2009-05-12 13:19:15

D: Lob und Tadel in deutschen Medien


Die deutschen Zeitungen kommentieren den Besuch von Papst Benedikt XVI. in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sehr unterschiedlich. Einhellig betonen sie an diesem Dienstag, dass das aus Deutschland stammende Kirchenoberhaupt einen schwierigen Balance-Akt habe vollbringen müssen.

„Die Welt“ bemerkt, der Papst habe sich auffallend oft auf die gemeinsamen alttestamentarischen Wurzeln von Juden und Christen bezogen, um das Einende zu betonen. „Seine Ansprache war vom verständlichen Bemühen geprägt, nur nichts falsch zu machen“, notiert die Zeitung.

Die „Frankfurter Rundschau“ bilanziert, bislang sei das Kirchenoberhaupt in Jordanien und Israel bescheiden und vorsichtig aufgetreten. Benedikt XVI. habe noch nichts Falsches gesagt. Doch das sei „kein Grund, ihn zu loben, denn der Preis für Zurückhaltung ist Oberflächlichkeit“. Die Shoah zu verurteilen, sei keine intellektuelle Leistung, sondern moralische Selbstverständlichkeit. Die Warnung vor der ,hässlichen Fratze’ des Antisemitismus sei „wohlfeil, wenn das Kirchenoberhaupt mit dem Finger auf die Welt zeigt, ohne dazu zu sagen, dass er es war, der einen Holocaustleugner in den Schoß der katholischen Kirche zurückgeholt hat“.

Auch die „Süddeutsche Zeitung“ zieht eine gemischte Bilanz über den Auftakt des Israel-Besuchs. Einerseits lobt sie klare Aussagen des Papstes zu Holocaust und Antisemitismus und spricht von teils bewegenden Worten, die Benedikt XVI. für die Opfer des Holocaust gefunden habe. Über die Täter allerdings und die Rolle der Kirchen im Dritten Reich habe er nicht gesprochen.

Die „Rheinische Post“ betont, die Ansprache des Papstes sei ein „eindringliches Nein zur Schande des Antisemitismus, ein Ja zu menschlichem und religiösem Miteinander“ gewesen. „Vergessen wir die Mäkeleien seiner stets sprungbereiten Gegner, die ihm Unglaubwürdigkeit vorhielten, weil er dem verbohrten Schein-Bischof Williamson die Versöhnungshand ausstreckt“, heißt es in dem Kommentar.

(kna 12.05.2009 bp)







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