Franziskaner: „Wer mit Israelis verhandelt, braucht viel Geduld“
Der Franziskanerpater
Robert Jauch von der Kustodie der Heiligen Stätten ist Seelsorger an der Kapelle „Dominus
Flevit“ am Jerusalemer Ölberg. Stefan Kempis fragte ihn nach seiner Meinung zum bevorstehenden
Papstbesuch in Israel und den Palästinensergebieten.
„Ich freue mich darauf!
Allerdings muss ich zugeben, dass ich die Bedenken, die einige andere im Vorfeld geäußert
haben, auch geäußert habe – und zwar auch öffentlich. Es besteht die Gefahr, dass
dieser Besuch des Papstes von offizieller israelischer Seite aus ausgenutzt wird…
aber ich finde das großartig. Unser Heiliger Vater ist alt – das wissen alle, da braucht
man nur in den Kalender zu schauen –, und da möchte er nicht viel Zeit verstreichen
lassen. Er will hierhin kommen; er kommt als Pilger, das ist schon in den ersten Zügen
deutlich geworden – ich freue mich darauf.“
Was kann der Papst mit seinem
Besuch hier erreichen?
„Er kann die Christen stärken, die ihn sehen wollen
– die vielleicht sogar mit ihm in Berührung kommen wollen. Wobei israelische Behörden
sagen, der Besuch sei erst kurzfristig angekündigt worden, und deshalb gebe es eine
ganze Traube an Sicherheitsbedenken. Es steht zu befürchten, dass nicht alle, die
ihn sehen wollen, ihn auch werden sehen können. Das ist der erste Punkt; der zweite
Punkt ist, dass dieser Besuch vielleicht einen guten Impuls geben kann für die vatikanisch-israelischen
Verhandlungen, die seit langem hingehalten werden. Wer mit Israelis verhandeln will,
braucht viel Geduld! Aber trotzdem hoffe ich, dass der Papst da einiges auf den Weg
bringt. Die Anerkennung der Dienste der Kirche auf kulturellem, sozialem, karitativem
Gebiet und die Tatsache, dass die Kirche große Massen von Pilgern hier ins Land bringt
(mit allen wirtschaftlich positiven Folgen), sollte Anerkennung finden – in der Anerkennung
unseres Eigentums hier und in der Anerkennung unseres Dienstes an den Heiligen Stätten
sowie des sozial-kulturell-karitativen Dienstes, den die Kirche hier leistet!“
Aber
hätte der Vatikan nicht gerade mit Blick auf die noch laufenden Verhandlungen nicht
besser etwas abgewartet mit dem Besuch, um noch Verhandlungsmasse in der Hand zu behalten?
„Er
hätte, würde, könnte… Das war ja auch meine Überlegung. Aber ich traue dem Papst einfach
zu, dass er intelligent, souverän, gläubig, fest und fromm genug ist, um trotzdem
seine Rolle hier wahrzunehmen.“
Besteht aber nicht die Gefahr, dass der
Papst abreist, und dann wird wieder zehn Jahre lang mit Israel weiterverhandelt…
„So
ist das mit Israel, ja. Aber Antonio Franco, unser Nuntius hier in Israel, hat gesagt:
Der Papst ist für eine Überraschung gut – vielleicht weiß ja auch der Nuntius mehr
als ich? Ich bin da zuversichtlich. Und ich werde auch nicht müde, immer wieder darauf
hinzuweisen, dass Israel mit manchen Dingen sehr einseitig und sehr tendenziös umgeht!
Der Papst wird in Yad Vashem sein; er wird Gott sei Dank nicht die ganze Ausstellung
besuchen müssen; er wird ein paar Worte sagen – mich stört es wahnsinnig, dass das
Entschuldigungsschreiben, das Papst Johannes Paul II. damals unter großem Tamtam in
die Klagemauer gelegt hat, in den Archiven von Yad Vashem zurückgehalten wird. Das
ist archivtechnisch zwar eine optimale Unterbringung, aber man spürt die Absicht und
ist verstimmt!“
Zurück zu den arabischen Christen, denen der Besuch besonders
gilt: Deren sind aber nun sehr viele, und in vielen, teilweise auch zerstrittenen
Riten – da läuft der Papst doch über ein Minenfeld?
„Also, das wird hochgespielt,
die Schwierigkeiten zwischen den einzelnen Denominationen. Man kann gut verstehen,
dass die Christen, egal wo sie herkommen, von den abstrusesten freikirchlichen Gemeinschaften
in Amerika bis zu den römischen Katholiken – dass sie alle hier sein und dem Herrn
nah sein wollen, und dass sie deswegen alle eine kleine Niederlassung, ein Hospiz,
eine Niederlassung ihres Patriarchats haben. Das ist verständlich.“
Haben
Sie schon etwas vom Auftakt der Papstreise in Jordanien mitbekommen?
„Ja
– was ich im Fernsehen gesehen habe. Er war am Freitag im ,Regina Pacis’, einem Behindertenheim
(in Amman), in dem Christen und Muslime zusammen sind. Sehr oft sind unsere sozial-karitativen
kirchlichen Einrichtungen Begegnungsstätten von Christen, Moslems und Juden. Das könnte
man an vielen Beispielen exemplifizieren, und das ist wunderbar!“