2009-05-09 19:06:12

Israel: Eine Einschätzung von Pater Bernd Besch


RealAudioMP3 Wie wird der Besuch des Papstes im Heiligen Land aufgenommen? Das fragten wir unseren Korrespondenten Stefan von Kempis; er reichte die Frage weiter an Bernd Besch vom Lateinischen Patriarchat von Jerusalem, der auch auf die Stationen des Papstes in Jordanien einging.

Der Papst ist im Heiligen Land angekommen und überall in den Klöstern, Pfarreien und christlichen Haushalten geht der Fernseher an. Einheimische Christen verfolgen die Papstberichterstattung im jordanischen Fernsehen auf Arabisch. Ausländische Kirchenleute dagegen haben via Satellit oft Zugang zum Vatikanfernsehen CTV, das einen italienischen Kommentar liefert. Einer von diesen Zuschauern ist Bernd Besch vom lateinischen Patriarchat, das auch für die römischen Katholiken in Jordanien zuständig ist. Der Priester, der sich landesüblich „Abuna“ nennt, wird in diesen Tagen immer wieder gefragt, ob nicht die jordanische Etappe der Papstreise gegenüber der israelischen in der öffentlichen Berichterstattung zu sehr zurücktritt.

„Ja – natürlich wird man sich besonders auf den Besuch in Israel fokussieren, weil man da voller Erwartungen und Spannungen ist. Das Verhältnis zu Jordanien ist spannungslos, kann man sagen. Und man erwartet keine Besonderheiten. Ob es deswegen untergeht, weiß ich nicht. Es ist ja ein Heilig-Land-Besuch, bei dem Jordanien richtig vorgeschoben ist, ganz bewusst auch. Damit will der Heilige Vater auch zeigen: Ich bin zu euch allen gekommen. Man könnte ihm als Deutschen ja zumuten, dass er sich besonders auf Israel konzentriert, wegen der ureigenen Geschichte, die uns Deutsche mit Israel verbindet. Das war auch eine Befürchtung der Palästinenser. Aber durch die Vorschiebung des Besuchs in Jordanien wird ein Gleichgewicht hergestellt.“

Sehr wichtig im jordanischen Programm des Papstes findet Abuna Bernd den Termin in der König Hassan-Moschee:

„Dieser Besuch ist sehr wichtig, um bestimmte Spitzen vielleicht abzurunden, die durch einige Aussagen auch seinerseits – in Regensburg zum Beispiel - zu Missverständnissen geführt haben und die ja auch nicht aufgelöst wurden, weil es auch an Informationen gefehlt hat.“

Informationen sind lebenswichtig – nicht nur im interreligiösen Gespräch, sondern generell in einer Region, in der Medien Propagandamittel sind, wo viele Menschen noch nicht einmal ihren Namen schreiben können. In diesem Zusammenhang steht die Weihe des Grundsteins einer katholischen Universität für Jordanien durch den Papst an diesem Samstag. Den Christen ist traditionell sehr an guter Ausbildung gelegen. Besch:

„Im Allgemeinen sind die christlichen Minderheiten hier im Orient, vor allem auch hier im Bereich des Heiligen Landes sehr gut ausgebildet. Sie haben eine ziemlich hohe Schulbildung. Prozentual ist diese in der Regel höher anzurechnen als in der muslimischen Gesellschaft. Und wenn wir nach Israel schauen und die Notendurchschnitte der Abiturienten sehen, da sind die Christen sogar auch noch ein Stück über den Israelis gelegen. Das ist eben eine Tatsache, die ihre Tradition hat.“

Und zwar eine Tradition, die sich bis ins Kleinste durchbuchstabiert, so der deutsche Abuna vom lateinischen Patriarchat:

„Jede unserer Pfarreien hat eine eigene Schule, wobei der Pfarrer dann der Rektor ist. Nicht der Lehrer an sich, aber der Rektor, der auch Religionsunterricht gibt. Es sind ganz normale allgemeinbildende Schulen, die bis zu verschiedenen Stufen gehen. Nicht alle Pfarreien haben alle Schulstufen. Aber das zeigt, dass eine Bildungstradition existiert. Und das pflanzt sich natürlich fort von Generation zu Generation.“

Jordaniens erste katholische Universität soll ganz in der Nähe der Hauptstadt Amman entstehen:

„Die Universität wird ja in Madaba sein, wo auch unser jetziger Patriarch herkommt. Auch die meisten unserer Priesterberufungen stammen interessanterweise aus dieser kleinen Stadt Madabar. Eine Universität ist ja ein Ausbildungszentrum, und zwar auf höchstem Niveau. Das wird für die Kirche in Jordanien natürlich ein ungeheurer Aufschwung sein intellektuell, denn nicht nur Katholiken und Christen werden dort studieren, sondern auch oder sogar vor allem Muslime, so wie wir das auch hier in unserer Bethlehem-Universität haben.“

Das Bild, das vom Papst-Besuch in Jordanien bleibt, das wird wohl „Benedetto auf dem Berg Nebu“ sein, der wie Moses sehnsüchtig in Richtung Jerusalem blickt. Allerdings ist der Moses-Berg gar nicht so idyllisch, wie er auf den Fotos von dieser Reise wirkt, denn...

„…er ist im Moment eine Baustelle. Die eigentliche schöne Kirche mit den Mosaiken ist nicht zugänglich, weil da unbedingt umgebaut werden muss. Er hätte wunderbare byzantinische Mosaiken sehen können und eben auch die Hinweise des Todes von Moses usw.“

Abuna Bernd verfolgt derzeit noch über Satellit im Vatikanfernsehen, doch in ein Paar Tagen hat er den Papst dann im eigenen Haus, dem lateinischen Patriarchat in der Altstadt von Jerusalem.



(rv 09.05.09 sk)








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