2009-05-09 19:03:27

"Deutlich, aber genau im richtigen Ton"


RealAudioMP3 Der Papst habe in seiner Rede an die Moslems „respektvolle Worte“ gefunden und einen „Dialog auf hohem Niveau“ geführt – so die Einschätzung unseres Israel-Korrespondenten Stefan von Kempis:

„Also zunächst einmal muss ich sagen, auffallend war: Es war eine Rede ohne „Bomben“, ohne doppelten Boden, ohne schwierige Zitate, die zu Missverständnissen mit der islamischen Welt führen könnten. Da hat man sicher auch im vatikanischen Staatssekretariat beziehungsweise im Dialograt des Vatikans vorher sehr genau gegengelesen, damit nicht eine Art „Regensburg 2“ passiert. Von Jerusalem aus, wo ich im Moment bin, muss ich sagen, dass auch die Christen darüber wohl sehr erleichtert sein werden, denn sie haben vor allem auf diese Rede des Papstes mit einiger Nervosität geblickt. Hier in Jerusalem, kann sich der Papst kaum frei äußern und bewegen, weil es so viele Fallen und Möglichkeiten zu Missverständnissen gibt. Aber da in Jordanien sitzt er jetzt in einem mehrheitlich islamischen Umfeld, an einem herausragenden islamischen Ort. Was er da sagt, das hat für die Christen auch hier und im ganzen Heiligen Land, in der ganzen Region gleich spürbare Auswirkungen. Also diese probe ist überstanden.
Eine zweite Beobachtung ist: Es war eine Rede in sehr respektvollem Ton und och mit sehr deutlichen Worten. Sie war also nicht ohne Substanz. Der Papst hat sein Lieblingsthema „Glaube und Vernunft“ wieder ausführten können. Er hat sich gegen Extremismus im religiösen Bereich gewandt, und er hat für die Christen die Anerkennung als Gläubige auch in mehrheitlich islamischen Umfeldern gefordert.
Die dritte Beobachtung: Es war eine Rede, die sich selbst sehr deutlich in diesen Prozess einschreibt, der vom Brief der 138 islamischen Rechtsgelehrten angestoßen wurde. Und da muss man jetzt einige Jahre nach der so genannten „Regensburger Rede“ sagen, was damals zu großen Befürchtungen führte: Dass der Dialog mit der islamischen Welt schwer gestört werden könnte, das hat sich geradezu in sein Gegenteil verkehrt. Es ist zu einem Prozess auf hohem Niveau gekommen, einem Dialogprozess zwischen Christentum und Islam. Der Papst hat sich auf diesen Prozess ausdrücklich bezogen in seiner Rede und hält diesen Dialog mit dem Islam auf höchstem Niveau. Das gewinnt noch an Profil, wenn man zum Vergleich das Judentum heranzieht. Da gibt es Vergleichbares nicht in der Form, auch wenn wir wissen, wie sehr der Papst gerade am Judentum interessiert ist und es schätzt. Es gibt – und das ist schon eine gewisse Gegenprobe – eben nicht eine große Vorlesung Benedikt XVI. an der hebräischen Universität von Jerusalem, zu die man ihn hier aber ganz dringend eingeladen hat. Er hat davon Abstand genommen. Also auf dieser Folie des Gesprächs mit dem Judentum muss man sagen: Diese rede führt dem Dialog des Christentums, des Vatikans, der katholischen Kirche mit der islamischen Welt auf sehr hohem Niveau weiter und auch mit einem sehr respektvollen Ton.“









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