Im Bundesstaat Orissa werden Christen durch Todesdrohungen davon abgehalten, zur Wahl
zu gehen. Das sagte der Erzbischof von Cuttack-Bhubaneswar, Raphael Cheenath, dem
internationalen Hilfswerk „Kirche in Not“. Die Drohungen gingen von der nationalistischen
Hindu-Partei BJP aus und richteten sich persönlich gegen alle Christen, die zur Wahl
gingen. Die BJP habe es sich zum Ziel gesetzt, die Christen aus der Region zu vertreiben.
Das habe die Partei vor den Wahlen deutlich gesagt, und er habe keinen Zweifel daran,
dass sie im Falle eines Wahlsieges mit der Vertreibung fortfahren werde, so Cheenath.
Die erneuten Drohungen aus der Führungsriege der BJP seien „sehr deutlich“ gewesen
und hätten „große Angst“ unter den Menschen ausgelöst.
Erzbischof Cheenath
klagt die Regierung des Bundesstaates Orissa an, dass sie nicht die nötigen Schritte
eingeleitet habe, um solche Einschüchterungen zu unterbinden. Der Spitzenkandidat
der BJP, Ashok Sahu, sei zwar im Vorfeld der Wahlen wegen einer anti-christlichen
Rede verhaftet, aber nur kurze Zeit später wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
Berichte
über Todesdrohungen und andere Einschüchterungen im Vorfeld der Wahlen erhält Erzbischof
Cheenath vor allem aus der Region um die Stadt Kandhamal, in der im Bundesstaat Orissa
die meisten Christen leben. In den Jahren 2007 und 2008 war es in Kandhamal zu schweren
Übergriffen auf die christliche Bevölkerung gekommen. Bei Angriffen nationalistischer
Hindus auf fast 300 Dörfer waren damals mehr als 100 Menschen umgekommen, etwa 50
000 Christen waren geflüchtet. Ein Priester aus Kandhamal berichtet, dass die Hindu-Nationalisten
am Wahltag teilweise sogar Straßen mit gefällten Bäumen blockiert hatten, um christlichen
Dorfbewohnern den Weg zu den Wahlbüros abzuschneiden.