Die Pilgerreise von
Papst Benedikt XVI. ins Heilige Land ist aus politischer wie aus religiöser Sicht
wohl seine bisher schwierigste Reise. Darin sind sich die Beobachter einig. Stefan
von Kempis hat in Jerusalem mit dem Prior der Benediktinerabtei auf dem Berg Zion
gesprochen. Für Pater Jonas Trageser kommt der Papstbesuch zu früh: „Ich
hätte gewünscht, dass er mit dem Besuch vielleicht noch ein wenig gewartet hätte,
denn es sind viele Dinge auf dem Weg, auch die Verträge zwischen Israel und dem Vatikan.
Der Besuch kommt jetzt dazwischen, und ich hoffe, dass uns das nicht einen Keil dazwischen
treibt und die Verhandlungen dann wieder auf die lange Bank geschoben werden. Ich
habe den Eindruck, dass der Papst jetzt von Israel für die Außenwahrnehmung vereinnahmt
wird; das ist ein Aufwind für den Tourismus und die Pilger. Ich habe den Eindruck,
dass einiges inkludiert und vereinnahmt wird.“
Für die
Christen sei ein Papstbesuch natürlich immer mit Hoffnung verbunden, betont der Benediktiner. „Ich
hoffe, mit so viel Hoffnung, dass sie dann auch sagen, das gibt uns Kraft hier zu
bleiben und hier auszuhalten, mit all den Spannungen und Konflikten, die es gab, gibt
und geben wird.“
Im Vergleich zu einem eigenen Besuch im Oberrabbinat erscheint
dem Katholiken die Zeit, die den palästinensichen Christen eingeräumt wird, zu kurz.
Aber Pater Jonas Trageser gibt zu bedenken: „Es geht bei dieser
Israel-Visite auch darum, alles was im Vorfeld des Papstbesuchs gewesen ist, nennen
wir die Karfreitags-Fürbitte, nennen wir all die Dinge, die das Verhältnis zwischen
Juden- und Christentum, zwischen dem Vatikan und dem Oberrabbinat schwierig gemacht
haben; da muss Klarheit geschaffen werden, die – auch wenn der Papst schon entsprechende
Äußerungen gemacht hat – durch so eine persönliche Visite anders möglich wird.“
Im
Audiofile hören Sie das ganze Interview mit Pater Jonas Trageser OSB, Prior der Dormitio-Abtei
auf dem Zionsberg; es führte unser Korrespondent Stefan von Kempis.