2009-04-30 09:37:07

Vatikan: Obamas gemischte Bilanz


RealAudioMP3 „Hundert Tage, die die Welt nicht verändert haben“ – so kommentiert die Vatikanzeitung die bisherige Amtszeit von US-Präsident Barack Obama. Der Leitartikler Giuseppe Fiorentino würdigt auf Seite eins des „Osservatore Romano“ zwar die große „Fähigkeit, zu kommunizieren“, die Obama habe, und erste Gesten der Öffnung in Richtung Kuba oder Iran. „Doch in anderen und konkreteren internationalen Szenarien ist die Kontinuität zur Vergangenheit deutlich: Etwa im Irak, wo die neue Regierung Bushs Rückzugs-Strategie umsetzt, oder in Afghanistan.“ Bei genauerem Hinsehen unterscheide sich auch Obamas Kuba-Politik bislang gar nicht sehr von der früheren unter Präsident George Bush.
Die Analyse der Vatikan-Zeitung geht auch auf die in der US-Kirche lautstark angegriffene Haltung Obamas zu Stammzellforschung und Abtreibung ein. Auch hier „scheint Obama nicht die radikalen Neuerungen zu bestätigen, die er zuvor angekündigt hatte“. Wörtlich heißt es in dem Leitartikel: „Die neuen Richtlinien zur embryonalen Stammzellforschung entsprechen keinem Kurswechsel, wie er Monate zuvor ins Auge gefaßt worden war. Sie erlauben nicht die Schaffung neuer Embryonen zu Forschungs- oder „therapeutischen“ Zwecken, und staatliche Gelder können nur zur Forschung an „überzähligen“ Embryonen verwendet werden.“ Das nehme der Kritik an „inakzeptablen Formen der Bio-Techniken, die der menschlichen Identität des Embryos widerstreiten“, nicht ihre Berechtigung – „aber die neue Regelung ist weniger permissiv“ als befürchtet.
Dass die Demokraten in diesen Tagen einen Gesetzentwurf zur Unterstützung schwangerer Frauen eingebracht haben, nimmt der „Osservatore“ mit „einer gewissen Überraschung“ zur Kenntnis: Das Projekt könne dazu dienen, die Zahl der Abtreibungen in den USA zu senken. „Das ist zwar kein Dementi der bisher von Obama aufgestellten Doktrin in Sachen Schwangerschaftsunterbrechung, doch könnte das Gesetzesvorhaben eine Neujustierung zugunsten der Mutterschaft bedeuten“, urteilt die Vatikanzeitung.
Fazit der ersten hundert Tage Obamas im höchsten politischen Amt der USA: „Neue Signale sind nicht zu leugnen, vor allem in Umweltschutz und Partnerschaft mit Peking. Aber um von Revolution zu sprechen, ist das vielleicht zu wenig...“

(or 30.04.2009 sk)







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