Der Heilige Stuhl unterhält mit 37 überwiegend islamisch geprägten Staaten und Organisationen
volle diplomatische Beziehungen, die frühesten seit der Zeit kurz nach dem Zweiten
Weltkrieg. Erstes Land war 1947 der Libanon; zuletzt folgten 2007 die Vereinigten
Arabischen Emirate. Mit Saudi-Arabien bestehen weiterhin keine diplomatischen Beziehungen.
Eine wichtige Rolle spielt der „Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog“.
Seit 2007 leitet ihn der französische Kardinal und frühere Diplomat Jean-Louis Tauran.
Der Rat trifft sich regelmäßig mit Spitzenvertretern anderer Religionen, darunter
auch islamischen Geistlichen. Ihm angegliedert ist seit 1974 eine eigene „Kommission
für die religiösen Beziehungen mit den Muslimen“.
Auf religiöser und politischer
Ebene wurden die Beziehungen vor allem unter Papst Johannes Paul II. (1978-2005) fortentwickelt.
Höhepunkte waren die Papstpredigt vor muslimischen Jugendlichen in Casablanca (1985),
das interreligiöse Friedenstreffen von Assisi (1986), an dem auch zahlreiche islamische
Würdenträger teilnahmen, sowie der Besuch des Papstes in der Omajjaden-Moschee von
Damaskus (2001).
Sein Nachfolger Benedikt XVI. führt den Dialog mit dem Islam
fort. Für eine weltweite Diskussion sorgte 2006 seine Vorlesung an der Universität
Regensburg. Muslime sahen durch ein historisches Zitat den Propheten Mohammed beleidigt.
Mit einer Dialog-Offensive und einer Papstreise in die Türkei Ende 2006 glättete der
Vatikan die Wogen. 2008 gab das neu gegründete „Katholisch-Muslimische Forum“ in Rom
erstmals eine gemeinsame Erklärung katholischer und islamischer Theologen heraus,
ein Bekenntnis zu Religionsfreiheit und Gewaltlosigkeit. (kna 09.05.2009 gs)