Sri Lanka: Erzbischof appelliert an Konfliktparteien
Der Erzbischof von Colombo, Oswald Gomis, hat die tamilischen Rebellen Sri Lankas
dafür verurteilt, dass sie Flüchtlinge als „menschliche Schutzschilde" missbrauchen.
In einem Interview sagte er dem englischen Zweig des weltweiten katholischen Hilfswerks
“Kirche in Not“, die Rebellenarmee der so genannten „Befreiungstiger von Tamil Eelam"
(LTTE) habe zehntausenden verzweifelten Flüchtlingen aus dem Nordosten des Landes
den Weg in sicherere Gebiete abgeschnitten. Trotz dringender Aufrufe zum Schutz der
Bevölkerung und einer eigens eingerichtete Feuerpause hinderten die Rebellen viele
noch immer an der Flucht. An diesem Sonntag haben die Tamilrebellen eine einseitige
Feuerpause erklärt. „Angesichts einer beispiellosen humanitären Krise und als Antwort
auf die Appelle der Vereinten Nationen, der Europäischen Union und der Vereinigten
Staaten, geben die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) einen einseitigen Waffenstillstand
bekannt“, hieß es in einer Erklärung. Ihr Angebot eines „humanitären“ Waffenstillstands
wurde von der Regierung in Colombo umgehend abgelehnt. Die Rebellen stünden kurz vor
einer Niederlage und müssten sich ergeben, forderte Verteidigungsminister Gotabhaya
Rajapakse. Der UNO-Beauftragte für humanitäre Fragen, John Holmes, forderte Zugang
zu allen Flüchtlingen. Seit Anfang der Woche konnten nach Informationen von „Kirche
in Not" mehr als 100.000 Zivilisten aus dem Nordosten Sri Lankas flüchten, nachdem
Regierungstruppen die Rebellen in der Region um die Stadt Mullaitivu eingekesselt
hatten. Doch nach Regierungsangaben seien in der Region immer noch viele Zivilisten
im Kriegsgebiet gefangen. Satellitenfotos zeigen große Gruppen von Zivilisten, die
an den Stränden Zuflucht suchen. Alle Versuche seitens der Kirche und der Vereinten
Nationen, einen neuen Waffenstillstand herbeizuführen, seien von der Regierung in
Colombo abgeblockt worden, berichtet Erzbischof Gomis. Zwar sei die Situation für
beide Konfliktparteien sehr schwierig, doch er appelliere er an den Präsidenten Sri
Lankas, schnellstmöglich eine friedliche Lösung für den Konflikt zu finden. (zenit
26.04.2009 bp)