Kardinal Cordes: Hl. Land darf kein Museum werden – „Freue mich, dass ich Christ bin!“
Kardinal Paul Josef
Cordes hält die Papstreise in den Nahen Osten für sehr wichtig. Das sagte er am Mittwoch
– zwei Tage vor dem Aufbruch Benedikts – gegenüber Radio Vatikan.
„Die Reise
ist sicher nicht sehr einfach; sie ist schon jetzt viel kommentiert worden, und ich
hoffe auch, dass der Heilige Geist – da bin ich sogar sehr sicher – den Papst leiten
wird. Bisher haben wir ja immer erlebt, dass der Heilige Vater, wenn er auch schwierige
Reisen durchzuführen hatte wie zum Beispiel in die USA oder wie zum Beispiel nach
Frankreich, das richtige Wort gefunden hat und aus den Reisen wirklich eine Chance
gemacht hat, für den Glauben und für die Kirche. Das erwarte und erhoffe ich mir auch
von dieser Reise.“ Vor allem für die Christen im Heiligen Land sei diese Visite
Benedikts XVI. „sehr, sehr wichtig“, meint Kardinal Cordes, der das Päpstliche Hilfswerk
Cor Unum leitet:
„…dass der Heilige Vater dorthin geht, dass er sie bestärkt
in ihrem Glauben und in ihrer schwierigen menschlichen Situation – in der Situation
des Mangels von Frieden und von Verständnis. Ganz gewiss ist es so, dass durch eine
solche Reise die Gläubigen dort neu den Wunsch hegen, in diesem Land zu bleiben. Meine
große Sorge ist es immer, dass die Christen des Heiligen Landes wegen der schwierigen
Lebensumstände, die sie haben, wegen der vielen Auseinandersetzungen in der Gefahr
sind, das Land verlassen zu wollen. Auf die Dauer würde es schrecklich sein, wenn
dieses Heilige Land gleichsam ein Museum würde – dass nicht mehr die Christen dort
selber die Heiligen Stätten verwalten, besuchen, frequentieren, sondern dass wie zu
einem Museum nur noch die Christen aus der ganzen Welt dorthin kommen, um dort einen
Besuch zu machen.“ Insofern sei „diese Reise sehr wichtig, um die Christen
zu bestärken in der Notwendigkeit, dort zu leben, wo Jesus gelebt hat, und dort zu
bleiben, auch wenn die Umstände schwierig sind!“ Kardinal Cordes ging auch auf den
interreligiösen Aspekt der Papstreise an die Heiligen Stätten der drei großen monotheistischen
Religionen ein:
„Ganz gewiss geht es darum, auch die Gemeinsamkeiten mit
den anderen Religionen herauszustellen. Ich würde aber unbedingt daran festhalten,
dass die Sicht, die die Christen auf den Vater Jesu Christi haben, eine andere ist
als die des Islam. Ich würde unbedingt daran festhalten, dass wir die Gemeinsamkeiten
herausstellen und betonen, dass wir andererseits aber keine Verwirrung stiften dürfen,
als hieße es: Wir haben alle denselben Gott! Wir wissen über Jesus Christus, dass
dieser Gott ein Vater ist, der uns nahe ist! Für einen Islam-Gläubigen wäre es eine
schreckliche Herausforderung und Beleidigung, zu sagen: Gott ist Vater.“ Es
sei sicher wichtig, „die Gemeinsamkeiten zu sehen“, so Kardinal Cordes. Aber er betont,
„dass uns über diese Gemeinsamkeiten hinaus in besonderer Weise die christliche Sicht
dieses Gottes von neuem nahegebracht werden muss“.
„Es war Jesus, der in
Nazareth im Heiligen Land geboren ist, der uns diesen Gott als Vater offenbart hat
und der uns gesagt hat: Dieser Vater ist euch nahe, dieser Vater liebt euch! Für den
Islam-Gläubigen ist es so, dass dieser Gott eher ein Gesetz ist, dass er kein väterlich-liebendes
Gesicht hat, sondern dass er ein Ordnungsfaktor ist… und ich freue mich sehr, dass
ich Christ bin und nicht Mohammedaner!“ (rv 06.05.2009 sk)