„An der Wurzel der
derzeitigen Wirtschaftskrise steckt die menschliche Habgier.“ Das meinte Papst Benedikt
XVI. an diesem Mittwoch bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz. Vor über 40.000
Menschen zitierte der Papst, der bald eine Enzyklika zur Globalisierung veröffentlichen
will, zustimmend einen Autor des achten Jahrhunderts: Der heilige Ambrosius Autpertus
habe Schriften hinterlassen, die nach Meinung des Papstes „auch für unsere Zeit einen
wertvollen theologischen und spirituellen Schatz darstellen“. Auf deutsch stellte
Benedikt den Autor so vor:
„Ambrosius Autpertus stammte aus der Provence und
war am Hof des Frankenkönigs Pippin des Jüngeren tätig. Er kam auch nach Italien,
wo er später in die Abtei St. Vinzenz bei Benevent eintrat. Im Jahre 777 wurde er
zum Abt dieses Klosters gewählt. Wegen Spannungen innerhalb der Mönchsgemeinschaft
legte er ein Jahr später sein Amt nieder und begab sich nach Spoleto. Unversehens
verstarb er am 30. Januar 784 auf dem Weg nach Rom.“
Zu den Werken, die Ambrosius
Autpertus hinterlassen habe, zählten eine asketische Abhandlung über die Laster und
die Tugenden sowie eine Schrift über die Habsucht, referierte Papst Benedikt. In dieser
letztgenannten Schrift schreibe Ambrosius, dass „Habgier die Wurzel aller Laster und
aller Übel“ sei, und zwar für die Personen wie für die Gesellschaft. Damit habe der
Autor recht gehabt, bekräftigte der Papst.
„Sein Hauptwerk ist aber der Kommentar
zur Offenbarung des Johannes, nach Jahrhunderten der erste ausführliche lateinische
Kommentar zum letzten Buch der Bibel. Früheren Auslegungen folgend, deutet er die
Kirche als das eigentliche Thema der Offenbarung des Johannes. Für Ambrosius Autpertus
kann aber die Kirche nie von Christus getrennt gesehen werden, die als Leib Christi
an dessen Mittlerschaft teilnimmt. Eine besondere Stellung kommt dabei Maria als Urbild
der Kirche und Mutter der Glaubenden zu. Mit manchen Formulierungen nimmt Ambrosius
Autpertus schon die Marienfrömmigkeit des heiligen Bernhard vorweg und gilt als der
erste große Mariologe des Westens.“
Ambrosius Autpertus sei aber auch in einer
anderen Hinsicht wichtig für heute: Er zeige, dass die Kirche sich nicht vereinnahmen
lassen dürfe – weder von der Politik noch von Nationalismen oder Stammesinteressen,
so Papst Benedikt. Mit Grußworten in mehreren Sprachen wandte sich der Papst an die
Besucher der Generalaudienz. Den Pilgern aus seiner deutschen Heimat gab er die Worte
mit auf den Weg: „Der auferstandene Christus, der uns in seiner Kirche geeint hat,
mache uns zu Mitarbeitern seines Heils. Der Herr segne euch alle“