Wie wird der Besuch
des Papstes im Heiligen Land aufgenommen? Das fragten wir unseren Korrespondenten
Stefan von Kempis; er reichte die Frage weiter an Bernd Besch vom Lateinischen Patriarchat
von Jerusalem, der auch auf die Stationen des Papstes in Jordanien einging.
Der
Papst ist im Heiligen Land angekommen und überall in den Klöstern, Pfarreien und christlichen
Haushalten geht der Fernseher an. Einheimische Christen verfolgen die Papstberichterstattung
im jordanischen Fernsehen auf Arabisch. Ausländische Kirchenleute dagegen haben via
Satellit oft Zugang zum Vatikanfernsehen CTV, das einen italienischen Kommentar liefert.
Einer von diesen Zuschauern ist Bernd Besch vom lateinischen Patriarchat, das auch
für die römischen Katholiken in Jordanien zuständig ist. Der Priester, der sich landesüblich
„Abuna“ nennt, wird in diesen Tagen immer wieder gefragt, ob nicht die jordanische
Etappe der Papstreise gegenüber der israelischen in der öffentlichen Berichterstattung
zu sehr zurücktritt.
„Ja – natürlich wird man sich besonders auf den Besuch
in Israel fokussieren, weil man da voller Erwartungen und Spannungen ist. Das Verhältnis
zu Jordanien ist spannungslos, kann man sagen. Und man erwartet keine Besonderheiten.
Ob es deswegen untergeht, weiß ich nicht. Es ist ja ein Heilig-Land-Besuch, bei dem
Jordanien richtig vorgeschoben ist, ganz bewusst auch. Damit will der Heilige Vater
auch zeigen: Ich bin zu euch allen gekommen. Man könnte ihm als Deutschen ja zumuten,
dass er sich besonders auf Israel konzentriert, wegen der ureigenen Geschichte, die
uns Deutsche mit Israel verbindet. Das war auch eine Befürchtung der Palästinenser.
Aber durch die Vorschiebung des Besuchs in Jordanien wird ein Gleichgewicht hergestellt.“
Sehr wichtig im jordanischen Programm des Papstes findet Abuna Bernd den
Termin in der König Hassan-Moschee:
„Dieser Besuch ist sehr wichtig, um
bestimmte Spitzen vielleicht abzurunden, die durch einige Aussagen auch seinerseits
– in Regensburg zum Beispiel - zu Missverständnissen geführt haben und die ja auch
nicht aufgelöst wurden, weil es auch an Informationen gefehlt hat.“
Informationen
sind lebenswichtig – nicht nur im interreligiösen Gespräch, sondern generell in einer
Region, in der Medien Propagandamittel sind, wo viele Menschen noch nicht einmal ihren
Namen schreiben können. In diesem Zusammenhang steht die Weihe des Grundsteins einer
katholischen Universität für Jordanien durch den Papst an diesem Samstag. Den Christen
ist traditionell sehr an guter Ausbildung gelegen. Besch:
„Im Allgemeinen
sind die christlichen Minderheiten hier im Orient, vor allem auch hier im Bereich
des Heiligen Landes sehr gut ausgebildet. Sie haben eine ziemlich hohe Schulbildung.
Prozentual ist diese in der Regel höher anzurechnen als in der muslimischen Gesellschaft.
Und wenn wir nach Israel schauen und die Notendurchschnitte der Abiturienten sehen,
da sind die Christen sogar auch noch ein Stück über den Israelis gelegen. Das ist
eben eine Tatsache, die ihre Tradition hat.“
Und zwar eine Tradition, die
sich bis ins Kleinste durchbuchstabiert, so der deutsche Abuna vom lateinischen Patriarchat:
„Jede unserer Pfarreien hat eine eigene Schule, wobei der Pfarrer dann
der Rektor ist. Nicht der Lehrer an sich, aber der Rektor, der auch Religionsunterricht
gibt. Es sind ganz normale allgemeinbildende Schulen, die bis zu verschiedenen Stufen
gehen. Nicht alle Pfarreien haben alle Schulstufen. Aber das zeigt, dass eine Bildungstradition
existiert. Und das pflanzt sich natürlich fort von Generation zu Generation.“
Jordaniens
erste katholische Universität soll ganz in der Nähe der Hauptstadt Amman entstehen:
„Die
Universität wird ja in Madaba sein, wo auch unser jetziger Patriarch herkommt. Auch
die meisten unserer Priesterberufungen stammen interessanterweise aus dieser kleinen
Stadt Madabar. Eine Universität ist ja ein Ausbildungszentrum, und zwar auf höchstem
Niveau. Das wird für die Kirche in Jordanien natürlich ein ungeheurer Aufschwung sein
intellektuell, denn nicht nur Katholiken und Christen werden dort studieren, sondern
auch oder sogar vor allem Muslime, so wie wir das auch hier in unserer Bethlehem-Universität
haben.“
Das Bild, das vom Papst-Besuch in Jordanien bleibt, das wird wohl
„Benedetto auf dem Berg Nebu“ sein, der wie Moses sehnsüchtig in Richtung Jerusalem
blickt. Allerdings ist der Moses-Berg gar nicht so idyllisch, wie er auf den Fotos
von dieser Reise wirkt, denn...
„…er ist im Moment eine Baustelle. Die
eigentliche schöne Kirche mit den Mosaiken ist nicht zugänglich, weil da unbedingt
umgebaut werden muss. Er hätte wunderbare byzantinische Mosaiken sehen können und
eben auch die Hinweise des Todes von Moses usw.“
Abuna Bernd verfolgt
derzeit noch über Satellit im Vatikanfernsehen, doch in ein Paar Tagen hat er den
Papst dann im eigenen Haus, dem lateinischen Patriarchat in der Altstadt von Jerusalem.