Die erste arabische
Hochschule mit christlicher Trägerschaft in Israel kann im Oktober starten. Israel
hat nach acht Jahren grünes Licht dafür gegeben, sagte Erzbischof Elias Chacour im
Gespräch mit Radio Vatikan. Chacour, melkitischer Erzbischof von Galiläa, hatte das
Institut im galiläischen Ibillin damals gegründet, weil er der Ansicht ist, dass eine
gemeinsame Ausbildung von Christen, Juden und Arabern die besten Voraussetzungen für
eine friedliche Zukunft im Nahen Osten schafft.
„Acht Jahre lang gab es
Auseinandersetzungen mit der israelischen Regierung, bis man sich davon überzeugte,
dass diese Universität gut ist für Israel, die Palästinenser und die Christen. Offen
bleibt die Finanzierung: Wir haben nicht das Geld, uns in ein so großes Abenteuer
zu wagen, und appellieren an Wohltäter, dieses Risiko mit uns gemeinsam zu tragen.
Ich denke, Bildung ist das wirksamste Mittel, um die Mentalität zu ändern. In israelischen
Schulen und Universitäten ist es eine hochsensible Frage, welches Bild vom anderen
wir der jungen Generation geben. Welches Bild vermitteln wir jungen Juden von den
Arabern und den Christen – und umgekehrt. Dieses Bild bestimmt das Verhalten der Erwachsenen
von morgen. Deshalb bestehen wir auf der Qualität unserer christlichen Bildungsstätten
und laden Juden, Moslems, Drusen zu uns ein. Wir glauben: Je christlicher unsere Schulen
sind, umso offener sind sie für Juden und Moslems. Wir müssen das Gefühl haben, dass
wir nicht mehr leben können ohne unsere muslimischen und jüdischen Brüder.“
Erzbischof
Chacour betont immer wieder: Palästina gehört nicht den Juden allein oder den Moslems
allein – schon gar nicht den Christen, die nach einem beispiellosen Exodus in den
vergangenen 25 Jahren nur noch knapp zwei Prozent der Bevölkerung stellen. In der
Gesinnung des „Nicht-Besitzes“ sieht Chacour den einzigen Weg zu einer friedlichen
Zukunft im Nahen Osten.
„Der israelisch-palästinensische Konflikt ist kein
religiöser noch ein Rassenkonflikt. An seiner Wurzel steht Der Anspruch zweier Völker
auf dasselbe Territorium. Juden wie Palästinenser fordern seit 70 Jahren: Palästina
gehört uns. Und was haben sie damit erreicht? Israel hat niemals Frieden gefunden,
und die Palästinenser haben niemals Gerechtigkeit erhalten. Die Ansprüche beider haben
Krieg nach Krieg ausgelöst und für die Palästinenser Elend auf Elend. Es ist Zeit
zu verstehen, dass es keine exklusiven Eigentumsrechte auf Palästina geben kann. Nicht
Palästina gehört uns, sondern wir gehören zu Palästina! Dieses Land ist ein Ort, an
dem wir miteinander leben müssen. Wenn die Juden diese Realität nicht akzeptieren,
können sie nicht im Heiligen Land leben. Wenn die Palästinenser diese Realität nicht
akzeptieren, dass es auch Juden im Heiligen Land gibt, werden die Palästinenser nie
auch nur ein Minimum an Menschenrechten erhalten.“ (rv 23.04.2009 gs)