2009-05-09 14:04:53

Benedikt vor Moslems: "Gemeinsam gegen Religionsmissbrauch angehen"


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. hat in einer Rede vor Moslems vor einer „ideologischen Manipulierung der Religion“ gewarnt. Gegen diesen Missbrauch von Religion, der mitunter auch für politische Zwecke benutzt werde, sollten Christen und Moslems gemeinsam angehen, sagte Benedikt in Amman. In seiner Rede vor Vertretern des Islam und Diplomaten wandte er sich zudem gegen die Ausgrenzung religiöser Minderheiten und rief zu Frieden und dem Schutz der Christen besonders im Irak auf.


Vor der größten Moschee Jordaniens, der König-Hussein-Moschee in Amman, begrüßte Prinz Ghazi bin Muhammad bin Talal den Gast aus Rom. Der Prinz war einer der Hauptinitiatoren des im Jahr 2007 von muslimischen Gelehrten verfassten offenen Briefes an den Papst und die christlichen Gemeinschaften. In diesem Schreiben sprachen sich die Islamgelehrten – nach der Regensburger Rede Papst Benedikts – für Dialog, politischen und religiösen Frieden in der Welt aus.

In seiner Ansprache äußerte Papst Benedikt XVI. Sorge darüber, dass Religion heute zunehmend als trennendes Element wahrgenommen werde. Die größere Gefahr sei aber, so Benedikt, die „ideologische Manipulierung der Religion“ - manchmal auch „zu politischen Zwecken“. Gegen diesen Missbrauch müssten Christen und Moslems gemeinsam angehen. Gemeinsame ethische Grundlage sei dabei die Menschenwürde. Benedikt:

„Gerade wegen der Bürde ihrer gemeinsamen Geschichte, die so oft von Missverständnis gekennzeichnet war, müssen Muslime und Christen bestrebt sein, als Gläubige erkannt und anerkannt zu werden, die treu beten, die bemüht sind, die Gebote des Allmächtigen zu halten und ihnen gemäß zu leben, die barmherzig und mitfühlend sind, die konsequent alles Wahre und Gute bezeugen, die stets den gemeinsamen Ursprung und die Würde aller Menschen bedenken, die der Höhepunkt des göttlichen Schöpfungsplans für die Welt und die Geschichte bleiben.“

Die beiden großen monotheistischen Religionen verstünden die menschliche Vernunft beide als „Gabe Gottes“, so der Papst. Gemeinsame Herausforderung von Christen und Moslems sei nun, das Potential dieser menschlichen Eigenschaft durch „Glaube und Wahrheit zum Guten heranzubilden“.
 
„Denn wenn die menschliche Vernunft demütig zulässt, dass sie selber vom Glauben geläutert wird, dann ist sie fern davon, geschwächt zu werden; vielmehr wird sie gestärkt, um der Überheblichkeit zu widerstehen und über ihre eigenen Grenzen hinauszugreifen. Auf diese Weise wird die menschliche Vernunft ermutigt, ihrem erhabenen Zweck zu folgen, der Menschheit zu dienen, wobei sie unser gemeinsames innerstes Streben zum Ausdruck bringt und den öffentlichen Diskurs lieber ausweitet, als ihn zu manipulieren oder einzuschränken. Daher – weit davon entfernt, den Geist einzuengen – erweitert ein ernsthaftes Festhalten an der Religion den Horizont menschlichen Verstandes.“

Religion leiste in Jordanien bereits einen „konstruktiven Beitrag“ zu Erziehung und Kultur, so der Papst. Positive Bespiele dafür seien das Rehabilitationszentrum „Regina Pacis“ sowie die Madaba-Universität für Muslime und Christen. Auch die Arbeit des „Königlichen Instituts für Interreligiöse Studien und Islamisches Denken“ sowie die von muslimischen Gelehrten verfasste „Amman Message“ aus dem Jahr 2004 seien wichtige Schritte:

„Solche Initiativen führen klar zu einer tieferen gegenseitigen Kenntnis und fördern eine zunehmende Achtung sowohl vor dem, was wir gemeinsam haben, als auch vor dem, was wir unterschiedlich sehen. Sie sollten daher Christen und Muslime dazu veranlassen, die wesentliche Beziehung zwischen Gott und seiner Welt noch gründlicher zu erforschen, so dass wir miteinander bestrebt sein mögen sicherzustellen, dass die Gesellschaft mit der göttlichen Ordnung in Harmonie mitschwingt.“

Abschließend grüßte Benedikt den anwesenden Patriarchen von Bagdad, Emmanuel III. Delly, und rief zu Frieden und den Schutz der Christen im Irak auf. Zusammen mit der Internationalen Gemeinschaft müsse, so Benedikt, „alles, was möglich ist“ für ein friedliches Zusammenleben der Religionen zu garantieren. In seiner Rede bekräftigte der Prinz Bin Talal die Notwendigkeit eines friedlichen Dialogs zwischen Muslimen und Christen. Das „positive Beispiel Jordanien“ müsse jedoch auch in Ländern gelten, in denen Muslimen in der Minderheit seien. Bin Talal:

„Wir hoffen, dass der einmalige jordanische Geist der Harmonie zwischen den Religionen den gegenseitigen Respekt der Religionen fördert und der ganzen Welt ein Beispiel ist. Heiliger Vater, mögen Sie dieses Beispiel auch in Regionen wie Mindanao oder bestimmte Teile des subsaharischen Afrika tragen, wo muslimische Minderheiten von christlichen Mehrheiten unterdrückt werden - ebenso wie in andere Weltgegenden, wo das Gegenteil der Fall ist.“

(rv 09.05.2009 pr)








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