Yad Vashem – unter anderem
beim Zentralrat der Juden in Deutschland. Was meinen Sie dazu?
„Ich war
ganz zufrieden mit der Ansprache des Papstes in Yad Vashem! Ich glaube, das Problem
ist gar nicht so sehr die Rede des Papstes, sondern die Bereitschaft der Hörer, zu
verstehen, was der Papst sagt. Wenn du schon im Kopf hast, was der andere sagen muss,
dann bist du praktisch nie zufrieden mit seiner Rede! Aber wenn du bereit bist, das
mit offenem Herzen zu hören, was der andere dir sagt, dann bist du immer zufrieden.
Ich glaube, das ist eigentlich das Problem…“