Das Privatarchiv eines der größten Experten für das Pontifikat von Pius XII., des
Jesuiten Robert Graham (1912-97), soll digitalisiert werden. Das sagte der Sprecher
des Ordens, Giuseppe Bellucci, am Freitag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „Kathpress“.
Erst nach der Öffnung des vatikanischen Geheimarchivs für das betreffende Pontifikat
(1939-58) könne auch eine Publikation der Unterlagen von Graham erfolgen. Bellucci
dementierte Presseberichte, nach denen die US-Stiftung „Pave the Way“ bereits jetzt
exklusiven Zugang zu dem Material erhalte. Die Stiftung tritt für eine Rehabilitierung
Pius' XII. von dem Vorwurf des Schweigens zur NS-Judenverfolgung ein. - Der aus Kalifornien
stammende Politikwissenschaftler und Jesuit Graham hatte seit 1966 an der Herausgabe
einer elfbändigen Dokumentensammlung über die Politik des Heiligen Stuhls während
des Zweiten Weltkriegs mitgearbeitet. Daneben veröffentlichte er zahlreiche eigene
wissenschaftliche Aufsätze. Bei seinem Tod hinterließ er ein Privatarchiv von rund
25.000 Seiten mit Zeugenberichten und Dokumenten über Initiativen, die der Vatikan
zur Rettung von Juden vor der nationalsozialistischen Verfolgung unternahm. Grahams
Archiv werde in Rom katalogisiert und digitalisiert, bleibe aber im Besitz der kalifornischen
Jesuitenprovinz, sagte Bellucci. Bislang habe niemand das Privatarchiv Grahams näher
begutachtet. Experten rechneten jedoch nicht damit, dass es völlig neue Tatsachen
über die Amtszeit von Pius XII. enthält, so der Ordenssprecher. (kap 25.04.2009
ad)