Hl. Katharina von Siena - Leben für spirituelle Erneuerung
Dominikanerin, Kirchenlehrerin
und Schutzpatronin Europas: Als solche feiert die Kirche am 29. April die heilige
Katharina von Siena, die zwischen 1347 und 1380 überwiegend in Italien lebte und wirkte.
Papst Pius II. sprach sie 1461 heilig. Was Katharina bereits zu Lebzeiten zu einer
so außergewöhnlichen Frau machte und welche Bedeutung sie auch heute noch für Kirche
und Gläubige hat? Darüber hat Radio Vatikan mit der Augsburger Dominikanerin und Theologin
Aurelia Spendel gesprochen.
Die Päpste waren im Exil in Avignon, die Kirche
steuerte auf das große Schisma zu und in Europa wütete die Pest: Caterina Benincasa,
die spätere Heilige Katharina von Siena, wurde in turbulente Zeiten geboren. Als 24.
Kind eines Pelzfärbers kam sie im italienischen Siena auf die Welt. Schon mit 16 Jahren
trat sie dem Dominikanerinnen-Orden bei. Ihr besonderes Engagement galt fortan den
Bedürftigen:
„Sie war eine Frau, die sich ganz stark eingesetzt hat -
mit ihrer persönlichen Verantwortung, mit ihrer persönlichen Zuwendung für Menschen
in Not. Sie hat Pestkranke gepflegt, sich dabei auch angesteckt, hat die Krankheit
überwunden. Sie war eine Frau, die gar keine Scheu davor hatte, sich mit den Großen
der Welt ins Benehmen zu setzen…“
…, erklärt die Dominikanerin Aurelia
Spendel. Bereits im Jugendalter habe sich Katharina für die Einheit der Kirche engagiert.
29-jährig reiste sie 1376 gemeinsam mit ihrem geistlichen Mentor, dem Dominikaner
Raimund von Capua, nach Avignon, um den Papst zur Rückkehr nach Rom zu bewegen. Ihre
Fürsprache hatte Erfolg, ein Jahr später verlegt Gregor X. den Papstsitz wieder nach
Rom.
„Was ihr buchstäblich am Herzen lag, war die Erneuerung der Kirche
nach einer Zeit größter Turbulenzen, nach einer Zeit, in der die Kirche auch den rechten
Weg aus den Augen verloren hatte. Eine Zeit, in der die Kirche sich neu formulieren
musste - mit Blick auch auf eine Christusgestalt, die unterzugehen drohte in diesem
machtpolitischen Auseinandersetzungen zwischen Papsttum und Kaisertum, zwischen den
Mächten dieser Welt. Und Katharina hat ganz klar gesagt: Es ist dieser leidende Christus,
es ist dieser Christus, der mit seinen Wunden vor uns steht und dem wir erneut Wunden
zufügen, wenn wir uns nicht in einer Einheit zusammenfinden können, die als Zeichen
für eine zerrissene Welt dienen kann.“
Katharina war eine mystische
Frau, lebte in strenger Askese und führte ein kontemplatives Leben. Schon von den
Zeitgenossen viel bewundert waren Katharinas Schriften zu spirituellen Fragen. Paul
VI. erhob sie 1970 zur Kirchenlehrerin. Und auch Johannes Paul II. würdigte ihr Charisma:
1999 ernannte er sie zur Schutzpatronin Europas. Als solche sei Katharina auch eine
Symbolfigur für das wichtige Wirken von Frauen in der und für die Kirche, sagt Schwester
Aurelia Spendel:
„Wir sind in der Kirche nicht (oder noch nicht) so weit,
dass wir auch einen ständigen Diakonat für Frauen hätten. Katharina hat in ihren karitativen,
kirchenpolitischen und spirituellen Aktivitäten gezeigt, dass Frauen diese Begabungen
haben und dass sie mit diesen Begabungen auch in der Kirche wirken können, müssen
und sollen. Die Stärkung durch die Anteilnahme am Amt des Diakons beziehungsweise
am Amt der Diakonin wäre ein wichtiges Zeichen, mit dem die Kirche zeigen könnte,
dass sie in der Nachfolge ihrer Heiligen den Frauen in der Kirche einen ganz wichtigen
und einen ganz unverzichtbaren Platz einräumt.“ Der
Katholische Deutsche Frauenbund feiert am Festtag der Heiligen Katharina von Siena
den „Tag der Diakonin“. Dieser 1998 vom Frauenbund eingerichtete Gedenktag kreist
um die Forderung, Frauen zum diakonischen Dienst in der Kirche zuzulassen. Die katholische
Kirche lehnt eine Institutionalisierung des Frauendiakonats bisher ab.