Der Vatikan ist zufrieden
mit dem Schlussdokument der umstrittenen UNO-Konferenz gegen Rassismus. Der Text sei
zwar „nicht perfekt“, bedeute aber einen wichtigen Fortschritt für die Formulierung
von Menschenrechten. Das meinte der Leiter der Vatikan-Delegation bei der so genannten
„Durban II“-Konferenz in Genf; es ist Erzbischof Silvano Tomasi.
„Das Dokument
ist nicht perfekt, aber es respektiert die wesentlichen Punkte der Menschenrechte,
und es öffnet den Weg zu einer Fortsetzung künftiger Verhandlungen über mehrere Themen,
die zum ersten Mal universell anerkannt worden sind. Wenn man weitermacht mit diesem
guten Willen zu Verhandlungen, ohne sich auf bestimmte Vorurteile gegenüber dem einen
oder anderen Staat einzulassen (oder auf Diskriminierungen der einen oder anderen
religiösen Gruppe), dann kann man sicher die Bedingungen verbessern, um gegen jede
Form von Rassismus zu kämpfen.“
Viele westliche Länder, darunter die USA
und Deutschland, hatten die Konferenz boykottiert; sie fürchteten, Teilnehmer könnten
sie zu anti-israelischen Ausfällen missbrauchen. Dieser Erwartung entsprach denn auch
der iranische Präsident Mahmud Ahmedinejad. Überraschend war dann aber schon am Dienstag
das Schlussdokument beschlossen worden, das Antisemitismus explizit verdammt und auch
den Holocaust erwähnt. Europäischen Wünschen war damit Rechnung getragen.
Pax
Christi Deutschland begrüßt den Verbleib der vatikanischen Delegation bei der Antirassismuskonferenz
in Genf. Ein Fernbleiben hingegen verbaue die Möglichkeiten der Auseinandersetzung,
sagte Pax Christi-Vizepräsident Johannes Schnettler an die Adresse Deutschlands.
„Wir
bedauern sehr, dass die Bundesregierung ihre Teilnahme an der Konferenz abgesagt hat,
weil wir als Pax Christi sagen müssen: Nur der Dialog führt auch in kontroversen Situationen
weiter. Deshalb ist es zu begrüßen, dass der Vatikan seine Position auf der Konferenz
gehalten hat, denn nur in der Konferenz selbst ist der Widerspruch möglich. Wir sehen
jetzt ja auch in den Reaktionen auf die Rede von Ahmadinedschad, die, soweit sie uns
bekannt ist, vollumfänglich zurückzuweisen und inakzeptabel ist, dass nur auf der
Konferenz selbst ein solcher Widerspruch möglich ist. Denn die Rede erhält jetzt ein
Eigengewicht - kein repräsentativer Europäer widerspricht dieser Position. Und das
ist bedauerlich. Ein entschiedener Widerspruch zu Ahmadinedschads Rede auf der Konferenz
hätte mehr bewirkt als das Fernbleiben.“ Der Heilige Stuhl hatte die antisemitischen
Aussagen des iranischen Präsidenten umgehend zurückgewiesen. Dennoch hat die Vatikan-Delegation
die Konferenz nicht verlassen. Auch „radikale und inakzeptable Meinungen“ müssten
angehört werden, begründete Erzbischof Silvano Tomasi diesen Schritt. Das entspreche
auch der Natur der Vereinten Nationen als offenem Forum. Pax Christi teilt diese Haltung
des Heiligen Stuhles zur Gänze.
„Wir haben für den Dialog immer geworben,
von daher ist diese Position von uns aus voll und ganz zu unterstützen. Wir sagen,
wir müssen mit den Personen, den Staaten, die im Widerspruch zu unserer Auffassung
stehen, reden. Die Dialogverweigerung führt immer zur Verschärfung der Konflikte.“
(rv 22.04.2009 sk/gs)